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Zeidler nach 2:3 „stinksauer“ - Druckversion

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Zeidler nach 2:3 „stinksauer“ - Herr Bert - 10-10-2024

Der VfL Bochum verliert beim Zweitligisten 1. FC Köln 2:3. Trainer Zeidler sieht erst gute Dinge, ist am Ende aber angefressen. Wittek verletzt sich am Zeh. 

Maxi Wittek stand nach dem Testspiel beim 1. FC Köln an der Bande neben der Wechselbank. Er unterhielt sich mit Kollegen und Kölner Spielern, die Sonne lugte hervor. Die Schmerzen waren ihm kaum anzusehen, und das war wohl die beste Nachricht für den VfL Bochum nach dem 2:3 (1:1) beim 1. FC Köln. 

Wittek hatte sich früh verletzt. Er versuchte, Sergis Adamyan per Grätsche noch am Torschuss zu hindern, was letztlich misslang. Köln führte schnell mit 1:0 (6.) - und für den derzeit einzigen etatmäßigen Linksverteidiger im Team des VfL Bochum war die Partie zu Ende. Ein kleiner Zeh sei dunkelblau, erklärte er. 

Wittek: Prellung am kleinen Zeh - in Hoffenheim wohl dabei
Nach ersten Erkenntnissen hat er sich eine Prellung am Zeh zugezogen. Wittek selbst gab auf Nachfrage das positive Signal, dass er wohl bald wieder trainieren kann - und beim wichtigen Bundesliga-Spiel in Hoffenheim am Samstag, 19. Oktober (15.30 Uhr/Sky) dabei sein kann.

Auch Trainer Peter Zeidler gab hinterher erste Entwarnung: „Es ist keine Fraktur des kleinen Zehs. Ich denke, dass er nächste Woche wieder mitmachen kann“, sagte Zeidler.

Pannewig zeigt eine gute Leistung auf ungewohnter Position
Für Wittek übernahm Mats Pannewig die Linksverteidiger-Position. Der 19-Jährige, eigentlich zentral zuhause und zum Start als Sechser aufgeboten, löste seine Aufgabe ordentlich, spielte als einziger Bochumer durch. Losilla kam für Wittek, agierte als Sechser strukturiert.

Acht Profis, darunter die Stammkräfte Bero, Sissoko, Boadu, fehlten ja. Nur vier Spieler legten los, die auch gegen Wolfsburg begonnen hatten. Am Ende hatte Trainer Zeidler elf Wechsel vorgenommen. 

4-3-3: Bochum übernimmt Kontrolle und führt
Der VfL berappelte sich nach dem frühen Rückstand. Formiert im 4-3-3, übernahm Bochum die Kontrolle. Moritz Kwarteng, der seine Dribbelfreude immer wieder aufblitzen ließ, erzielte das verdiente 1:1. Ein abgefälschter Schuss von Philipp Hofmann wurde von Ivan Ordets an den Pfosten gelenkt, im zweiten Durchgang traf Jakov Medic noch per Kopf die Latte.

Nach der Pause erzielte Moritz Broschinksi, der erst als Rechtsaußen und dann zentral eine ordentliche Partie zeigte, das 2:1, als er sich im eins gegen eins gut behauptete und einnetzte. Lukas Daschner hatte einen Ball vorher per Kopf abgefangen. Kurz darauf allerdings kam Köln wieder zu leicht zum Abschluss, Luca Waldschmidt gelang das 2:2.

Viele Talente ab Minute 60 - Zeidler unzufrieden
Auf beiden Seiten spielten ab Minute 60 viele Talente, die in der Liga kaum zum Zug kommen. Zwei Teams, die so noch nie zusammengespielt haben und wohl auch nicht mehr werden.

Zeidler sauer: Aus einem Testspiel wird ein „Freundschaftsspiel“
Beim VfL durfte sich unter anderem U19-Spieler Alessandro Crimaldi zeigen. Mit den jungen Spielern war Zeidler auch überwiegend zufrieden - nicht allerdings mit einigen verbliebenen Routiniers. „60 Minuten war es ein Testspiel, danach habe ich mehr ein Freundschaftsspiel gesehen“, monierte der Coach

Er vermisste den Willen, das Tor mit Macht zu verteidigen - und meinte bei seiner Kritik wohl Jakov Medic und Felix Passlack, aber auch den unauffälligen Zehner Dani de Wit. Mehr Routiniers standen ja nicht mehr auf dem Platz. 

Nackenschlag in der Schlussminute: „Ergebnis stört mich“
Zeidler sah „60 interessanten Minuten“ mit guten Phasen, Chancen und Ballkontrolle - wobei es defensiv immer mal wieder die üblichen Lücken gab. Und ärgerte sich maßlos über das 2:3. Nach einer Ecke patzte der zuvor zweimal glänzende Timo Horn, im Getümmel kam der Ball zu Neo Tello. Wieder eine Niederlage. „Es darf gar nicht erst zur Ecke kommem. Mich stört das Ergebnis“, sagte Zeidler. 

