05-19-2024, 12:23 PM
Der VfL Bochum rutscht trotz zwischenzeitlich hervorragender Ausgangslage noch in die Relegation. Wie es dazu kommen konnte. Eine Analyse.
Wer es mit dem VfL Bochum hält, der muss leiden können. Für diese Grundregel des Fan-Daseins an der Castroper Straße bildet auch die aktuelle Saison keine Ausnahme, die für den VfL Bochum nach einer indiskutablen Leistung bei der 1:4-Klatsche bei Werder Bremen in die Verlängerung geht. Der VfL Bochum muss am Donnerstag (23..5.) und Montag (27.5.) gegen Fortuna Düsseldorf in die Relegation. Das Ziel Klassenerhalt hat die Mannschaft von Heiko Butscher im ersten Anlauf verpasst. Und das hat zahlreiche Gründe.
Dass es eine anstrengende Saison für die Nervenkostüme alle Beteiligten werden würde, deutete sich bereits im August an: bitteres Aus im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld nach schwacher Leistung, 0:5-Klatsche beim VfB Stuttgart. Es schien, als hätte sich der VfL Bochum danach gefangen. Remis gegen Borussia Dortmund, den FC Augsburg und Eintracht Frankfurt. Aber dann: 0:7-Packung beim FC Bayern, Niederlage gegen Gladbach. Das Experiment mit einer Dreier- respektive Fünferkette von Ex-Trainer Thomas Letsch missglückte auf ganzer Linie. Der VfL Bochum kassierte Gegentor um Gegentor und tat sich selbst schwer mit dem Toreschießen – was sich über die gesamte Saison allerdings nicht groß änderte. 74 Gegentreffer sind es nach 34 Spieltagen - sogar zwei mehr als in der Vorsaison. Dabei war ein Saisonziel, die schwache Abwehr zu stabilisieren. Kurzzeitig gelang das sogar. Letsch stellte um, kehrte zur Viererkette zurück. Doch: Letschs Idee passte nicht zum Kader. Er schaffte es nicht, Spieler wie Maximilian Wittek, Felix Passlack und Matus Bero richtig einzusetzen oder zu entwickeln. Was er sich definitiv ankreiden lassen muss.
VfL bot in der Bundesliga Drama pur
Den ersten Sieg konnte der VfL erst am 3. November beim Absteiger Darmstadt 98 feiern, es war vorerst ein Brustlöser. Bochum spielte gut, punktete regelmäßig – aber bot Drama pur. Viele Spiele gab der VfL noch in der Schlussphase her, brachte sicher geglaubte Siege nicht nach Hause. Rückblickend sind es die Heimpartien gegen den 1. FC Köln, Mainz 05 und Werder Bremen aus der Hinrunde sowie das unerklärliche Remis gegen Darmstadt 98, die dem VfL Bochum schlussendlich den direkten Klassenerhalt kosteten. Und: in diesem Spielen zeigte sich, dass die Spieler vor dem Tor nicht kaltschnäuzig genug sind. Bezeichnend ist, dass Kevin Stöger nicht nur bester Vorbereiter, sondern auch bester Torschütze ist. Die Stürmer blieben weiter hinter ihren Möglichkeiten. Last-Minute-Neuzugang Gonçalo Paciencia spielte kaum eine Rolle, im Winter verpasste es die sportliche Führung trotz Budgets in der Offensive nachzulegen.
Tatsachen, über die Letsch im April stolperte. Obwohl der Verein erst im November den Vertrag mit dem Trainer verlängert hatte, musste der Schwabe den Verein nach einer 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln verlassen - auch so ein Last-minute-Nackenschlag. Der Glaube an die Wende mit ihm schwand – auch in der Mannschaft. Trotz zwischenzeitlich neun Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone war der VfL wieder in Nöte geraten. Nach einem vielumjubelten Sieg gegen den FC Bayern ging es bergab. Gefühlt feierte der VfL Bochum zu diesem Zeitpunkt bereits den Klassenerhalt. Auch die Spieler gaben inzwischen zu, dass sie schon damit gerechnet hatten, den VfL Bochum ein viertes Jahr in Serie in der Bundesliga zu halten. Mental war die Mannschaft nicht bereit, die Situation umzukehren.
