05-05-2017, 10:32 AM
Die Aussichten sind in Ostwestfalen derzeit trübe. Bei Arminia Bielefeld läuft es nicht, die Mannschaft ist Tabellenvorletzter, wenn auch nur mit einem Punkt Abstand zum rettenden Ufer. Dabei haben sie beim DSC schon nahezu alles unternommen, um mehrfach die Wende zum Positiven zu geben. Mittlerweile darf sich mit Jeff Saibene der vierte Coach daran probieren, die Arminia wieder in die Spur zu bringen. Das Motto des ersten Luxemburger Trainers in der Bundesliga dabei lautet: Volle Pulle! Doch die Offensivstrategie ist bis dato nicht so recht von Erfolg gekrönt, weshalb das Zwischenfazit eher im Bereich „Flasche leer“ anzusiedeln ist.
Kennen Sie „Trainer-Domino“? Das geht so: Ein großer Verein verliert seinen Coach, weil der – sagen wir mal – von einem Europa-League-Club zu einem Champions-League-Aspiranten wechselt. Also such der Europa-League-Club nach einem neuen Trainer und wird dabei bei einem anderen Bundesligisten fündig. Der sucht nun seinerseits sehr ad hoc nach einem Chefcoach und findet ihn bei einem Zweitligisten. Ausstiegsklauseln und Ablösesummen (ja, die gibt´s auch für Trainer!) machen diese Deals möglich, begleitet von allerlei Trara und Tamtam. Weiter beim Domino: Der Zweitligist muss nun wiederum in Windeseile einen neuen Übungsleiter suchen und bedient sich in der 3. Liga. Der betreffende Drittligist steht dann vor demselben Problem und schaut auch eine Liga tiefer…
So, und nun ersetzen wir die Platzhalter durch die Namen Markus Weinzierl, Dirk Schuster, Norbert Meier, Rüdiger Rehm und Oliver Zapel und bei den Vereinen kommen Schalke 04, der FC Augsburg, Darmstadt 98, Arminia Bielefeld, die SG Sonnenhof Großaspach und der SV Eichede zusammen. Markus Weinzierl verlässt trotz laufenden Vertrages den FC Augsburg und heuert flugs beim FC Schalke 04 an. Die Augsburger holen Dirk Schuster aus Darmstadt, auch der „hat noch Vertrag“. Und so geht es weiter: Darmstadt lotst Norbert Meier aus Bielefeld weg, das holt dafür in Windeseile und mitten in der Saisonvorbereitung Rüdiger Rehm vom Drittligisten Großaspach, auf den dort Oliver Zapel vom norddeutschen Regionalligisten SV Eichede folgt. Klingt kompliziert, was? Ist es auch. Und das Irre daran: So richtig glücklich geworden ist eigentlich nur Oliver Zapel beim Drittligisten. Denn bis auf ihn und Markus Weinzierl sind alle anderen Trainer bei ihren neunen Clubs schon wieder gefeuert worden, inklusive Rüdiger Rehm bei der Arminia.
Elf Spiele bekam Rehm Zeit, dann wurde nach einem Punkteschnitt von 0,73 die Reißleine gezogen. Sein Nachfolger als Interimscoach wurde Carsten Rump, Co-Trainer der Bielefelder. Der war in drei Spielen gleich zweimal erfolgreich, durfte aber als B-Lizenz-Inhaber nicht dauerhaft in der Zweiten Liga arbeiten. Also trat Jürgen Kramny die Nachfolge an. Ergebnis: 14 Spiele, ein Schnitt von 1,07 Punkten. Zu wenig, um die Vereinsführung zu überzeugen. Immerhin gelang unter seiner Regie der 1:0-Hinspielsieg, bei dem hinterher niemand soi recht wusste, wie er zustande gekommen war. In der Anfangs- und Schlussviertelstunde dominierte der VfL und schnürte die Gastgeber regelrecht ein, ohne jedoch Zählbares auf die Tafel zu bringen. Mit dem ersten Bielefelder Konter markierte Andreas Voglsammer das Tor des Tages. Im Schlussabschnitt retteten das Aluminium und ein überragender Torwart Wolfgang Hesl den Ostwestfalen den dreifachen Punktgewinn.
Seit Ende März ist nun Jeff Saibene am Ruder. Der Luxemburger, vom Schweizer Erstligisten FC Thun nach Bielefeld beordert, gilt als Verfechter des Offensivfußballs und hat gleich mal markig postuliert: „Mit Unentschieden kommst du nicht weiter. Uns helfen im Abstiegskampf nur Siege.“ Hat bisher zweimal geklappt, die letzten drei Spiele aber nicht. Statt volle Pulle also eher Flasche leer. Besonders dramatisch: In den Heimspielen gegen Stuttgart (2:3) und vergangene Woche gegen Fürth (1:1) gab es die Nackenschläge jeweils in der letzten Spielminute. Und sowohl beim dazwischen liegenden Auswärtsspiel in Heidenheim (2:2) als auch gegen Fürth schaffte es die Arminia nicht, eine langwährende Überzahl dank gegnerischer Roter Karten für sich zu nutzen: kein Tor bei Elf gegen Zehn. Stattdessen sogar den Ausgleich von Fürth kassiert, auch weil Keeper Daniel Davari zum dritten Mal in Folge schwer patzte.
Schon vor Saibenes Engagement hatte Davari seinen Kollegen Hesl im Tor abgelöst; angesichts der „Böcke“, die er gegen Stuttgart, Heidenheim und Fürth schoss, gilt eine erneute Wachablösung als sehr wahrscheinlich. Dabei dürfte es die Bielefelder auch nur leidlich trösten, dass auch sie bei ihren jüngsten drei Toren in Heidenheim und gegen Fürth von zum Teil katastrophalen Fehlern der anderen Torhüter profitierten. Wenn Jeff Saibene übrigens von Offensive spricht, schließt das nicht ein, dass Arminia-Ikone Fabian Klos von Beginn an spielt. Das war zwar zuletzt gegen Fürth der Fall, doch in den Spielen zuvor glänzte der etatmäßige Kapitän als Edeljoker. Große Aufregung rund um die „Alm“, doch in einem Kommentar meinte „Jeff le Chef“ dazu trocken: „Wenn man einen Fabian Klos nach einer Stunde bringen kann, das ist für jeden Gegner ein Albtraum.“
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."