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Ilja Känzig im Interview
#2
Ilja Kaenzig spricht über Ablösesummen, den künftigen Etat, Tim Oermann und wie wichtig der Aufstieg der U23 ist. 

Ilja Kaenzig (51) ist seit gut sieben Jahren Geschäftsführer des VfL Bochum, im Sommer stellt sich der Verein im sportlichen Bereich womöglich ziemlich neu auf. Ein Sportchef soll bald kommen, weitere Veränderungen sind geplant - wohl auch im Kader. Im zweiten Teil unseres Interviews spricht Kaenzig auch über bisherige Probleme bei der Talente-Förderung und die Bedeutung der U23.

Zehn Verträge, inklusive der Leihspieler, laufen aus, zwölf Verträge laufen nur noch ein Jahr bis 2026. Droht im Sommer, ligaunabhängig, ein großer Umbruch – oder ist er sogar gewollt?
Ilja Kaenzig: Gewollt ist er nie. Aber man muss Dinge korrigieren. Für den Fall des Abstiegs hätten wir viele Spieler im Kader, die nicht für die 2. Liga zu uns gekommen sind. Bei einem Abstieg bräuchte es wohl einen Umbruch, weil man für das Ziel Aufstieg einen anderen Kader haben muss als für das Ziel Klassenerhalt in der Bundesliga. Das geht aber nicht nur uns so, sondern liegt in der Natur der Sache.

VfL Bochum plant zunächst geringere TV-Einnahmen ein

m Fall Klassenerhalt: Bliebe es auch vor der fünften Saison Bundesliga-Saison bei der Devise, dass neue Spieler ablösefrei sein sollten?
Fakt ist: Unsere Einnahmen sind erst einmal geringer. Die TV-Einnahmen sinken. Im alten Vertrag hatten wir die höchste Auszahlungs-Stufe erreicht. Die Gesamtsumme beim neuen TV-Vertrag ist zwar etwas höher, wird aber gleich verteilt über die fünf Jahre. Hinzu kommt, dass wir – im Fall des Klassenerhalts - einen Platz im TV-Ranking verlieren, wenn Köln als Meister der 2. Liga aufsteigen sollte. Es fließt also erstmal weniger Geld rein und mehr Geld ab.

Wie will der VfL dies umdrehen?
Wir machen bereits aus wenig Geld viel mehr als andere. Wir kommen unserem Ziel, mindestens 100 Millionen Euro plus umzusetzen, immer näher, weil wir kontinuierlich in allen Bereichen wachsen. Nach dieser Saison liegen wir bei über 90 Millionen Euro. Wenn wir die Liga halten, werden wir das Ziel bald erreichen. Aber für den großen Befreiungsschlag benötigen wir höhere Transfereinnahmen. Wenn uns das gelingt, können wir auch Ablösesummen für Spieler bezahlen.

Ilja Kaenzig über Tim Oermann: „Wollen gerne den Vertrag verlängern“

Zeichnen sich Transfererlöse ab? Verteidiger Tim Oermann (21, Vertrag bis 2026) oder Mittelfeldspieler Ibrahima Sissoko (26, Vertrag 2027) etwa könnten dafür sorgen…
Mit Tim Oermann wollen wir gerne den Vertrag verlängern, die Gespräche laufen. Ibrahima Sissoko wollen wir halten. Derzeit wäre viel Fantasie gefragt, um über Spielertransfers im Sommer zu spekulieren. Es geht um den Klassenerhalt, das ist das Entscheidende. 

Der Lizenzspieleretat blieb in dieser Saison auf Vorjahresniveau bei rund 41 Millionen Euro. Mit welchem Etat plant der VfL für die kommende Saison?
Unter gleichen Bedingungen planen wir in der Bundesliga mit dem gleichen Etat. Sollten wir aber weniger einnehmen, geht die Rechnung nicht auf. Dafür müssten wir erstmal den Transfererlös erzielen wie im Vorjahr (Patrick Osterhage wechselte für rund 4,8 Millionen Euro zum SC Freiburg, die Red.). Wenn wir mehr einnehmen, können wir den Etat auch erhöhen. Im Abstiegsfall würden uns viele Spieler verlassen. Ziel wäre es, einen Zweitliga-Spitzenetat zu stellen. Was aber in der 2. Liga nicht heißt, dass man automatisch um den Aufstieg mitspielt. Man muss das Geld sinnvoll ausgeben, die richtigen Spieler holen. Man sieht auch an der aktuellen Tabelle, dass nicht zwingend die Klubs oben stehen, die den höchsten Etat haben.

Kaenzig über Talente: Müssen reelle Perspektive bieten

Stichwort Kaderwertmanagement: Etliche U19-Talente wie U18-Nationalspieler Kacper Koscierski spielen eine starke Saison, auch die U21 liegt klar auf Aufstiegskurs in die Regionalliga.
Der wichtigste Punkt ist es, Platz zu schaffen im Kader, damit die Talente auch eine reelle Perspektive haben. Wir werden jetzt nicht zehn Talente unterbekommen im Abstiegs – oder Aufstiegskampf. Wir müssen für jeden eine realistische Story haben. Auch in dieser Hinsicht sind wir vor dieser Saison von unserem Weg abgekommen. Wir konnten unsere Versprechen doch gar nicht halten, dass alle auf viel Einsatzzeit kommen. Der Übergangsbereich ist bei uns zu kurz gekommen, hatte bisher noch nicht diese Bedeutung. Da verlieren wir aber Spieler und damit auch viele Millionen Euro, die wir vorher in der Ausbildung ausgeben. Das ist unbefriedigend. Den Übergangsbereich müssen wir grundlegend überholen, da müssen wir top sein. Ich hoffe, dass auch der neue Sportchef hier mit Nachdruck anpackt und viel Potenzial sieht.

Wie wichtig ist für diesen Übergangsbereich auch der Aufstieg der U21 in die Regionalliga?
Sehr wichtig. Die Regionalliga ist eine andere Hausnummer als die Oberliga. Dann können wir auch mal Spieler von unten nach oben anstatt von oben nach unten ziehen. Wir müssen für die U21 einen ausgewogenen Kader zusammenstellen mit Korsettstangen und Spielern, die eine Perspektive haben. Wir halten keine Mannschaft, nur um in der Regionalliga zu spielen. Sie muss auch Spieler zu Profis entwickeln und sie muss dafür entsprechend bestückt sein. In der jetzigen U19 ist der eine oder andere Spieler dabei, für den die Bundesliga oder 2. Liga vielleicht noch einen Tick zu früh kommt, die Oberliga aber nicht gut genug ist. Für diese Talente ist die Regionalliga eine gute Plattform, zumal die Mannschaft auch im Ruhrstadion spielen soll.

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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Ilja Känzig im Interview - von Herr Bert - 03-15-2025, 09:36 AM
RE: Ilja Känzig im Interview - von Herr Bert - 03-15-2025, 09:51 AM

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