03-30-2019, 05:31 PM
Ausverkaufte Hütte anne Castroper, der Rahmen für einen tollen Fußballsamstag im Vonovia Ruhrstadion war bereitet. Und der VfL hat die 26.600 Zuschauer überzeugt, auch wenn am Ende gegen den Hamburger SV "nur" ein Zähler heraussprang. Die stark erstzgeschwächte Dutt-Elf legte von Beginn an eine couragierte Leistung aufs Parkett. Pech hatten die Blau-Weißen, dass ihnen in der Nachspielzeit ein Handelfmeter verwehrt wurde.
Auch die letzte Länderspielpause dieser Spielzeit ist ad acta gelegt, also hinein ins letzte Viertel der Saison – und das gleich mit einem echten Kracher: Vor mit 26.600 Zuschauern ausverkauftem Hause (Sicherheitsbestimmungen) nahm der VfL Bochum 1848 am 27. Spieltag der 2. Bundesliga den Aufstiegsaspiranten Hamburger SV im Vonovia Ruhrstadion in Empfang.
Personell ging die Mannschaft von Robin Dutt vor dem Prestigeduell am Stock, der VfL-Trainer musste gleich auf zehn Spieler verzichten. Maxim Leitsch und Jannik Bandowski befinden sich weiterhin im Aufbautraining, auch Sidney Sam (Oberschenkel), Robbie Kruse und Sebastian Maier (beide Leiste) mussten wie schon zuletzt in Bielefeld passen. Neu hinzu kamen Jan Gyamerah nach seinem Platzverweis bei der Arminia, Vitaly Janelt, der angeschlagen von der U20-Nationalmannschaft zurückkehrte, Danilo Soares, der mit einer Innenbanddehnung im Knie vermutlich sechs bis acht Wochen pausieren muss und Simon Zoller, den es gestern im Abschlusstraining erwischte. Chung Yong Lee ist zwar weder gesperrt noch verletzt, bekam aber nach seinem kräftezehrenden Trip mit der südkoreanischen Nationalmannschaft eine schöpferische Pause verordnet.
Immerhin: Lukas Hinterseer kehrte nach zwei verpassten Spielen zurück in den Kader und, aufgrund des Personalmangels, auch gleich in die Startelf. Damit ist der Österreicher einer von vier Akteuren, die neu in die Anfangsformation rotierten. Hinzu kamen Stefano Celozzi (für Gyamerah), U19-Kicker und Debütant Stelios Kokovas (für Janelt) sowie Görkem Saglam (für Lee). HSV-Coach Hannes Wolf sah keinen Grund für Veränderungen und schickte die gleiche Elf, die vor der Länderspielunterbrechung eine 2:0-Pausenführung gegen Dimitrios Grammozis und den SV Darmstadt 98 herschenkte und noch mit 2:3 unterlag.
Bei traumhaftem Fußballwetter startete die Begegnung mit den Rothosen flott, beide Seiten suchten den Weg nach vorn. Der VfL machte gerade in den ersten fünf Minuten ordentlich Dampf, den ersten Abschluss verzeichneten die Hansestädter – und der hatte es gleich in sich. Bakery Jatta entwischte Debütant Kokovas und hämmerte das Leder aus vollem Lauf an den rechten Außenpfosten (5.). Auf der Gegenseite eroberte Tom Weilandt die Kugel tief in der gegnerischen Hälfte und versuchte sofort, Hinterseer zu bedienen, ein HSV-Abwehrbein kam aber gerade so noch dazwischen und verhinderte das erste dicke Ding der Bochumer (8.). Der Gast kam weiter nicht zur Entfaltung und wurde früh attackiert. Geschäftsführer Sport Sebastian Schindzielorz hatte ja angekündigt, dass die Spieler „brennen werden“ und das taten sie.
Miloš Pantović war dann der Mann für die erste gute VfL-Chance, nachdem zuvor bei einigen guten Ansätzen immer noch irgendwie geklärt werde konnte. Die Kugel rutschte ihm aus recht spitzem Winkel nach Kokovas-Hereingabe im zweiten Anlauf aber über den Schlappen (18.). Nach rund 20 Minuten meldete sich auch der Tabellenzweite wieder vor Manuel Riemanns Kasten an und prompt wurde es wieder richtig brenzlig: Jatta hatte links zu viel Zeit zum Flanken und fand den ebenso blanken Berkay Özcan in der Mitte, der am überragend reagierenden Schlussmann scheiterte (21.). Doch auch das erste richtig gefährliche Teil der Hausherren ließ nun nicht mehr lange auf sich warten. Weilandt rauschte zwar noch an Hinterseers Hereingabe vorbei, dadurch landete sie aber bei Robert Tesche, der nicht lange fackelte und den herausstürmenden Julian Pollersbeck zu seiner ersten Parade zwang (25.). 30 Minuten, die den Zuschauern richtig Spaß machten.
