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Pyro-Zoff im Ruhrstadion
#1
Pyro in der Ostkurve, es gab Pfiffe im Ruhrstadion beim Heimspiel des VfL Bochum gegen Freiburg. Ist der Klub machtlos? Das sagt der Bundesligist 

Fans der Ultraszene haben beim Spiel des VfL Bochum gegen den SC Freiburg mit einer großen Ruhrstadion-Choreo viel Zustimmung erhalten (Text dazu: hier). Pfiffe dagegen gab es schon im Stadion, als einige Fans in der Ostkurve Rauchtöpfe und bengalische Fackeln zündeten.

Das Stadion war verraucht und vernebelt, das Spiel musste unterbrochen werden. In den sozialen Medien lief die Debatte weiter heiß. Pro Pyro und Ultars hier, contra dort.

Ein Fan (Name der Redaktion bekannt) wandte sich an diese Redaktion mit einem emotionalen Brief. Er griff die Ultraszene scharf an. „Ihr und Euer stinkender Rauch wurden gnadenlos ausgebuht. Die Menschen im Stadion wollen so eine, sorry, Scheiß-Aktion nicht“, schrieb er unter anderem. Und: „Ihr seid Fans des VfL? Dann würdet Ihr dem Verein nicht ständig mit so einem Mist Schaden zuführen.“

Er kritisierte auch den VfL Bochum und fragte, warum der Klub das Abbrennen von Pyrotechnik nicht unterbinde: „Hat VfL Bochum Angst, gegen die Ultras etwas zu unternehmen?“ Wir haben dem Klub diese und weitere Fragen gestellt.

Hohe Geldstrafen: Eintracht Frankfurt ist über eine halbe Millionen Euro los
Fakt ist bei aller Emotionalität und Komplexität, die das Thema Pyrotechnik im Stadion erzeugt und mit sich bringt: Das Abfackeln von Pyrotechnik gehört seit Jahrzehnten zur Kultur der Ultraszenen, in Südamerika etwa ist diese noch deutlich ausgeprägter. In Deutschland ist Pyrotechnik im Stadion aus Sicherheitsgründen verboten. Das DFB-Sportgericht verurteilt die Klubs bei entsprechenden Vorfällen zu Geldstrafen, einen Teil davon können die Vereine für Sicherheit und Gewaltprävention verwenden.

Die Website „fussballmafia.de“ listet alle DFB-Urteile auf. In dieser Saison musste Eintracht Frankfurt bereits 552.950 Euro Strafe zahlen, Köln 511.000 Euro. Bochum liegt in dieser „Pyrotabelle“ auf Rang 20 der Profiklubs (hinter Münster oder Saarbrücken etwa) mit 88.500 Euro, wobei in dieser Summe auch Strafen für Becherwürfe, unter anderem beim Heimspiel gegen Mönchengladbach, oder das Betreten von Fans in Innenräumen beim Spiel gegen Wolfsburg enthalten sind.

In dieser Saison wurde der VfL wegen des Abfackelns von „pyrotechnischen Gegenständen“, wie es in den DFB-Urteilen heißt, bei den Auswärtsspielen in Bielefeld im DFB-Pokal, in Augsburg, Darmstadt und Leverkusen verurteilt. Noch kein Urteil liegt für den Pyroeinsatz der Fans in Dortmund vor sowie, erstmals im eigenen Stadion seit dem letzten Spieltag der Vorsaison gegen Leverkusen, nun gegen Freiburg.

Diese Redaktion fragte beim VfL Bochum nach, ob und wie er mit dem Thema Pyrotechnik und seinen Folgen umgeht.

Allein in dieser Saison musste der VfL Bochum bisher nach Urteilen des DFB-Sportgerichts wegen unsportlichen Verhaltens seiner Fans knapp 88.850 Euro Strafe zahlen, überwiegend wegen des Abbrennens pyrotechnischer Gegenstände. Wie sehr schmerzen diese Ausgaben den VfL Bochum?
Selbstverständlich schmerzen den VfL diese Strafen. Jede Strafe schmerzt, ob für unbefugtes Betreten des Innenraums, durch das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände oder aber durch Becherwürfe. Nachdem der VfL in der vergangenen Saison für diverse Vergehen seiner Fans 225.000 Euro zahlen musste und in der Spielzeit 2021/22 145.000 Euro, kann man einerseits ersehen, wie groß die „Schmerzen“ sind, andererseits auch darauf hoffen, dass der Trend rückläufig ist.

