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Nochmal Spektakel anne Castroper
#1
   

Da war nochmal alles drin! Union Berlin war zu Gast, es ging für die Eisernen um den direkten Aufstieg in die Bundesliga. Allerdings zeigte der VfL von Minute eins an, dass hier heute keine Geschenke verteilt werden. Starkes Pressing, intensive Zweikämpfe - die 24.500 Zuschauer kamen auf ihre Kosten. Toto Losilla brachte die Blau-Weißen im ersten Durchgang in Führung. Nach dem Wechsel baute Silvère Ganvoula vom Punkt auf 2:0 aus. In Unterzahl - Torschütze Ganvoula sah zu Unrecht den Gelb-Roten-Karton - kämpfte der VfL weiter und weiter. Doch binnen drei Minuten stellte Union auf 2:2. Gleichzeitig der Endstand, ein Mentalitätspunkt für die Dutt-Elf!


Ein letztes Mal in dieser Saison hieß es „Ab anne Castroper“, zum Abschluss der Spielzeit in der 2. Bundesliga waren die Eisernen vom 1. FC Union Berlin Gast im Vonovia Ruhrstadion. Während es beim VfL Bochum 1848 noch darum ging, sich würdig von den eigenen Fans zu verabschieden und möglicherweise noch auf Position neun zu klettern, hatte die Partie für den Gast aus der Hauptstadt eine höhere Bedeutung – es ging schließlich darum, ob noch der direkte Aufstieg ins Fußball-Oberhaus gelingt. Die Relegation war den Berlinern ja bereits sicher.

Der Rahmen stimmte in jedem Fall für ein letztes Fußballfest 2018/19. 24.500 Zuschauer, darunter 5.000 aus Berlin, verwandelten das VfL-Wohnzimmer nochmal in ein Tollhaus. Bevor es losging, galt es jedoch auch Abschied zu nehmen: Lukas Hinterseer, Jan Gyamerah, Tom Baack, Jannik Bandowski, Felix Dornebusch, Sidney Sam, Robbie Kruse und Evangelos Pavlidis (war bereits an Willem II ausgeliehen) wurden für ihre Verdienste in Blau und Weiß geehrt, selbiges gilt Reha- und Fitnesstrainer Stefan Bienoßek. Auch an dieser Stelle nochmal: Vielen Dank an alle für euren Einsatz.

Acht Spieler wurden verabschiedet, auf gar elf musste VfL-Chefcoach Robin Dutt im Duell mit dem möglichen Aufsteiger verzichten. Gyamerah, Kruse, Bandowski, Vitaly Janelt, Maxim Leitsch, Tim Hoogland, Dominik Baumgartner, Chung Yong Lee, Simon Zoller, Sam und Sebastian Maier mussten passen, folglich musste Dutt auch die Startelf auf vier Positionen im Vergleich zum 0:0 beim FC St. Pauli verändern: Danilo Soares, Miloš Pantović, Stefano Celozzi und Tim Weilandt rückten für Bandowski, Baumgartner, Lee und den kurzfristig verletzten Sam rein, zudem nahmen Baack, Baris Ekincier und Stelios Kokovas auf der Bank Platz. Union-Coach Urs Fischer änderte seine Formation auf einer Position und brachte Felix Kroos für Joshua Mees von Beginn an.

Neues Gewand feiert Premiere

In prachtvoller, weißer neuer Kluft eröffnete der VfL die Partie und hatte nach nicht mal fünf Minuten einer rassigen Anfangsphase die erste, große Gelegenheit zur Führung. Einen langen Schlag von Manuel Riemann blockte Hinterseer zu Pantović durch, der die Kugel über Rafael Gikiewicz hinwegheben wollte, dabei aber auch über den Kasten lupfte (5.). Die Gäste begannen etwas überraschend zurückhaltend, die Anspannung war spürbar. Erst nach 15 Minuten gab es den ersten Aufreger im VfL-Strafraum, als Riemann an einem Freistoß aus dem Halbfeld vorbeisegelte, seine Vorderleute bekamen das Spielgerät aber geklärt. Allgemein standen die Blau-Weißen sicher und waren bissig in den Zweikämpfen, Union kam aus dem Spiel heraus bis Mitte der ersten Halbzeit zu keinem Abschluss, wobei auch der strömende Regen nicht hilfreich war. Der VfL setzte dagegen immer wieder Nadelstiche wie durch Silvère Ganvoulas Kopfball (19.).

Toto trifft zur Führung

Die Hausherren kamen mit den Gegebenheiten besser klar und gingen dann dementsprechend verdient in Front: Soares schickte Anthony Losilla mit einem punktgenauen Pässchen auf die Reise, nach einer kurzen Ballmitnahme versenkte Toto die Kugel in den Maschen (24.). Die Eisernen waren nun gefordert, stand es zu diesem Zeitpunkt doch in Dresden, wo Konkurrent SC Paderborn spielte, 1:1 – mit einem Sieg könnte Union also vorbeiziehen, wenn dem so bliebe. Darauf hatte der VfL aber so gar keine Lust und schickte sich mit starker Defensivarbeit weiter an, zum Party-Crasher zu werden. Es wurde zunehmend wilder und ruppiger, je näher der Pausenpfiff kam. Florian Hübner sah Gelb für Halten gegen Hinterseer, auf der anderen Seite kam Union zur bislang besten Chance. Kroos senste Losilla um, der Schiri ließ unverständlicherweise weiterlaufen, und flankte dann zu Sebastian Andersson. Dessen Kopfballaufsetzer parierte Riemann sensationell (35.) und echauffierte sich anschließend über den ausgebliebenen Foulpfiff zuvor – Gelbe Karte auch für den Schnapper (36.). Das gleiche Schicksal ereilte wenig später auch Ganvoula, der ebenfalls nicht mit einer Entscheidung des Referees einverstanden war (41.). Den Gästen spielte die aufkommende Hektik eher in die Karten, sie näherten sich langsam an, der VfL nahm die Führung jedoch mit in die Kabine.

