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Zukunftsplanung beginnt
#1
Um 6 Uhr verließen die letzten Spieler des VfL Bochum die Party-Location. Es war eine wilde Feier zum Klassenerhalt, der nun aufgearbeitet wird. 

So richtig fit sahen die Spieler des VfL Bochum am Dienstagvormittag nicht aus, als sie einer nach dem anderen an der Castroper Straße vom Hof fuhren und sich in den Urlaub verabschiedeten. Zuvor fand die Spielerverabschiedung im Mannschaftskreis bei einem gemeinsamen Frühstück statt. Mitunter emotional soll es gewesen sein, als etwa Torhüter Andreas Luthe zum Karriereende noch einmal gefeiert wurde. Mit einem Strahlen verließ der als einer der Helden des Relegations-Rückspiels den Parkplatz, als einer der wenigen brauchte er keine Sonnenbrille, um seine Augen nach einer wilden Partynacht zu schützen. Manch einer seiner Mitspieler wurde derweil sogar gefahren. Die Klassenerhaltsfeier bis in die frühen Morgenstunden hatten Spuren hinterlassen. Spuren, die jeder gern in Kauf nimmt. Nach dem kleinen Fußball-Wunder in der Relegation wurde im Bochumer Bermudadreieck die Nacht zum Tage gemacht. 

Die Last, die nach dem 6:5-Erfolg im Elfmeterschießen bei Fortuna Düsseldorf abfiel, war riesig. Am besten war das bei Trainer Heiko Butscher zu erkennen, der nach Mitternacht in den Stadion-Katakomben der Düsseldorfer EM-Arena noch von Leere sprach und in sich gekehrt wirkte. Im ThreeSixty aber löste sich die Stimmung, er konnte endlich wieder lachen und einen für ihn besonderen Erfolg ausgelassen feiern. Zusammen mit Spielern wie Patrick Osterhage, Moritz Römling oder Keven Schlotterbeck sowie Finanz-Geschäftsführer Ilja Kaenzig schloss er um sechs Uhr die Party-Location in der Bochumer Innenstadt ab. 

Kevin Stöger überragt beim Sieg in Düsseldorf
Die Feierlichkeiten hatten gut sieben Stunden zuvor im Düsseldorfer Stadion begonnen, nachdem der Japaner Takashi Uchino den letzten Elfmeter über das Tor gejagt hatte und die gesamte Bochumer Mannschaft im Vollsprint in Richtung Gästeblock gerannt war, um dort mit den Fans zu feiern. Zuvor hatten die Spieler über 120 Minuten mit einer Energieleistung die 0:3-Hypothek aus dem Hinspiel wettgemacht und mit einem Doppelpack von Philipp Hofmann (18./66.) und einem Elfmeter-Treffer von Kevin Stöger (70.) den Gleichstand besorgt. Bis zum Ende der Nachspielzeit verteidigten die Bochumer das Produkt ihrer Aufholjagd leidenschaftlich, schmissen sich in jeden Zweikampf. Beispielhaft dafür stand die Doppelrettung von Takuma Asano und vor allem Noah Loosli in der letzten Minute der Verlängerung. „Ich habe alles reingeworfen und gehofft, dass er mich irgendwie anschießt“, sagte der Schweizer später über seine Rettungstat.

Kaum einer hatte vor dem Rückspiel einen Pfifferling auf die Mannschaft gegeben, die am Donnerstag in allen Belangen unterlegen gewesen war. Längst wurde auch intern darüber gesprochen, wie die sportliche Zukunft in der 2. Liga gestaltet werden würde. Doch die Spieler glaubten an das Wunder. Maximilian Wittek, der in den vergangenen Wochen mit beispielhaftem Einsatz und Willen voranging, sagte in der Nacht: „Ich war zwei Tage niedergeschlagen. Als ich dann aber nach dem Training nach Hause kam, hat meine Frau mir gesagt, dass wir das packen würden. In diesem Moment hat meine sechs Wochen alte Tochter gelächelt. Das war für mich das Zeichen: Es geht noch!“
Und es ging. Angetrieben von einem überragenden Kevin Stöger, der den Verein wohl trotz des Klassenerhalts verlassen wird, drehte der VfL Bochum die Relegation zu seinen Gunsten. „Heute sind wir alle Helden“, sagte Stöger.

Fabian und Losilla werden emotional
Noch nie hatte eine Mannschaft die Relegation im Elfmeterschießen entschieden, noch nie einen 0:3-Rückstand aufgeholt. Es war der würdige Abschluss einer turbulenten VfL-Saison mit vielen Höhen und Tiefen. „Ich freue mich einfach für die Stadt, den Klub, für jeden einzelnen Fan, dass wir ein weiteres Jahr Bundesliga spielen dürfen. Wir waren totgeschrieben. Ich bin stolz auf die Jungs, wie sie hier heute die Antwort gegeben haben“, sagte VfL-Sportgeschäftsführer Patrick Fabian. Noch emotionaler wurde sein Kapitän Anthony Losilla. „Das ist der VfL Bochum. Nur so können wir etwas schaffen. Ich habe so viel erlebt – aber das hier heute noch zu drehen, das ist Wahnsinn.“

Doch trotz aller Freude über das vierte Jahr Bundesliga wird es in den kommenden Tagen personelle Entscheidungen an der Castroper Straße geben. Der knappe Klassenerhalt täuscht in der Saisonaufarbeitung nicht darüber hinweg, wie es überhaupt dazu kommen konnte, nachdem im Februar nach dem Sieg über den FC Bayern der Ligaerhalt schon sicher schien. Patrick Fabian wird wohl nicht weitermachen. Und dann müssen schleunigst die Weichen für die Zukunft gestellt werden: neuer Sportchef, neuer Trainer, Kader-Umbruch XXL – es kommt eine Menge Arbeit auf die Verantwortlichen zu. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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