08-31-2015, 11:15 AM
So richtig ruhig war es beim TSV 1860 München in den vergangenen Jahren nur selten. Was sich jedoch in den letzten Monaten rund um die Grünwalder Straße abspielt, ist selbst für eingefleischte Löwen eine neue Stufe auf der „Chaos-Skala“. Zwischen dem Wirrwarr um Vorstandspositionen, Fanklagen gegen Mitgliederversammlungen und dem schleichenden Abgang von Sportdirektor Gerhard Poschner, hat Trainer Torsten Fröhling mit seiner Mannschaft nach dem Fast-Abstieg im Sommer einen spielerisch überzeugenden Saisonstart hingelegt – einzig die Punktausbeute lässt weiterhin zu wünschen übrig.
Am 2. Juni 2015 lief die 91. Minute im Relegationsspiel zwischen dem TSV 1860 München und Holstein Kiel, als Innenverteidiger Kai Bülow das erlösende 2:1 für die Münchner erzielte. Die Sechziger hatten gezittert, waren in beiden Spielen nicht besser als die Norddeutschen, am Ende stand ein mehr als glücklicher Klassenerhalt. Nach einer Saison mit zwei Trainerwechseln und vielen sportlich unterirdischen Auftritten wurde im Sommer der Kader verkleinert. Störfaktoren wurden aussortiert und nur punktuell neue Spieler verpflichtet. Der Start in die Spielzeit 2015/16 lief für die Löwen bisher durchwachsen. Zwar überzeugte die Fröhling-Elf, anders als in der letzten Saison, spielerisch und kämpferisch, hatte jedoch nur wenig Glück im Abschluss und steht so lediglich bei zwei Punkten nach vier Partien.
Blieben die Münchner beim Auftakt in Heidenheim noch einiges schuldig, spielten die Sechziger am zweiten Spieltag den 1. FC Nürnberg nahezu an die Wand und kassierten unglücklich den Ausgleich. Im DFB-Pokal sorgte die Elf um Kapitän Christopher Schindler mit einem 2:0-Sieg über den Bundesligisten aus Hoffenheim für eine Überraschung. Es folgte ein 0:1 gegen den SC Freiburg, bei dem die Blau-Weißen auf Augenhöhe mit den Breisgauern agierten. Am letzten Spieltag waren die Süddeutschen im Duell mit Union Berlin die spielbestimmende Mannschaft, verschossen in Person von Daniel Adlung jedoch einen Elfmeter und mussten sich am Ende mit einem torlosen Remis zufrieden geben. Sechs Mal trafen die Löwen in den ersten vier Spielen das Aluminium, vergaben zudem etliche Großchancen, unter anderem den angesprochenen Strafstoß gegen die Köpenicker. Für Trainer Fröhling das Hauptproblem seiner Mannschaft: „Irgendwann muss man auch mal mit der letzten Konsequenz den Ball über die Linie drücken, doch wir haben das noch nicht mal beim Elfmeter geschafft.“
Neben dem Platz geht es bei 1860 weiterhin turbulent zu. Der ehemalige Bundesliga-Profi Gerhard Poschner wurde im Sommer als Hauptverantwortlicher für die sportliche Talfahrt auserkoren und vom Geschäftsführer Sport zum Sportdirektor degradiert. Poschner kündigte daraufhin im Juli fristlos. Der jordanische Investor Hasan Ismaik hat mit seinen Familienmitgliedern die Hälfte der Aufsichtsratsmandate inne und kann so jede Veränderung im Verein blockieren. Diverse Gremien und Ämter sind nur interimsweise besetzt und erlauben dem Verein keine weiterführenden Entscheidungen. Hinzu kommen gerichtliche Klagen von Fans gegen eine angeblich fehlerhafte Durchführung der Generalversammlung.
Zu mehr Ruhe im Verein würde mit Sicherheit die Steigerung des sportlichen Erfolgs führen. Hier steht der Verein vor richtungsweisenden Wochen. Nach zwei Auswärtspartien in Bochum und Düsseldorf, empfangen die Löwen den 1. FC Kaiserslautern in der Allianz Arena. Die Bilanz gegen den VfL in den letzten fünf Partien liest sich für die Löwen mit vier Siegen äußerst positiv. In der letzten Saison unterlag der VfL im rewirpowerSTADION mit 0:3 und verlor auch in München, trotz früher Führung, mit 1:2. Für die Blau-Weißen aus Bochum gilt es, diese Serie zu beenden, um gleichzeitig den eigenen Erfolgslauf in dieser Saison fortzuführen.
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."