Ganvoula erhöht vom Punkt

Ohne personelle Wechsel starteten die letzten 45 Minuten der Saison, dafür mit einem Schocker für die Gäste: Grischa Prömel vertändelte das Leder im eigenen Strafraum und wusste sich dann nur noch mit einem Foul gegen Hinterseer, der ihm zuvor den Ball abluchste, zu helfen. Ganvoula schnappte sich die Kugel und traf wuchtig und unhaltbar für Gikiewicz ins rechte Eck (49.) – 2:0 für den VfL, Saisontor Nummer fünf für den Kongolesen – Fischer reagierte und brachte Mees für Kroos (51.). Wenig später ließ sich auch sein Team mal wieder im Bochumer Strafraum blicken, Sebastian Polter konnte Riemann aus spitzem Winkel jedoch nicht überlisten (52.). Dennoch wirkte Union gehemmt, der VfL dagegen spielte befreit auf. Eine traumhafte Kombination über Weilandt, Hinterseer und Losilla konnte Pantović aus vollem Lauf jedoch nicht vollenden (58.). Fischer sah sich erneut gezwungen, dem Spielverlauf mit einem Wechsel entgegenzuwirken und brachte den offensiveren Akaki Gogia für Manuel Schmiedebach (60.).

Schlussphase in Unterzahl

Union gab sich nicht auf und näherte sich immer mal wieder an, brenzlig wurde es für Riemann aber weiterhin selten. Dutt schickte dann Robert Tesche für Pantović ins Rennen, um die Defensive weiter zu stärken (67.), Augenblicke später durfte auch Kokovas für Soares den Rasen betreten (69.). Es folgte eine fragwürdige Entscheidung des Schiedsrichtergespanns gegen den VfL. Ganvoula behauptete den Ball an der gegnerischen Eckfahne und traf unabsichtlich und unglücklich Christopher Trimmel im Gesicht, der theatralisch zu Boden ging – Ampelkarte für den Torschützen zum 2:0 (72.) – für einen normalen Zweikampf. Währenddessen ging Fischer verständlicherweise volles Risiko und brachte in Suleiman Abdullahi einen dritten Stürmer, Abwehrmann Hübner musste weichen (74.). Auch Losilla sah noch eine Verwarnung (76.). Fußball wurde aber auch noch gespielt, Union rannte natürlich mit dem Mute der Verzweiflung an. Joker Abdullahi prüfte Riemann mit einem gefährlichen Kopfball, den der Keeper noch zur Ecke lenkte (78.). Die Bälle flogen dem VfL nun um die Ohren, doch Patrick Fabian, Armel Bella Kotchap und Co. schmissen sich leidenschaftlich in jeden einzelnen davon. Die Null hielt vorerst, der Druck der Gäste wurde größer.

Union kommt per Doppelschlag zum Ausgleich

Und der Gast aus Berlin konnte schließlich verkürzen. Elfmeter-Verursacher Prömel fasste sich aus der Distanz ein Herz, entscheidend abgefälscht von Thomas Eisfeld schlug die Kugel unter Mithilfe des Innenpfostens unhaltbar für Riemann im Tor ein (83.). Gut zehn Minuten mit Nachspielzeit verblieben den Eisernen noch, sie blieben dran und kamen kurze Zeit später gar zum Ausgleich. Eine Ecke landete verlängert bei Mees, der im Rückraum lauerte und den Ball dann an Freund und Feind vorbei ins Netz jagte – Riemann war dran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern (86.). Union war natürlich oben auf, doch der VfL wehrte sich nach Kräften und verlagerte das Geschehen wieder weiter weg vom eigenen Tor. Tesche bot sich sogar noch die Großchance auf das 3:2 – sein Kopfball tropfte jedoch aufs Tordach (90.). Hinter ihm wäre Weilandt besser postiert gewesen. Lange fünf Minuten Nachspielzeit musste der VfL noch überstehen. Union drückte und wollte unbedingt das Tor zum Aufstieg (Paderborn verlor 1:3). Abdullahi bot sich dann auch noch die riesige Gelegenheit nach einem Durcheinander, doch Riemann vereitelte den dritten Gegentreffer und schickte Union somit in die Relegation. Danach war nämlich Feierabend, kurz vor Abpfiff kam Baack (für Weilandt) noch zu seinen letzten Sekunden als Spieler des VfL.

Damit schließt der VfL die Saison auf dem elften Tabellenplatz ab. Nicht wie erhofft, besonders da mehr drin gewesen wäre. Doch Bochum gibt niemals auf und greift auch in der kommenden Spielzeit wieder an. Nur der VfL!
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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