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Kein Glück, viel Pech
#1
   

Das war alles andere als verdient. Der VfL Bochum 1848 musste im letzten Heimspiel des Jahres eine bittere 1:3-Niederlage gegen den FC St. Pauli hinnehmen. Nach starkem blau-weißen Beginn gingen die Gäste mit der ersten Chance durch Allagui in Führung (15.). Lukas Hinterseer sorgte zehn Minuten vor der Pause für den hochverdienten Ausgleich. Allerdings musste die Dutt-Elf noch vor dem Seitenwechsel den zweiten Rückstand verkraften. Einen zumindest fragwürdigen Elfmeter hielt Riemann zunächst stark, doch den Abpraller versenkte der deutlich zu früh gestartete Veerman (42.). Nach dem Kabinengang hatte der VfL teils hochkarätige Chancen zum Ausgleich. Vor knapp 23.000 Zuschauern setzten die Kiezkicker in den Schlussminuten zum vorentscheidenden Konter an, Möller Daehli sorgte für das 1:3 aus Bochumer Sicht.

Ein letztes Mal in 2018 hieß es heute: Flutlicht an und ab anne Castroper, der VfL Bochum 1848 kickt! Die Kiezkicker vom FC St. Pauli gastierten am 16. Spieltag der 2. Bundesliga zum Topspiel im Vonovia Ruhrstadion. Und es wurde bei eisigen Temperaturen richtig voll in unserem Schmuckkästchen, 22.916 Zuschauern wollten sich das Verfolgerduell zwischen dem mit 26 Zählern siebtplatzierten VfL und dem um einen Punkt besser dastehenden Tabellennachbarn nicht entgehen lassen – völlig zurecht, konnte der Sieger doch Rang vier übernehmen und bis auf ein Pünktchen an den Relegationsrang heranrücken. Den belegt übrigens der 1. FC Union Berlin, der nächste Gegner der Mannschaft von Robin Dutt. Nette Zusatzinfo: Kein Team konnte in diesem Kalenderjahr häufiger im Unterhaus gewinnen als die Blau-Weißen (13) und die Braun-Weißen (12). Doch die Jungs vonne Castroper konnten die Hamburger seit fünf Partien, in denen nur ein Punkt geholt wurde, nicht mehr bezwingen.

In Sachen Aufstellung waren dem Chefcoach aufgrund von acht Ausfällen weitestgehend die Hände gebunden, so dass Görkem Saglam für den gelbgesperrten Chung Yong Lee die einzige Startelfänderung darstellte. Den freigewordenen Bankplatz von Saglam übernahm der wiedergenesene Timo Perthel, wodurch U19-Mittelfeldmann Lars Holtkamp zur ersten Profinominierung kam und Außenverteidiger Moritz Römling ersetzte. Dutts Pendant Markus Kauczinski, der aus Gelsenkirchen stammt und eine (wenn auch kurze) Historie in der zweiten Mannschaft des VfL hat, hatte ebenso mit Verletzungssorgen zu kämpfen und wechselte vier Mal: Marvin Knoll und Daniel Buballa zogen sich in der Vorwoche Verletzungen zu und fielen komplett aus, der kurzfristig genesene Mats Møller Dæhli nahm auf der Bank Platz. Kapitän Johannes Flum, Jan-Philipp Kalla und Henk Veerman rückten in die erste Elf. Beide Übungsleiter erwarteten von Beginn an einen harten Kampf.

So war es auch: Es ging intensiv zur Sache, nach keinen 60 Sekunden ließ Henk Veerman den ersten Warnschuss ab, auf der anderen Seite verpasste Lukas Hinterseer einen Freistoß Saglams (4.). Der Gast überließ dem VfL zunächst den Ball, schaltete aber gefährlich um. Sami Allagui versuchte es unorthodox aus ganz spitzem Winkel und überraschte Manuel Riemann mit seinem Schuss an den Außenpfosten beinahe (6.). Es deutete sich früh eine interessante und abwechslungsreiche Begegnung an. Tim Hoogland setzte einen Freistoß aus aussichtsreicher Lage knapp am linken Winkel vorbei (15.), wenig später schlugen die Kiezkicker eiskalt zu: Mit etwas Glück gelangte das Leder auf die rechte Seite der Paulianer, wo Luca-Milan Zander ins Zentrum flankte und Allagui fand, der präzise unten links einköpfte (15.). Die Dutt-Elf hatte prompt die Antwort auf dem Fuß, doch Saglam zielte schön von Lukas Hinterseer freigespielt aus spitzem Winkel ans Außennetz (17.). Nach einem Freistoß auf der Gegenseite war es dann Christopher Avevor, der zum Kopfball kam, aber verfehlte (19.). Es ging Schlag auf Schlag, nun wieder die Bochumer. Saglam legte für Sidney Sam auf, sein Schlenzer geriet jedoch zu zentral und war leichte Beute für Robin Himmelmann (21.). Philipp Ziereis sah für ein überhartes Einsteigen gegen Losilla den ersten gelben Karton (23.).

