Ultras Bochum stocksauer - VfL reagiert

[Herr Bert]

Der VfL Bochum führt die digitale Dauerkarte ein. Die Ultras laufen Sturm. Das sagt der Klub dazu - und kündigt erneut einen Verkaufsstopp an. 

Mit einem großen Banner machten die Ultras Bochum 99 ihren Ärger beim Heimspiel des VfL Bochum gegen Darmstadt 98 am Ostersonntag sichtbar. „Digitalen Wahn in Bochum stoppen - Analoge Dauerkarte erhalten“ stand darauf. Zudem verteilten die Ultras Flyer und veröffentlichten einen Offenen (Protest-)Brief auf ihren Seiten im Netz.

Der Anlass: Der VfL Bochum führt zur kommenden Saison 2024/25 wie im Sommer 2023 erstmals öffentlich angekündigt - damals als Plan - die digitale Dauerkarte ein. Erste Testläufe habe es gegeben, teilte der Klub auf Nachfrage mit.

Rund 18.000 Dauerkarten-Inhaber können (noch) wählen
Die aktuell rund 18.000 Dauerkarten-Inhaber wurden Mitte März per Mail informiert, dass sie sich bis Ende Mai zwischen einer digitalen Dauerkarte oder einer analogen entscheiden müssen für die kommende Spielzeit. Für die „Plastikkarte“ (Scheckkartenformat) allerdings wird eine Extra-Gebühr von 5 Euro fällig - und ab der Saison darauf, 2025/26, soll diese Option komplett entfallen.
Das sind die Kritikpunkte der Ultras Bochum

Die Ultras laufen Sturm. Ihre Kernkritikpunkte:

• Abgängigkeit von Smartphones: Nicht jeder besitze ein Smartphone. Zudem könnte es technische Probleme geben.
  
• Emotionale Bedeutung der analogen Dauerkarte: Sie sei ein „wichtiges Symbol der Verbundenheit mit unserem geliebten Klub“, schreiben die Ultras Bochum 99. Sie sei mehr als ein Stück Plastik, ein Sammler- und Erinnerungsstück an „unvergessliche Spiele“. Die digitale Variante sei „austauschbar“ und „unpersönlich“.
  
• Datenschutz: Die Ultras reklamieren, dass es „unklar ist, inwieweit personenbezogene Daten der Fans gesammelt werden könnten“.
  
• Probleme für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung: Sie könnten „ohne die erforderlichen technischen Fähigkeiten oder Geräte im Regen stehen gelassen werden“.
  

Zudem prangern die Ultras an, dass die Einführung der digitalen Dauerkarte nicht transparent gestaltet und zur Diskussion gestellt worden sei, etwa bei der Mitgliederversammlung im November. Die Forderung der Fan-Gruppierung: „Als mindeste sollte die Option der analogen Dauerkarte in den nächsten Jahren weiterhin angeboten werden, ohne eine Gebühr.“

Vorteile bei der Weitergabe und Nachhaltigkeit
Der VfL Bochum erklärte die Einführung in seinem Schreiben an die Inhaber vor allem mit Vorteilen bei der (digitalen) Weitergabe, die problemlos möglich sein soll, und der Nachhaltigkeit. So werden beispielsweise durch Postversand anfallende CO2-Emmissionen und Papierressourcen eingespart. Zudem würden Klub und Inhaber Kosten sparen.

Im Zuge der Modernisierung können Mitglieder seit einigen Wochen unter anderem den - von vielen Fans erwünschten - digitalen Mitgliedsausweis nutzen.

Quelle: WAZ.de

[Herr Bert]

Unabhängig von den einzelnen Punkten, die z.T durchaus bedenkenswert sind, halte ich es für bedenklich, welchen Einfluss die Ultras auf das Vereinsgeschehen nehmen, und nehmen können.

[Slyer.]

Was ist daran bedenklich, wenn eine Opposition kritik äußert? Passiert doch überall und zu jedem Thema.

Dass hier der VfL nicht wirklich transparent gearbeitet hat steht außer Frage. Aber auch ich bin hier etwas zwiegespalten, wenn ich meine Pinwand mit Eintrittskarten von Konzert, Veranstaltungen und Fußballtickets angucke dann wird mir auch warm ums Herz und ich schwelge in Erinnerung. Andersherum habe ich seit über 15 Jahren ne Dauerkarte in Plastikform und hebe die nicht wirklich großartig auf (Vielleicht weil mir damals die Blockkarte nicht geläufig war - welche auch Ersatzlos vom Verein eingestampft wurde). Daher begrüße ich den digitalen Schritt für den Komfort, aber aus Traditions und Erinnerungstechnischer Sicht hat der VfL hier nicht wirklich klug gehandelt.

[Herr Bert]

Was ist daran bedenklich, wenn eine Opposition kritik äußert? Passiert doch überall und zu jedem Thema.

Wenn, dann sind die Ulras quasi APO. Denn aus meiner aktiven Fanclubzeit, weiß ich dass der überwiegende Teil keine Vereinsmitglieder sind. Das ist meine Kritik: Was bei mit/denen passiert wenn sie ihren Willen nicht kriegen oder durchdrücken können, hoben wir schon mehrfach erlebt. Nicht nur bei uns.

[Herr Bert]

In den vergangenen Tagen hat die öffentliche Wahrnehmung rund um die Einführung einer digitalen Dauerkarte beim VfL Bochum 1848 zugenommen. Der VfL wurde vonseiten seiner Fanbeauftragten stets über die aktuelle Diskussion in der Fanszene informiert und hat bereits erste Gespräche mit einigen Fangruppierungen geführt. In den nächsten Wochen wird sich das gewählte Fangremium mit dieser Thematik befassen und dem Klub eine Empfehlung mitgeben. 

„Wir legen großen Wert auf die Meinung unserer Fans und befinden uns darüber hinaus im permanenten Austausch mit ihnen, so auch zum Thema der digitalen Dauerkarte. Wir streben einen konstruktiven Dialog mit unseren Fans an, um eine flexible und praktische Lösung zu erarbeiten“, sagt Tim Jost, Direktor Marketing und Vertrieb sowie Mitglied der Geschäftsleitung beim VfL.

„Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und unserer nachhaltigen Entwicklung würden wir es begrüßen, wenn viele VfL-Fans zukünftig das Angebot der digitalen Dauerkarte nutzen würden. Wir werden aber zusätzlich auch weiterhin die analoge Dauerkarte anbieten und der Weiterverkauf an andere Vereinsmitglieder über den offiziellen Ticketzweitmarkt ist wie bislang möglich. Dies ist nicht nur für eine weitere Saison, sondern auch darüber hinaus vorgesehen. Selbstverständlich steht der VfL auch denjenigen mit Rat und Tat zur Seite, die womöglich keinen Zugang zur digitalen Welt haben“, so Jost weiter.