09-29-2018, 02:16 PM
Ganz bitterer Nachmittag für den VfL Bochum 1848. Nach verhaltenem Start gerieten die Blau-Weißen schnell in Rückstand. Doch Hinterseer (21.) und Hoogland (31.) drehten die Partie in eine Bochumer Führung. Unmittelbar nach dem zweiter Trefer sah Routinier Losilla die Ampelkarte. In Unterzahl hielt der VfL stark mit, hatte im zweiten Durchgang durch Celozzi und de eingewechselten Gyamerah sogar die besten Chancen. Doch der FCH kam durch Glatzel (79.) und Schnatterer (84.) noch zum Heimsieg.
Teil drei der Englischen Woche für den VfL Bochum 1848 beim 1. FC Heidenheim. Am Samstagmittag gastierte die Mannschaft von Cheftrainer Robin Dutt vor 10.600 Zuschauern in der Voith-Arena. Der Bochumer Coach musste dabei die Startelf im Vergleich zur bitteren Heimniederlage gegen Dynamo Dresden (0:1) unter der Woche notgedrungen etwas umbauen: Sebastian Maier fehlte kurzfristig aufgrund von muskulären Problemen im Hüftbereich, für den Spielmacher feierte Neuzugang Chung Yong Lee sein Startelf-Debüt für die Blau-Weißen. Silvère Ganvoula und Jan Gyamerah nahmen zunächst auf der Ersatzbank Platz, dafür rotierten Sidney Sam und Kapitän Stefano Celozzi in die erste Elf. FCH-Trainer Frank Schmidt, immerhin seit über elf Jahren an der Seitenlinie der Ostwürttemberger aktiv, änderte im Vergleich zur 1:2-Niederlage bei Jahn Regensburg am Mittwochabend vier Mal: Kapitän Schnatterer, Dorsch, Dovedan und Thiel standen von Beginn an auf dem Platz.
Dovedan war es auch, der nach einer Ecke in der vierten Spielminute die erste brandgefährliche Chance für die Gastgeber hatte. Schnatterers Standard wie so oft maßgeschneidert, am zweiten Pfosten lauerte der Heidenheimer Zehner, doch auf der Torlinie konnten Manuel Riemann und Anthony Losilla im Verbund in höchster Not klären. Der FCH nutzte den Rückenwind der ersten Gelegenheit und machte weiter Druck, nach einem weiteren Eckball drückte Mainka die Kugel aber weit über die Latte. Erst danach übernahm der VfL langsam das Spielgeschehen und setzte sich erstmals in der Heidenheimer Hälfte fest, ohne aber den Weg vors Tor zu finden. Besser machte es in der zehnten Minute die Schmidt-Elf – und ging prompt in Führung. Nach einem eigentlich harmlosen Befreiungsschlag verschätzte sich zunächst Hoogland, sodass Glatzel an der Mittellinie an den Ball kam. Dessen Steilpass in den Lauf von Dovedan wurde gefährlich, weil Leitsch als letzter Mann ausrutschte und so keine Abwehrchance hatte. Dovedan konnte so frei auf Riemann zulaufen und den Ball im Kasten versenken – 0:1.
Auch in der Folge stimmte es in der Bochumer Hintermannschaft nicht wirklich. Wenige Minuten nach dem Gegentreffer durfte Griesbeck ungestört in den VfL-Strafraum eindringen, nach seinem Flankenball auf Thiel traf der Heidenheimer aber die Kugel nicht richtig, sodass diese im Fangnetz landete. Den ersten Schuss aufs FCH-Tor verzeichnete der VfL erst nach 20 Minuten: Nach einer Kombination über die rechte Seite und einer Seitenverlagerung war Perthel plötzlich in Schussposition, doch sein Versuch aus der Distanz war kein Problem für Müller. Besser machten es die Gäste nur eine Minute später: Nach einem langen Ball stand Celozzi plötzlich mutterseelenallein im Heidenheimer Strafraum, doch statt es selbst zu versuchen, behielt der Außenverteidiger die Übersicht und bediente per Flachpass den heranrauschenden Hinterseer, der aus wenigen Metern humorlos zum schnellen Ausgleich abschloss (21.). Fünf Minuten später wieder die Süddeutschen: Schnatterer versuchte es mit einem Knaller aus 25 Metern, der Ball wurde noch einmal gefährlich von Glatzel abgefälscht, der Stürmer stand dabei aber im Abseits.
Nach einer halben Stunde ging es dann rund! Erst durfte der VfL erneut jubeln, und dieser Treffer dürfte zumindest Außenseiter-Chancen in der Kategorie „Kacktor des Monats“ haben: Nach einem langen Ball von Riemann setzte sich Hinterseer stark gegen seinen Gegenspieler durch, vom Oberschenkel des Österreichers kullerte der Ball dann in Richtung Heidenheimer Tor. Hoogland, der aufgrund einer vorangegangenen Ecke noch im Strafraum lauerte, spritze vor dem herauseilenden FCH-Keeper Müller dazwischen und gab der Kugel mit der Fußspitze den entscheidenden Tick, sodass diese in Zeitlupe ins Netz rollte (31.). Doch nur drei Minuten später dann der Schock für den VfL: Losilla, der in der Anfangsphase bereits den Gelben Karton gesehen hatte, kam gegen Griesbeck zu spät und foulte diesen erneut gelbwürdig, sodass der Franzose mit der Ampelkarte frühzeitig duschen musste. Taktische Umstellung danach von Dutt: Sam musste seinen Platz auf dem linken Flügel räumen, für ihn kam zur Stabilisation des defensiven Mittelfelds Vitaly Janelt in die Partie (37.). Fünf Minuten vor der Pause hatte der VfL dann Glück, dass Schnatterer nicht den Ausgleich erzielte. Perthel hatte den Ball per Kopf unzureichend in die Füße des FCH-Kapitäns geklärt, dessen Direktabnahme rauschte Zentimeter am linken Pfosten vorbei (40.). Auf der anderen Seite hatte Leitsch nach mustergültiger Ecke von Weilandt die Möglichkeit, doch sein Kopfball war nicht platziert genug (41.). Bis zur Halbzeit passierte dann nichts mehr, sodass es mit der knappen und zugegebenermaßen etwas glücklichen Führung zum Pausentee ging.