Über die Vorstellung einiger in der letzten halben Stunde war er „stinksauer. Einige junge Spieler haben gezeigt, dass sie viel Talent haben, es ist nicht gegen sie. Aber wir hatten dann insgesamt nicht die Verbissenheit, unser Tor zu verteidigen.“ Das erhoffte Erfolgserlebnis blieb damit aus - auch im Test kassierte der VfL nach sechs Niederlagen in sieben Pflichtspielen eine Pleite. 

Tore: 1:0 Adamyan (7.), 1:1 Kwarteng (20.), 2:1 Broschinski (48.), 2:2 Waldschmidt (54.), 3:2 Telle (90.)

So spielte Bochum: Drewes (46. Horn) - Gamboa (46. Passlack), Ordets (46. Loosli), Masovic (46. Medic), Wittek (7. Losilla/61. Bamba) - Pannewig - Daschner (61. Jahn), Miyoshi (61. Elezi) - Broschinski (70. Koerdt), Hofmann (46. de Wit), Kwarteng (61. Crimaldi).

Quelle: WAZ.de


RE: Zeidler nach 2:3 „stinksauer“ - Herr Bert - 10-11-2024

Die Niederlage in Köln ärgerte nicht nur Bochums Trainer Zeidler. Doch es gab auch einige Erkenntnisse für das Spiel in Hoffenheim - defensiv, offensiv, taktisch. 

Anthony Losilla ist mit 38 Jahren der älteste Bundesliga-Spieler. Beim 1:3 gegen Wolfsburg bestritt er sein 100. Erstliga-Spiel für den VfL Bochum. Und doch erlebt der Kapitän in den ersten Wochen der neuen Saison viel Neues. 

In der Liga war er nicht immer erste Wahl, schon das ist ungewohnt für Losilla. Gegen Kiel kam er so früh wie nie von der Bank ins Spiel, nach 15 Minuten bereits für Erhan Masovic. Auch beim Testspiel in Köln am Donnerstagmittag sah man Ungewöhnliches: erst eine Ein-, dann eine Auswechslung von Losilla. 

Wittek soll möglichst am Montag wieder trainieren
Maxi Wittek hatte sich in der Partie beim Zweitligisten aus der Domstadt früh verletzt, nach erster Diagnose eine Prellung im Zeh zugezogen. Trainer Peter Zeidler rechnet damit, dass er bei den Einheiten am Freitag und Samstag passen muss, aber zu Wochenbeginn wieder auf dem Platz stehen kann.

Nach nicht einmal zehn Minuten kam Losilla ins Spiel, übernahm die Sechserposition im 4-3-3 bei der 2:3-Niederlage beim 1. FC Köln. Nach rund einer Stunde ging er wieder vom Feld. Zeidler rotierte insgesamt komplett durch, setzte 22 Spieler ein.

Ebenso wie die anderen Stammkräfte in dieser Saison spielte Losilla gegen ebenfalls bei weitem nicht in Bestbesetzung angetretene und im Verlauf durchwechselnde Kölner damit in etwa eine Halbzeit. Die erste Stunde gab die wesentlichen Erkenntnisse mit Blick auf die weiteren Aufgaben in der Bundesliga. Am Ende spielten viele junge Profis, die derzeit in der ersten Klasse dem VfL kaum weiterhelfen könnten. Auch Samuel Bamba zählt dazu, der Außenstürmer, im Testspiel gegen RW Essen noch überzeugend, enttäuschte in Köln. 

Losilla: „Wir waren griffiger“
Losilla spielte gut, mit Übersicht, Ballsicherheit, Struktur. „Leider haben wir nicht gewonnen, das hätte uns gut getan. Trotzdem gab es ein paar gute Sachen“, sagte er angesichts von sechs Niederlagen in sieben Pflichtspielen dieser Spielzeit. „Wir waren griffiger, hatten ein paar gute Balleroberungen und haben uns Chancen herausgespielt. Aber wir müssen weiter daran arbeiten, die Spiele zu gewinnen. Wir brauchen in der Liga ein positives Ergebnis“, so Losilla. Zufrieden wirkte er daher nicht, konnte er auch nicht sein.

Bekannte Probleme gab es auch in Köln zu sehen: zu viele leichte Pass-Fehler, zu einfach überspielte Defensivkette bei Kölner Umschaltaktionen, schwache Verteidigung bei den Treffern zum 0:1 und 2:2. Und das 2:3 fiel, als der ansonsten gute Torwart Timo Horn den Ball nach einer Ecke im Fünfmeterraum nicht kontrollieren konnte. Es war die letzte Aktion der Partie - irgendwie typisch für den Negativ-Lauf des VfL. 

4-3-3-System? Losilla setzt sich dafür ein
Zeidler setzte auf ein 4-3-3-System, das seit seinem Amtsantritt zum Repertoire gehört. „Ich persönlich finde das 4-3-3 gut“, nahm Losilla deutlich Stellung. „Das gibt uns noch andere Möglichkeiten im offensiven Spiel, das sah schon gut aus. Wir haben schnelle Spieler“, so Losilla.