Butscher übernahm für Letsch
Doch es kam noch einmal anders. Sechs Spiele in Serie ohne Sieg – das änderte sich zunächst auch unter Heiko Butscher nicht, der von Letsch übernahm. Nach einer Niederlage in Wolfsburg stand Bochum wieder auf dem Relegationsrang. Sogar der freie Fall auf einen Abstiegsplatz schien möglich.
Krisengespräche und taktische Kniffe von Butscher aber brachten noch einmal die Wende. Dachten zumindest alle. Siege gegen Hoffenheim und bei Union Berlin gaben Selbstvertrauen, als Fehleinkäufe abgestempelte Spieler überzeugten plötzlich. Der VfL Bochum war wieder eine Einheit und zitterte sich ins Saisonfinale. Am vorletzten Spieltag hätte ausgerechnet der ungeliebte Konkurrent Borussia Dortmund den Klassenerhalt des VfL Bochum auf der Couch perfekt machen können - aber ein charakterloser Auftritt bei Mainz 05 vermaledeite dem VfL die Schützenhilfe. Es folgte ein Klatsche gegen Bayer Leverkusen.
VfL hatte alles selbst in der Hand
Und dennoch hätte der VfL Bochum alles selbst in der Hand gehabt, hätte mit einem Punkt bei Werder Bremen am letzten Spieltag den Klassenerhalt feiern können. Hätte. Denn Bochum spielte nicht als Mannschaft, offenbarte ungewohnte Schwächen. Spieler machten Fehler, die sie nur selten machen. Und am Ende spielte auch die Konkurrenz nicht mit: Mainz gewann in Wolfsburg, der 1. FC Union Berlin auf dramatische Art und Weise gegen den SC Freiburg. Der VfL Bochum rutschte noch in die Relegation. Ein Saisonende, das zu dieser VfL-Saison passt. Ein Saisonende, das Bochum in ein tiefes Tal der Tränen stürzen könnte. Selbstverschuldet.
Quelle: WAZ.de
Wer es mit dem VfL Bochum hält, der muss leiden können. Für diese Grundregel des Fan-Daseins an der Castroper Straße bildet auch die aktuelle Saison keine Ausnahme, die für den VfL Bochum nach einer indiskutablen Leistung bei der 1:4-Klatsche bei Werder Bremen in die Verlängerung geht. Der VfL Bochum muss am Donnerstag (23..5.) und Montag (27.5.) gegen Fortuna Düsseldorf in die Relegation. Das Ziel Klassenerhalt hat die Mannschaft von Heiko Butscher im ersten Anlauf verpasst. Und das hat zahlreiche Gründe.
Dass es eine anstrengende Saison für die Nervenkostüme alle Beteiligten werden würde, deutete sich bereits im August an: bitteres Aus im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld nach schwacher Leistung, 0:5-Klatsche beim VfB Stuttgart. Es schien, als hätte sich der VfL Bochum danach gefangen. Remis gegen Borussia Dortmund, den FC Augsburg und Eintracht Frankfurt. Aber dann: 0:7-Packung beim FC Bayern, Niederlage gegen Gladbach. Das Experiment mit einer Dreier- respektive Fünferkette von Ex-Trainer Thomas Letsch missglückte auf ganzer Linie. Der VfL Bochum kassierte Gegentor um Gegentor und tat sich selbst schwer mit dem Toreschießen – was sich über die gesamte Saison allerdings nicht groß änderte. 74 Gegentreffer sind es nach 34 Spieltagen - sogar zwei mehr als in der Vorsaison. Dabei war ein Saisonziel, die schwache Abwehr zu stabilisieren. Kurzzeitig gelang das sogar. Letsch stellte um, kehrte zur Viererkette zurück. Doch: Letschs Idee passte nicht zum Kader. Er schaffte es nicht, Spieler wie Maximilian Wittek, Felix Passlack und Matus Bero richtig einzusetzen oder zu entwickeln. Was er sich definitiv ankreiden lassen muss.