Ohne personelle Wechsel auf beiden Seiten ging es bei spätsommerlichen Temperaturen in der Voith-Arena weiter. Genau 120 Sekunden waren gespielt, da ging es schon Richtung FCH-Tor: Nach einem Ballgewinn von Lee in der eigenen Hälfte spielte sich Hinterseer per Doppelpass mit Weilandt frei, sodass er mit Platz aufs gegnerische Tor zulaufen konnte. Da aber die Teamkollegen nicht schnell genug hinterherkamen, musste es der Torschütze zum 1:0 selbst versuchen – doch weder der erste Versuch noch der Nachschuss führten zum Ziel, schlussendlich konnte Müller parieren (47.). Vier Minuten später dann wieder die Gastgeber, doch nach Dovedans flacher Hereingabe von der rechten Seite und einem Hacken-Abschluss von Glatzel war Riemann auf der Hut und sicherte sich den Ball ohne Probleme. Die Bochumer spielten jetzt in Unterzahl abwartend und standen tief in der eigenen Hälfte, die Roten gaben das Tempo vor. Doch auch nach einer Viertelstunde im zweiten Durchgang blieb es vor dem VfL-Tor weitgehend ungefährlich, die Schmidt-Elf fand durch die dicht gestaffelte Defensive keinen Weg. Lediglich: Bei Ballgewinn dauerte es zu lange, bis genügend Bochumer Spieler anspielbereit waren, sodass viele Konterchancen bereits im Keim erstickt wurden.
In Minute 64 dann mal wieder der FCH gefährlich: Zunächst wurde eine Schnatterer-Ecke geklärt, der zweite Ball landete erneut beim Heidenheimer Rekordspieler. Die Nummer 7 der Roten flankte in die Mitte, wo der kurz zuvor eingewechselte Thomalla zwar am höchsten sprang, den Ball per Kopf aber weit über das Gebälk drückte. Ein attraktives Fußballspiel war es jetzt nicht mehr, doch die Führung der Blau-Weißen hatte auch 20 Minuten vor dem Schluss noch Bestand, dafür sorgte eine konzentrierte Defensivleistung. Doch auch im Angriff wurde es noch einmal richtig gefährlich: Nach 75 Minuten kam der eingewechselte Gyamerah im Strafraum an den Ball, doch sein Schuss aus der Drehung wurde von Müller spektakulär zur Ecke geklärt. Die noch größere Möglichkeit hatte im Anschluss daran Celozzi: Der zweite Ball landete im Rückraum, wo der VfL-Kapitän mit vollem Risiko draufhämmerte, doch der Ball klatschte an den Pfosten (76.)!
Erst kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu! Im direkten Gegenzug gelang den Gastgebern dann nämlich der Ausgleich (78.). Busch hatte auf der rechten Seite zu viel Platz und durfte unbedrängt in die Mitte flanken, wo der zuletzt gut aufgelegte Glatzel lauerte und sich im Kopfballduell durchsetzte – 2:2. Ein bitterer Schlag für die Bochumer, die es in Unterzahl lange so gut gemacht hatten. Die letzten zehn Minuten sollten jetzt natürlich noch einmal ein ganz hartes Stück Arbeit werden. Und wie befürchtet kam es noch schlimmer: In der 83. Minute wusste sich Tesche kurz vor dem VfL-Strafraum nur mit einem Foul zu helfen, den fälligen Freistoß verwandelte Schnatterer dann zur Heidenheimer Führung (84.). Für die letzten fünf Minuten musste die Dutt-Elf jetzt noch einmal voll ins Risiko gehen, um doch noch etwas aus Ostwürttemberg mitzunehmen. Eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit hätte Dovedan nach einem Konter dann alles klar machen müssen, doch sein Versuch, den Ball über den aufgerückten Riemann zu schlenzen, misslang vollkommen, sodass Perthel die Kugel aufnehmen und wieder nach vorne treiben konnte (89.). Eine Minute später wieder Dovedan, der vollkommen freistehend aus fünf Metern Riemann in die Arme schoss. Drei Minuten gab Schiedsrichter René Rohde obendrauf, alle Bälle wurden jetzt postwendend in Richtung FCH-Tor befördert.
Weil der Ball aber nicht mehr gefährlich vor das Heidenheimer Tor kam, blieb es bei der bitteren Auswärtsniederlage des VfL. Weiter geht es für das Team von Trainer Robin Dutt am kommenden Freitagabend (18:30 Uhr), dann ist die DSC Arminia Bielefeld im Vonovia Ruhrstadion zu Gast.
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."