Der Coach setzte in der Liga bisher meistens auf eine Raute, stellte oft im Spielverlauf auf ein 4-3-3 um wie zuletzt nach einer Stunde gegen Wolfsburg. In Freiburg, als Bochum zur Pause 1:0 führte und letztlich 1:2 verlor, setzte er allerdings von Beginn an aufs 4-3-3.

Eine Umstellung vom 4-4-2 auf 4-3-3 hätte natürlich personelle Konsequenzen für die Startelf. In Köln fehlte der normalerweise vorerst gesetzte Myron Boadu, der wegen einer Hüftproblematik wohl erst am Montag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Moritz Broschinski spielte auf dem rechten Flügel, Moritz Kwarteng links - für beide war der Test ein (weiterer) Schritt nach vorne.

Hofmann wird für lange Bälle benötigt - im Abschluss glücklos
Mittelstürmer Philipp Hofmann ist wohl weiter gesetzt - vor allem, weil der Hüne als Anspielstation für lange Bälle benötigt wird, einem weiterhin oft praktizierten Stilmittel der Bochumer. Dabei ließ er sich auch in Köln oft fallen, agierte dann wie ein Zehner. Im Abschluss blieb er aber auch im Franz-Kremer-Stadion glücklos, vergab zwei gute Möglichkeiten.

Broschinski brachte schon gegen Wolfsburg nach seiner Einwechslung viel frischen Wind ins Spiel, überzeugte auch in Köln auf der rechten Angriffs-Seite. Und Kwarteng sammelte nicht nur wichtige Spielpraxis, sondern zeigte einige gute Aktionen, sein Tempo, seine Dribbelstärke. Wie beim 1:1, als er vor dem erfolgreichen Abschluss zwei Kölner stehen ließ. 

Broschinski und Kwarteng treffen und liefern Argumente
Im zweiten Abschnitt spielte Broschinski dann zentral im Angriff, setzte sich bei seinem Tor zum 2:1 stark durch. Beide lieferten Argumente für mehr Einsatzzeit - und genau darum ging es primär beim Testpiel.

Wer kann wo am besten helfen, damit der VfL die Wende schafft? Wer ist wie weit, wer harmoniert? 

Diese Frage stellt sich auch im Mittelfeld. Als Achter agierten diesmal Koji Miyoshi und Lukas Daschner. Beide zeigten ihre fußballerischen Qualitäten, beide allerdings verloren unter Druck auch immer mal wieder den Ball, vor allem Miyoshi. Der Neuzugang war viel unterwegs, benötigt aber weitere Spielpraxis, Wettkampfhärte. Vorerst dürfte er ein Joker bleiben nach den Köln-Eindrücken. 

Dani de Wit könnte dem System zum Opfer fallen
Und Dani de Wit, einer der vermeintlichen Königstransfers? Der Niederländer blieb erneut blass. Allerdings hatte er es in der zweiten Halbzeit mit vielen jungen Talenten um sich herum auch schwer, ein konstruktives Spiel zu gestalten, selbst bedient zu werden.

Dennoch: Sollte Zeidler in Hoffenheim auf ein 4-3-3 setzen, könnte de Wit, der bisher nur beim Spiel in Dortmund überzeugte, dem System zum Opfer fallen. Oder als Achter agieren mit Matus Bero vor Anthony Losilla. Denn Ibrahima Sissoko, eigentlich gesetzt, kehrt frühestens am Donnerstag von seiner Länderspielreise mit Mali zurück. Sissoko hat dann vor dem Hoffenheim-Spiel nur noch eine Trainingseinheit beim VfL. 

Und defensiv? In der Viererkette bildeten Ivan Ordets und Erhan Masovic ein solides Innenverteidier-Duo - möglich, dass Jakov Medic, der an vielen Gegentreffern in dieser Saison beteiligt war, seinen bisherigen Stammplatz verliert. 

Pannewig kann es auch als Linksverteidiger
Die wichtigste Erkenntnis allerdings war, dass auf Linksfuß Mats Pannewig nicht nur allgemein, sondern auch als Linksverteidiger Verlass ist. Der groß gewachsene 19-Jährige, eigentlich im Zentrum zuhause, überzeugte mit klugem Stellungsspiel, Zweikampf- und Kopfballstärke.

Für Maxi Wittek hat Bochum keinen gelernten back-up im Kader, solange Bernardo nicht einsatzfähig ist. Bernardos Comeback rückt näher, wird aber noch dauern. Pannewig begann in Köln als Sechser, rückte dann aber unverhofft nach Witteks Verletzung auf die linke Verteidigerposition - und nahm die Rolle umgehend an. Sollte Wittek fit genug sein, wird er sicherlich in Hoffenheim beginnen. 

Pannewig ist weiterhin auch im Zentrum eine Alternative, hat nun aber bewiesen, dass er auch als Linksverteidiger helfen kann. Seinen Platz im Kader hat der flexible Linksfuß vorerst zementiert. 

Quelle: WAZ.de