Gestern vor 60 Jahren wurde die Einführung der Bundesliga beschlossen. Warum es damals höchste Zeit war - und Otto Rehhagel schon bald "fast" weinte. Happy Birthday, Bundesliga. Auf den Tag genau vor 60 Jahren, am 28. Juli 1962, erblickte die Bundesliga das Licht der Welt, ein Jahr später startete sie mit 16 Klubs am 24. August 1963 in ihre erste Saison. Nach einem über sechs Jahre währenden Streit, in dem sich besonders die Vereine im Norden der Republik gegen die Einführung einer bundesweiten Liga gewehrt hatten, brachte an jenem Samstag eine Kampfabstimmung im Goldsaal der Westfalenhalle in Dortmund ein überraschend deutliches Ergebnis: Mit 103:26 Stimmen beschlossen die Delegierten auf dem DFB-Bundestag die Einführung der Bundesliga. Warum fiel das erste Bundesliga-Tor eigentlich noch vor dem offiziellen Start der Liga? Und warum war die Einführung der Liga für die Spieler durchaus ein Risiko? 1963 wurde die Bundesliga angepfiffen - als eine der letzten nationalen Ligen in Europa. In der zweiten Folge von "kicker History" befassen wir uns damit, wie die Bundesliga eingeführt wurde, wie die erste Saison verlief und was sich für die Spieler änderte. Als Zeitzeugen sind diesmal unter anderem 1860-Legende Alfred "Fredi" Heiß, Wolfang Paul von Borussia Dortmund und der spätere Nationaltorwart Horst Wolter dabei. Außerdem berichten die Fußballhistoriker Dietrich Schulze-Marmeling und Gerd Kolbe von legendären Spielen und einer der kuriosesten Trainerentlassungen der Bundesliga-Geschichte. Die nächste Folge von "kicker History" erscheint am 25. Juli. "Das JA zur Bundesliga", titelte der kicker, dessen damaliger Herausgeber Dr. Friedebert Becker ein großer Befürworter der größten Reform in der Geschichte des 1900 gegründeten DFB war. Euphorisch gratulierte er den Gründern der Bundesliga, "die nun endlich bei uns dem Fortschritt zum Durchbruch verhalfen. Der DFB holt den bedrohlichen Vorsprung des Auslands auf, das längst seine Elite in einer Spitzenklasse zusammengeschlossen hat." Kölns Präsident gilt als Gründungsvater In England gab es "The Football League" schon seit 1888; sie ging vor 30 Jahren in die Premier League über. Auch in Italien und Spanien existierten schon seit Jahrzehnten landesweite Ligen, bevor in der Bundesrepublik die besten Vereine aus den fünf Oberligen Berlin, Nord, Süd, Südwest und West in der neuen Bundesliga zusammenfanden. Das letzte Endspiel um die deutsche Meisterschaft gewann Borussia Dortmund mit 3:1 gegen den 1. FC Köln am 29. Juni 1963 in Stuttgart. Ein Jahr später ging der 1. FC Köln als erster Meister der Bundesliga in die Geschichte ein. Franz Kremer, der Präsident des 1. FC Köln, gilt als Gründungsvater der Bundesliga. Er hob am Tag ihrer Gründung das Sektglas und sagte zu den Delegierten im rauchgeschwängerten Goldsaal: "Jetzt zieht wieder Sauberkeit in den deutschen Fußball ein. Jetzt sind wir wieder Herren im eigenen Haus. Praxis und Gesetz waren zu weit voneinander entfernt. Wir haben die Bundesliga fünf Minuten nach zwölf eingeführt, aber es ist noch nicht zu spät." Die Kölner Fußballlegende Wolfgang Overath weiß, was die Liga Kremer zu verdanken hat: "Er war ein Mann der Tat. Ohne Kremer hätte auch der 1. FC Köln niemals solche Zeiten erlebt." Der Weltmeister von 1974, Torschütze des ersten Kölner Bundesligatreffers am 1. Spieltag der Saison 1963/64, sagte das auf den Tag genau vor zehn Jahren. Da erinnerten DFB und DFL bei einer Matinee im Goldsaal an den 50. Geburtstag der Bundesliga - zum 60. findet kein vergleichbares Ereignis an diesem Donnerstag statt. "Ehrfürchtiger" Rehhagel Bei diesem Anlass am 28. Juli 2012 beschrieb mit Otto Rehhagel ein anderes "Kind der Bundesliga" seine Gefühle, als er für Hertha BSC am 1. Spieltag 1963 auf den Platz lief: "Ich war sehr ehrfürchtig, gegen die Helden meiner Kindheit zu spielen. Ich erinnere mich noch, wie Helmut Rahn, der wie ich ein Essener Junge und mein großes Vorbild war, in einem Spiel als erster Bundesligaspieler die Rote Karte gesehen hat. Ich habe fast geweint." Was Friedebert Becker über die hohen Erwartungen der Fans an die neue Liga vor 1962 zum Ausdruck brachte, gilt in gewisser Weise auch vor dem Start der Bundesliga in ihre 60. Saison am ersten Wochenende im August: "Woche für Woche sehen wir die Besten der Besten aufeinanderprallen. Woche für Woche herrscht hier oder da Endspielstimmung. Woche für Woche hält uns die Tabelle in Atem, die immer wieder zur Parade der Elite ganz Deutschlands aufruft." Quelle: Kicker.de