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Wie der VfL mit Alessandro Crimaldi einen neuen Weg geht
#1
Alessandro Crimaldi trainiert in der dritten Woche der Vorbereitung bei den Profis des VfL Bochum mit. Das Talent soll behutsam aufgebaut werden. 

Alessandro Crimaldi grinst breit und hebt den Daumen, als er am Dienstag mit einem Sack Bälle über der Schulter den Trainingsplatz in Richtung Stadioncenter verlässt. Der erst 16-jährige A-Jugendspieler nimmt alles genau auf, was so rund um ihn herum passiert. Alltäglich ist es schließlich nicht: der Deutsch-Italiener trainierte die ersten beiden Wochen seit seinem Wechsel vom VfL Wolfsburg zum VfL Bochum unter dem neuen Cheftrainer Peter Zeidler mit, schnupperte Profi-Luft. Und darf das nun sogar noch länger. Statt seit Dienstag wie geplant mit der U19 im Trainingslager in Osnabrück zu weilen, spielt er weiter bei den Profis an der Castroper Straße vor. 

„Er ist auch in der dritten Woche dabei. Er ist ein Talent – mit Betonung auf Talent. Es tut den Jungs gut, wenn sie von den Profis lernen und sich an ein höheres Tempo gewöhnen können“, sagte Zeidler gegenüber dieser Redaktion. Zudem füllen Crimaldi und Kacper Koscierski, der ebenfalls bei den Profis mittrainiert, den Kader derzeit auf. Auch Trainingslager-Chancen haben beide wohl. 

Dass sich Crimaldi schon in diesem Sommer bei den Bochumer Profis unter Zeidler als A-Jugend-Jungjahrgang zeigen darf, kommt nicht von ungefähr. Der gebürtige Würzburger gilt als eines der größten Talente seines Jahrgangs in Deutschland. Umso erstaunlicher war das, was der VfL Bochum am 2. Juli relativ nüchtern über die Sozial-Media-Kanäle der Nachwuchsabteilung - und nicht den Hauptaccount des Vereins – verkündete: „Alessandro Crimaldi verstärkt das Talentwerk.“ 

Alessandro Crimaldi kam vom VfL Wolfsburg
Die Verantwortlichen des VfL Bochum verzichteten bewusst auf großes Tam Tam, dabei sorgte der Wechsel in der Szene durchaus für Aufsehen. Crimaldi soll in Bochum behutsam aufgebaut werden, der Verein will einen klaren Plan mit dem Spieler verfolgen – und ihn nicht zum „rising star“ heranzüchten, wie es einst anderen Jugendspielern in anderen Vereinen erging. Stattdessen soll Crimaldi, der Ende September 17 Jahre alt wird, sukzessive auf den Profi-Bereich vorbereitet werden. Genau aus diesem Grund hat sich der Spieler zusammen mit seiner Familie und seinen Beratern bewusst für den Wechsel ins Ruhrgebiet entschieden, obwohl ihn die Verantwortlichen in Wolfsburg gern am Mittellandkanal halten wollten.

Die Perspektive aber, der Durchbruch in den Profi-Bereich, scheint in Bochum größer. Zum einen ist die Konkurrenz für den Flügelspieler wohl geringer, zum anderen die Durchlässigkeit vom Jugendbereich zu den Profis größer. Die Spielerseite, so hört man, habe die Plattform für junge Spieler in Bochum geschätzt, die Spielweise und die Ideen des Klubs hätten überzeugt. Und so haben die Bochumer, die mit diesem Transfer auch ein bislang nicht dagewesenes finanzielles Paket für einen Jugendspieler schnürten, sogar namhaftere Konkurrenz ausgestochen.

„Der Transfer ist für den VfL außergewöhnlich. Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir es gemeinsam geschafft haben, diesen Wechsel zu ermöglichen. Das perfekte Zusammenspiel zwischen der Lizenzabteilung und dem Talentwerk war dafür ausschlaggebend“, sagte U19-Trainer David Siebers bei der Verpflichtung Crimaldis. Nach Informationen dieser Redaktion bekommt Crimaldi ein normales U19-Gehalt, bevor sich mit seinem 18. Geburtstag am 28. September 2025 die Vereinbarung automatisch in einen Profi-Vertrag mit niedrigen Bezügen umwandelt.

Crimaldi ist stark im direkten Duell und spielt mannschaftsdienlich
Auch das zeigt, welche Stücke sie in Bochum auf Crimaldi halten, der in der Länderspielpause im September 2023 unter Niko Kovac, damals noch Cheftrainer des VfL Wolfsburg, als 15-Jähriger bei den Profis mittrainierte. „Er hat das gut gemacht“, sagte seinerzeit VfL-Kapitän Maximilian Arnold. Ähnlich äußern sich nun auch die Bochumer über das neue Top-Talent in den eigenen Reihen. „Alessandro ist ein torgefährlicher Offensivspieler, der nicht nur den eigenen Abschluss sucht, sondern auch immer das Auge für den Mitspielern hat“, sagte Siebers bereits bei der Vorstellung seines neuen Spielers. „Er wird unsere Qualität im Angriff erhöhen und wir möchten ihn bestmöglich dabei unterstützen, sein Potenzial auszuschöpfen.“

Crimaldi wird von Weggefährten als zielstrebig und ehrgeizig bezeichnet, er sei ein Teamplayer. Und das, obwohl er mit seinen Fähigkeiten oftmals auf dem Platz Alleinstellungsmerkmale ins Spiel bringt. Fähigkeiten, die gut mit dem Bochumer Weg übereingehen: Intensiv spielen, willig gegen den Ball arbeiten, mit hohem Tempo spielen. Dinge, die der Sohn eines Italieners und einer Österreicherin schon in seinem jungen Alter gut beherrscht. Im Eins-gegen-eins sticht er hervor, dringt schnell in den Strafraum ein, ist ein guter Vorbereiter. Immer mit dem Zusatz, dass er noch jung ist und sich entwickeln muss.

In den kommenden Monaten soll Crimaldi, der auch aufgrund seiner fröhlichen Art von allen nur „Sunny“ genannt wird, seine Entwicklung in der A-Jugend des VfL Bochum nehmen und punktuell mehr im Profibereich eingebunden werden. Der fußballbegeisterte Teenager, so hört man, zeigt sich bereits angetan von der fußballbegeisterten Art der Menschen im Ruhrgebiet. Nach zwei Jahren in Wolfsburg will er sich nun gut in Bochum einleben, dabei unterstützt ihn gar die Familie, zu der auch ein Bruder und eine Schwester gehören, die aus Würzburg in die Region zieht. 

Fußball wird in den kommenden Wochen und Monaten dann noch mehr den Alltag Crimaldis bestimmen als ohnehin schon. In Wolfsburg beendete er die Schule mit dem Realschulabschluss und will sich nun auf den Sport konzentrieren. Um dann vielleicht irgendwann zumindest in Ansätzen seinem Vorbild Cristiano Ronaldo nachzueifern, weshalb er bislang gern die Sieben trug. In Bochum wären sie schon froh, wenn er in absehbarer Zeit den Durchbruch in die Bundesliga schaffen würde. Dann hätte sich die Investition in Crimaldi auch als Investition in die Zukunft des Vereins amortisiert. Und der VfL dem nächste Talent zum Durchbruch verholfen. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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