Nach der wilden Anfangsphase nahmen sich die Hamburger eine Offensiv-Auszeit und konzentrierten sich zusehends auf die Defensive, die Dutt-Elf rannte an und suchte die Lücke in der nun engmaschigen FCSP-Hintermannschaft. So musste ein Eckball für die nächste Abschlussaktion herhalten. Anthony Losilla stieg nach Sams Hereingabe am höchsten, doch auch sein Kopfball segelte über den Querbalken (33.). Dann aber belohnte sich der Gastgeber für seine Anstrengungen. Nach gelungener Kombination über rechts landete das Leder bei Losilla, der für Saglam ablegte. Der zögerte nicht und legte das Spielgerät klug in die Mitte, wo Hinterseer heranrauschte und es im Fallen mit aller Macht und unter Mithilfe des Innenpfostens in die Maschen wuchtete (36.). Wichtig, hier vor dem Pausentee zurückzukommen. Es blieb jedoch nicht dabei. Bei einem der wenigen Vorstöße der Kiezkicker entwischte Ryo Miyaichi und umkurvte Riemann, der den Japaner touchierte. Dieser nahm die Berührung dankend an, ging zu Boden und es gab Strafstoß. Allagui trat an, scheiterte an Riemann, doch Veerman setzte nach und drosch die Kugel zur erneuten Gästeführung unter die Latte (42.). Dabei blieb es, obwohl der VfL noch zu einer weiteren Chance kam. Hinterseer setzte zum Fallrückzieher an, Tom Weilandt verlängerte hauchzart drüber, der Ball streifte dabei noch die Latte (44.).

Unverändert kamen beide Teams aus den Katakomben und es ging gleich ohne Anlaufzeit weiter. Vom Anstoß weg spielten die Mannen vom Millerntor flott nach vorn, am Ende war es Jeremy Dudziak, der frei vor Riemann auftauchte, aber am aufmerksamen Bochumer Schnapper scheiterte (46.). Die Gastgeber ließen sich nicht lange bitten und kamen ihrerseits zur ersten gefährlichen Aktion. Losilla bediente den mit dem Rücken zum Tor stehenden Sam, der aus der Drehung abzog. Abgefälscht zischte der Ball flach nicht allzu weit rechts am Kasten vorbei (49.). Dann holten sich die Hamburger die zweite Verwarnung ab, Zander legte Danilo Soares (53.). Pauli versteckte sich nicht und suchte diesmal mit der Führung im Rücken den Weg nach vorn. Waldemar Sobota schlenzte, abgefälscht sauste die Kugel knapp vorbei (57.). Nun war auch der erste Bochumer fällig, Weilandt kam gegen Kalla zu spät und sah Gelb (59.).

Nach einer guten Stunde nahm der VfL die Zügel dann wieder in die Hand, hatte es gegen den Abwehrverbund der Gäste jedoch nicht leicht und musste zudem auf die weiterhin gefährlichen Konteransätze der Paulianer achten. Es fehlte der letzte und entscheidende Punch. Mit dem ersten Wechsel wollte Dutt dann neue Impulse setzen. Silvère Ganvoula kam als Wandspieler für Saglam auf den Rasen (67.). Zunächst sorgten die Gäste für Gefahr: Erst lud Riemann Veerman beinahe ein, Losilla klärte vor dem einschussbereiten Niederländer (68.), dann stand der Hüne frei in zentraler Position, jagte das Rund jedoch auf die Ostkurve (69.). Fünf Minuten später ging mal wieder ein Raunen durch das Publikum. Weilandt flankte von rechts, wo Sam zum Flugkopfball ansetzte, diesen aber ans Außennetz platzierte (73.). Kauczinski wechselte dann auch erstmals und brachte Ersin Zehir für Flum (74.). Kurz darauf zog der Pauli-Coach mit Møller Dæhli für Miyaichi den nächsten Joker (75.).

Die Schlussviertelstunde brach an, der VfL musste die Schlagzahl weiter erhöhen – und tat es. Weilandt fand Ganvoula am langen Pfosten, Himmelmann war aus Nahdistanz per Fußabwehr zur Stelle (78.). Der Kongolese wollte es nun wissen, kurz darauf feuerte er aus knapp 20 Metern über das Gehäuse (80.). Veerman ließ auf der Gegenseite die Entscheidung liegen, in dem er haarscharf am Bochumer Tor vorbeilupfte (81.), auch Allagui traf Sekunden später nicht. Veerman holte sich dann noch eine Gelbe Karte ab (82.), zudem wechselten die Hamburger ein letztes Mal. Allagui ging runter, Bernd Nehrig kam neu in die Partie (83.). Das Matchglück war dem VfL weiterhin nicht hold. Ganvoula legte für Sam ab, wieder verfehlte der ehemalige Nationalspieler aus bester Position (84.). Das rächte sich umgehend. Diesmal spielten die Kiezkicker einen Konter zu Ende, Veerman legte letztlich für Møller Dæhli quer, der nur noch einschieben musste (86.). Dutts Mannen gaben sich nicht geschlagen, doch es zeichnete sich ab, dass das die Entscheidung war. Pauli stand hinten an diesem Tage einfach gut. Symptomatische die letzten Szenen der Bochumer: Ganvoula tankte sich in der Nachspielzeit über links durch und suchte Weilandt, der um Haaresbreite verpasste. Nach der folgenden Ecke landete die Kugel bei Hinterseer, der es im Fünfmeterraum irgendwie fertigbrachte, wieder ein Hamburger Abwehrbein zu erwischen.

So musste der VfL am 16. Spieltag die dritte Heimniederlage quittieren und bleibt Siebter. Pauli klettert hingegen auf Rang vier und liegt dort vier Punkte vor den Bochumern. Punktgleich mit den Gästen Dritter ist der noch unbesiegte 1. FC Union Berlin, wo Dutt und Co. am kommenden Samstag (13 Uhr) zum Hinrundenabschluss antreten werden.
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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