Zwar nahm sich die Begegnung fortan eine kleine Auszeit, dem Publikum wurde von Dutts Mannen allerdings weiter ein erfrischender und engagierter Auftritt geboten: Tim Hoogland versuchte es aus dem Rückraum direkt und auch Saglam ging bei seinem Volley volles Risiko (34., 39.) – zwar jeweils ohne Ertrag, aber genau so muss es gehen. Auch die Hamburger verbuchten noch einen semigefährlichen Abschluss nach einem Eckball, den Pantović abblocken konnte (43.). Dann beendete Referee Lasse Koslowski die ersten 45 Minuten.
Ohne Wechsel ging es in den zweiten Abschnitt, in dem der VfL nun auf die Ostkurve spielte. Es war nicht mehr so mitreißend, wie noch vor dem Seitenwechsel. Die Blau-Weißen zeigten aber weiter eine stabile Leistung, Jatta und Narey zielten in Richtung Riemann, verfehlten jedoch beide deutlich (56., 58.). Was der HSV aber sonst so offensiv anbot, schien Coach Wolf nicht allzu sehr zu gefallen, nach einer knappen Stunde machte er dies mit einem Doppelwechsel deutlich. Lewis Holtby, mit einer Saison VfL-Vergangenheit ausgestattet, und Gideon Jung kamen für Orel Mangala und Jatta (59.). Das zeigte nur ganz kurz Wirkung, fünf Minuten später war der VfL wieder in Tornähe. Kokovas brachte die flache Hereingabe, Hinterseer ging im Zweikampf mit Rick van Drongelen zu Boden, den geforderten Elfmeter gab es in der kniffligen Szene jedoch nicht – dafür kullerte das Leder zu Weilandt, der den exzellenten Pollersbeck wuchtig prüfte (64.). Schien das Pendel nach ruhigeren Minuten zu Wiederbeginn in Richtung HSV auszuschlagen, war der VfL mit dem lautstarken Publikum im Rücken nun wieder voll da.
In einer rassigen, aber überaus fairen, Partie dauerte es auch bis zu 74. Minute, bis Koslowski den ersten Gelben Karton zückte, Saglam war mit einem Foulspiel an Narey der Übeltäter. Torchancen blieben in den zweiten 45 Minuten jedoch weiter Mangelware, viel spielte sich zwischen den Strafräumen ab. Also belebte auch Dutt seine Offensive und brachte Thoma Eisfeld für Weilandt in die Partie, sein Pendant Wolf zog zeitgleich in Mats Köhlert seinen letzten Joker – Vasilije Janjicic musste weichen (78.). Es war dann an Saglam, mal wieder für ein Raunen im Stadion zu sorgen – bei seinem Knaller aus der Distanz musste sich Pollersbeck ordentlich strecken, um ihn noch um den Pfosten zu kratzen (82.). In der Schlussphase nochmal der Gast, Joker Holtby profitierte beinahe von einem Missverständnis zwischen Hoogland und Riemann. Der Keeper machte die Tür aber zu (85.).
Kurz darauf erwischte es ihn bei einem Zusammenprall mit Pierre-Michel Lasogga am Kopf, auch Narey und der wie immer vorbildlich kämpfende Patti Fabian musste kurzzeitig behandelt werden. Für Fabian war dann auch Feierabend, Dominik Baumgartner half in den letzten Minuten mit, den Punkt zu verteidigen (89.) – es wurde beinahe noch mehr. Nach einem Eisfeld-Freistoß aus dem Halbfeld flipperte der Ball zu Toto Losilla, der abzog und van Drongelen an der Hand traf. War es einige Minuten zuvor beim Zweikampf mit Hinterseer noch strittig, hätte es diesmal den Elfmeter geben müssen – bitter (90.).
So wurde dem VfL die letzte Siegchance genommen, die Partie endete wie schon das Hinspiel im Volksparkstadion ohne Tore. Am kommenden Freitag geht es für den VfL zum SSV Jahn Regensburg (18:30 Uhr).
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."