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Darum steigt der VfL Bochum verdient ab - Herr Bert - 05-19-2025

Der VfL Bochum steigt aus der Bundesliga ab. Die Zahlen und Daten dieser Saison sind erschreckend. Welche Fehler der Verein machte. 

Wer den VfL Bochum am Samstag beim 2:0-Sieg spielen sah, der wird sich ein wenig die Augen gerieben haben. Auf einmal gelang viel davon, was im gesamten Saisonverlauf nicht klappte. Myron Boadu zauberte sich zu zwei Toren, defensiv stand die Mannschaft weitgehend stabil und selbst Konter wie vor dem zweiten Treffer wurden beim FC St. Pauli auf einmal konsequent zu Ende gespielt. 

„Wir haben es das ganze Spiel über gut gemacht. Wir haben konzentriert verteidigt, auch mit dem Ball hat es mir gut gefallen. Wenn wir den zweiten Ball hatten, haben wir endlich mal versucht, Fußball zu spielen“, sagte Außenverteidiger Maximilian Wittek, der ähnlich wie seine Kollegen in der nun beendeten Saison nicht immer auf der Höhe war. „Ich hoffe, dass wir daran nächstes Jahr ansetzen können, weil wir das in der Saison zu selten konsequent hinbekommen haben.“ 

Begonnen hatte die VfL-Misere schon in der Transferphase in der vergangenen Saison. Die ablösefreien Abgänge von Schlüsselspielern wie Kevin Stöger oder dem Leih-Ende von Keven Schlotterbeck rissen eine große sportliche Lücke im Kader. Die finanziellen Mittel fehlten, um diese Charaktere auf und neben dem Platz adäquat zu ersetzen. 

Nur gut sechs Millionen Euro standen am Ende zu Verfügung, im Gesamtetat von 41 Millionen Euro waren höhere Summen gebunden - etwa für die Nichtabstiegsprämie der Vorsaison. Zudem machte sich der VfL Bochum durch die Suspendierung von Manuel Riemann selbst eine Baustelle auf, da sowohl Patrick Drewes als auch Timo Horn spielerisch schwächer waren als der Heißsporn. 

Zeidler-Wahl der größte Fehler
Als größter Fehler stellte sich am Ende aber die Trainer-Wahl heraus. Peter Zeidler sollte dem VfL Bochum eine neue DNA geben, sollte die Mannschaft weiterentwickeln mit hochintensivem Pressing. Daten des Datenanalyse-Unternehmens CREATEFOOTBALL belegen, dass zwar kein Team mehr Kilometer lief als der Zeidler-VfL - doch nie mit Erfolg.

Vor allem im Spiel gegen den Ball erzielte der VfL in der Laufintensität absolute Bestwerte. Das Problem nur: Das Pressing war häufig unkoordiniert und es fehlte die nötige Geschwindigkeit im Anlaufen. Nur elf Prozent der Pressingversuche waren von Erfolg gekrönt, das ist der zweitschwächste Wert der Liga. Dadurch ergaben sich stets Lücken in der Defensive. 69 Mal pro 90 Minuten wurde die Bochumer Abwehr überspielt. Kein Team wurde häufiger ausgekontert als der VfL Bochum unter Zeidler. 

Zudem verloren die Spieler viel zu häufig den Ball, 65 Prozent aller gegnerischen Abschlüsse entstanden direkt nach eigenen Ballverlusten. Keine Mannschaft der Liga war schwächer. Zudem ist der Wert von 2,7 Expected Goals ein unterirdischer. Bochum ließ sogar die vermeintlich besten Schusspositionen der Liga für die gegnerischen Spieler zu. 

VfL Bochum stabilisierte sich unter Hecking
Auch im Spiel nach vorn konnte der VfL Bochum nicht überzeugen. Ein klarer Plan fehlte, fast alle Angriffe gingen durchs Zentrum. Zu selten schaffte es die Bochumer Mannschaft eine Überzahl im vorderen Drittel herzustellen, die Flügel waren verwaist. Schnell stellte sich heraus, dass der Spielstil Zeidlers nicht zu den Qualitäten der Spieler passte, weshalb sich intern früh Widerstand regte. Schluss war für Zeidler nach acht Pflichtspielen. Zeidlers im Schnitt 0.13 Punkte pro Spiel sind der schwächste Wert eines Cheftrainers in der VfL-Historie.

Nachdem Markus Feldhoff interimsweise die Mannschaft übernommen hatte, stellte der VfL Bochum mit Dieter Hecking einen Hoffnungsträger ein. Hecking gelang es, die anfällige Defensive durch die Umstellung auf eine Fünferkette zu stabilisieren und reduzierte den Gegentorschnitt auf 1.6 pro Spiel, was der Ligaschnitt ist. 

Auch die Anzahl gegnerischer Abschlüsse reduzierte sich auf 13 pro 90 Minuten. Hecking schaffte es, dass das Pressing koordinierter, zwar etwas weniger intensiv, dafür deutlich effizienter ablieft. Im Gegenpressing ist der Hecking-VfL sogar das beste Team der Liga (22 Gegenpressing-Balleroberungen pro 90 Min., sechs mehr als unter Zeidler). Auch ist die Zahl der Balleroberungen insgesamt deutlich gestiegen (von 35 auf 44 pro 90 Min.), die letzte Linie wurde seltener ausgehebelt. Doch auch unter Hecking blieben die Spielanteile mit nur 46 Prozent die drittwenigsten der Liga. 

Unter Hecking gelangen dennoch endlich Siege - wie gegen den BVB und den FC Bayern. Nach dem Erfolg beim Rekordmeister aber lief nichts mehr zusammen, der VfL Bochum verlor Spiel um Spiel, war dabei aber immer gut in der Partie. „Wir hatten 24 Spieltage Zeit, es zu regulieren“, sagte Hecking nach dem 2:0-Sieg beim FC St. Pauli. „Wir haben aus 24 Spiele 24 Punkte geholt, mir steht es aber nicht zu, über die ersten neun Spiele zu urteilen. Ich habe es nicht gelöst bekommen.“ 

Hecking: „Wir steigen verdient ab“
An der Spielidee an sich lag es aber nicht, der VfL legte einen klaren Fokus auf das Flügelspiel, schlug viele Flanken. Doch die Qualität der Spieler reichte offenbar nicht aus, hinzu kamen Verletzungsprobleme etwa bei Myron Boadu, dem einzigen Stürmer im Kader mit klarer Bundesliga-Qualität. Bochum blieb dadurch offensiv zu häufig blass, spielte sich kaum Großchancen heraus. 14 benötigte Schüsse pro Tor ist der schwächste Wert der Liga.

So war es trotz der defensiven Stabilisierung unter Hecking nicht mehr möglich, die Hypothek von nur einem Punkt aus den ersten neun Saisonspielen und einem Torverhältnis von 9:29 aufzuholen. Die defensive Schreckensbilanz des Saisonbeginns, gepaart mit der zahnlosen Offensive und dem ständigen Chaos auf der Vorstandsebene machen diesen Abstieg des VfL zu einer logischen Konsequenz. „Wir steigen verdient ab“, sagte Hecking realistisch mit dem Blick auf nur 25 Punkte. 

Quelle: WAZ.de