VfL bot in der Bundesliga Drama pur
Den ersten Sieg konnte der VfL erst am 3. November beim Absteiger Darmstadt 98 feiern, es war vorerst ein Brustlöser. Bochum spielte gut, punktete regelmäßig – aber bot Drama pur. Viele Spiele gab der VfL noch in der Schlussphase her, brachte sicher geglaubte Siege nicht nach Hause. Rückblickend sind es die Heimpartien gegen den 1. FC Köln, Mainz 05 und Werder Bremen aus der Hinrunde sowie das unerklärliche Remis gegen Darmstadt 98, die dem VfL Bochum schlussendlich den direkten Klassenerhalt kosteten. Und: in diesem Spielen zeigte sich, dass die Spieler vor dem Tor nicht kaltschnäuzig genug sind. Bezeichnend ist, dass Kevin Stöger nicht nur bester Vorbereiter, sondern auch bester Torschütze ist. Die Stürmer blieben weiter hinter ihren Möglichkeiten. Last-Minute-Neuzugang Gonçalo Paciencia spielte kaum eine Rolle, im Winter verpasste es die sportliche Führung trotz Budgets in der Offensive nachzulegen.
Tatsachen, über die Letsch im April stolperte. Obwohl der Verein erst im November den Vertrag mit dem Trainer verlängert hatte, musste der Schwabe den Verein nach einer 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln verlassen - auch so ein Last-minute-Nackenschlag. Der Glaube an die Wende mit ihm schwand – auch in der Mannschaft. Trotz zwischenzeitlich neun Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone war der VfL wieder in Nöte geraten. Nach einem vielumjubelten Sieg gegen den FC Bayern ging es bergab. Gefühlt feierte der VfL Bochum zu diesem Zeitpunkt bereits den Klassenerhalt. Auch die Spieler gaben inzwischen zu, dass sie schon damit gerechnet hatten, den VfL Bochum ein viertes Jahr in Serie in der Bundesliga zu halten. Mental war die Mannschaft nicht bereit, die Situation umzukehren.
Butscher übernahm für Letsch
Doch es kam noch einmal anders. Sechs Spiele in Serie ohne Sieg – das änderte sich zunächst auch unter Heiko Butscher nicht, der von Letsch übernahm. Nach einer Niederlage in Wolfsburg stand Bochum wieder auf dem Relegationsrang. Sogar der freie Fall auf einen Abstiegsplatz schien möglich.
Krisengespräche und taktische Kniffe von Butscher aber brachten noch einmal die Wende. Dachten zumindest alle. Siege gegen Hoffenheim und bei Union Berlin gaben Selbstvertrauen, als Fehleinkäufe abgestempelte Spieler überzeugten plötzlich. Der VfL Bochum war wieder eine Einheit und zitterte sich ins Saisonfinale. Am vorletzten Spieltag hätte ausgerechnet der ungeliebte Konkurrent Borussia Dortmund den Klassenerhalt des VfL Bochum auf der Couch perfekt machen können - aber ein charakterloser Auftritt bei Mainz 05 vermaledeite dem VfL die Schützenhilfe. Es folgte ein Klatsche gegen Bayer Leverkusen.
VfL hatte alles selbst in der Hand
Und dennoch hätte der VfL Bochum alles selbst in der Hand gehabt, hätte mit einem Punkt bei Werder Bremen am letzten Spieltag den Klassenerhalt feiern können. Hätte. Denn Bochum spielte nicht als Mannschaft, offenbarte ungewohnte Schwächen. Spieler machten Fehler, die sie nur selten machen. Und am Ende spielte auch die Konkurrenz nicht mit: Mainz gewann in Wolfsburg, der 1. FC Union Berlin auf dramatische Art und Weise gegen den SC Freiburg. Der VfL Bochum rutschte noch in die Relegation. Ein Saisonende, das zu dieser VfL-Saison passt. Ein Saisonende, das Bochum in ein tiefes Tal der Tränen stürzen könnte. Selbstverschuldet.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."