Wie versucht der VfL Bochum, den Einsatz von Pyrotechnik zu verhindern?
Dieses Phänomen ist kein spezielles in Bochum, die Problematik ist europa-, ja weltweit präsent. Der Umgang hiermit ist höchst unterschiedlich, in etlichen Ländern gehört Pyrotechnik zur Fußballfolklore und wird entsprechend toleriert. Der DFB sieht dies anders und verfolgt und bestraft diese Vergehen. Dennoch, vielleicht auch gerade deswegen, kommt es immer wieder zu Verstößen. Was, siehe oben, allerdings kein originäres Bochumer Problem ist, sondern sich an vielen Fußballstandorten in Deutschland Woche für Woche wiederholt. Es zeigt sich also, dass es fast überall schwer ist, das Hineinschmuggeln von pyrotechnischen Gegenständen zu verhindern. Der VfL Bochum 1848 vertraut auf das geschulte Personal des beauftragten Sicherheitsdienstleisters, der hierbei alle legalen Möglichkeiten bei den Kontrollen ausschöpft. So werden neben einem hohen Personalaufwand unter anderem auch spezielle Hunde eingesetzt, die im Bereich der Sprengstoffsicherung ausgebildet wurden. Allerdings sehen viele im Stadion nur die Pyrotechnik, die zum Einsatz kommt und nicht die hohe Anzahl der Pyrotechnik, die durch stattfindende Kontrollen am Spieltag gefunden und beschlagnahmt wird. Wenn in diesen Fällen die Identifizierung einwandfrei erfolgt und die Beweislage eindeutig ist, werden Stadionverbote ausgesprochen.

Warum ist beim Heimspiel gegen Freiburg niemand eingeschritten, als sich Fans vermummt haben?
Es müsste die Gegenfrage gestellt werden: Was gilt als Vermummung – die Wrestler-Maske, der Schal vor dem Gesicht, die Kapuze, die tief übers Gesicht gezogen wird, womöglich noch durch eine Sonnenbrille geschützt? Je nach Wetterlage schwierig zu definieren oder zu trennen. Und von Spielen an Karnevalswochenenden ist da noch nicht die Rede… Die weiterführende Frage sollte dann lauten: Weswegen wird das Gesicht verhüllt: Schutz vor Kälte und Wetter oder aus Gründen der Straftatvorbereitung? Daraus abgeleitet: Können die Sicherheitskräfte einwandfrei die oben genannten Unterschiede erkennen? Und sollten sie dann vorsorglich einschreiten, womöglich gewaltsam, auch wenn noch kein Straftatbestand vorliegt? Man sieht: Es gibt mehr offene Fragen als Antworten.

Warum schreitet beim Entzünden von Bengalos oder Rauchtöpfen niemand ein?
Es gilt immer abzuwägen, was eskalierend wirkt und was deeskalierend ist. In diesem Fall sprechen wir von Einsätzen in vollbesetzten Stehplatzblöcken. Der Einsatz von Sicherheitskräften und der Polizei in einem gefüllten Fanblock ist auch auf für Fans, die nichts mit dem eigentlichen Vergehen zu tun haben, nicht ungefährlich. In einem gefüllten Fanblock ist es teilweise sehr eng, mitunter auch beklemmend, und wenn in diesem Zusammenhang noch polizeiliche Maßnahmen durchgeführt werden, kann es schnell zu einer unübersichtlichen Gemengelage kommen. Damit aber gerade solche Dinge nicht passieren, wird im Vorfeld sehr genau darüber beraten, ob der Einsatz von Sicherheits- und Polizeikräften im Fanblock den Umständen angemessen wäre. Diese deeskalierende Vorgehensweise durch Polizei oder das Sicherheitspersonal ist auch bei Demonstrationen oder anderen Veranstaltungen mit hohen Besucherzahlen zu beobachten.

Wie bemüht sich der VfL Bochum hinterher die Täter zu ermitteln? Gibt es ermittelte Täterinnen oder Täter nach dem Aufstieg in die Bundesliga oder nach dem Spiel gegen Freiburg?
Das Vonovia Ruhrstadion verfügt über ein hochauflösendes Überwachungssystem, welches im Nachgang ermöglicht, Täter zu ermitteln und entsprechende Konsequenzen wie zum Beispiel die Aussprache eines Stadionverbots einzusetzen. In enger Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden werden Videoaufzeichnungen ausgewertet und verfolgt. Nach dem Aufstieg im Jahr 2021 wurden bereits etliche Stadionverbote ausgesprochen. Die Auswertungen des Videomaterials aus dem Spiel gegen den SC Freiburg dauern hingegen noch an.

Hat der VfL Bochum Angst vor seinen Ultras?
Der VfL Bochum 1848 ist in der Bundesliga ein Vorreiter beim lizensierten Club-Fan-Dialog. Die Probleme, die es im Fußball hinsichtlich von Fanverhalten gibt, sind auch uns bekannt, lassen sich aber nicht sofort und einfach lösen. Eine ständige Kommunikation mit allen Fans und der aktiven Fanszene (inklusive der Ultraszene) ist daher aus unserer Sicht enorm wichtig und wird stets geführt. Nur der Austausch von gegenseitigen Argumenten wird am Ende zu einem konstruktiven Dialog und Ergebnissen führen. Durch seine Fanbeauftragten und den Mitarbeitern des Bochumer Fanprojekts, die zum Teil über eine lange Berufserfahrung verfügen, sind wir mit fast allen Fangruppierungen im regelmäßigen Austausch und Diskurs.

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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#2
So löst sich mein Beitrag sprichwörtlich in Rauch auf.
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