12-20-2015, 09:18 AM
Die Euphorie war infolge des Aufstiegs aus der 3. Liga groß beim MSV Duisburg. Nach chaotischen Jahren haben es die Meidericher Verantwortlichen um Ivica Grlic trotz finanzieller Engpässe geschafft, eine eingeschweißte Truppe auf den Rasen zu bringen, die auch noch ansprechenden Fußball spielte und hinter den souveränen Bielefeldern als Zweiter aufsteigen konnte. Ein halbes Jahr später kleben die Zebras am Tabellenende der 2. Bundesliga fest, Trainer Gino Lettieri wurde bereits ausgetauscht und das rettende Ufer ist nach gerade 18 Spielen ganze acht Punkte entfernt. Doch aufgeben kommt noch lange nicht infrage. Vor allem der neue Übungsleiter und Hoffnungsträger Ilia Gruev versprüht den Glauben an die Mammutaufgabe Klassenerhalt.
Der erste Cheftrainerposten des 46-jährigen Bulgaren, der bislang vor allem als Co-Trainer in Erscheinung trat (Duisburg, Kaiserslautern, Bulgarien, Hajduk Split), hat es also gleich in sich. Seine Vorteile liegen auf der Hand: An ihm haftet Stallgeruch, er war vier Jahre als Spieler und ein Jahr als Co-Trainer bei den Zebras, und eine positive sowie optimistische Art, die er auch seinen Spielern eingeimpft hat. Er hat den Konkurrenzkampf neu angefacht und vor allem mentale Blockaden lösen können. Der Glaube an die eigene Stärke ist zurückgekehrt, man rechnet sich etwas aus im „kleinen“ Ruhrpottschlager.
Und auch der Start an der Seitenlinie glückte – zunächst. Einem 1:1 gegen den damaligen Tabellenführer Freiburg ließ der MSV dasselbe Ergebnis in Düsseldorf folgen, um dann im dritten Spiel unter Gruevs Leitung beim 3:0 gegen Sandhausen den erhofften Befreiungsschlag zu landen. Der Knoten schien geplatzt, mit breiter Brust gingen die Gestreiften das Gastspiel bei RB Leipzig an. In Sachsen setzte es dann zum Hinrundenabschluss die erste Niederlage. Im Grunde genommen nichts dramatisches, in Leipzig werden noch ganz andere Kaliber verlieren. Doch dieses Spiel war etwas anders. Bis zur 85. Minute führten die Meidericher nämlich mit 2:1, als wenig später der Schlusspfiff ertönte, prangte ein 2:4 aus MSV-Sicht an der Anzeigetafel. Schon der Ausgleich ließ die Köpfe wieder gen Boden sinken, gegen den 1. FC Kaiserslautern verfiel die Mannschaft wieder in alte Muster und agierte harmlos, ein 0:2 war die logische Konsequenz gegen keineswegs vor Selbstbewusstsein strotzenden Roten Teufel. Die defensive Stabilität aus Gruevs ersten drei Spielen war dahin. Nun geht es in der heimischen Schauinsland-Arena um einen positiven Jahresabschluss, bei dem man auch dem eigenen Anhang zeigen kann, dass man noch lebt und den schon beträchtlichen Rückstand auf Platz 15 noch aufholen kann.
Um dieses Husarenstück noch zu packen, wurden nach Schließung des Transferfensters, als der MSV noch sieglos war, noch zwei international nicht unbekannte Spieler verpflichtet. Giorgi Chanturia, ehemals bei Vitesse Arnheim und ein Jahr in „La Masia“ beim FC Barcelona aktiv, und Victor Obinna (Inter Mailand, West Ham United, Lokomotive Moskau) waren seit Sommer ohne Verein, blieben bislang aber größtenteils hinter den immensen Erwartungen zurück und erzielten jeweils nur ein Tor. Chanturias Treffer beim Debüt gegen Paderborn brachte immerhin den ersten Dreier der Spielzeit. Obinna ist seit gut einem Monat verletzt, Chanturia musste trotz Obinnas Ausfall in Kaiserslautern 90 Minuten auf der Bank schmoren.
Die Gesamtbilanz in Liga 2 eignet sich indes nicht als Hoffnungsschimmer für die, die es mit dem MSV halten. In elf Zweitligaduellen unterlag der MSV dem VfL sechsmal und gewann lediglich zweimal. Auch an das Hinspiel wird man als Zebra keine guten Erinnerungen haben. Mit 0:3 blitzten die Duisburger im rewirpowerSTADION ab und übernahmen die Rote Laterne, die seither nur am fünften Spieltag kurzzeitig abgegeben werden konnte. Seit Spieltag sechs brennt sie ununterbrochen in Wedau. Ein Sieg gegen die Jungs von der Castroper Straße wäre umso wichtiger, weil sich der 15. und der 16., Düsseldorf und Paderborn, am Montag duellieren.
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."