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Interview - Kaenzig
#1
Ilja Kaenzig spricht im Trainingslager des VfL Bochum über natürliche Grenzen, den Vorwurf des zu starken Sparens und den großen Plan mit großen Ablösesummen. 

Noch bis zum 4. August bereitet sich der VfL Bochum im Trainingslager in Südtirol auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga vor. Auch Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig ist vor Ort und sprach mit RevierSport über die Entwicklung beim VfL. 

Hier gibt es Teil eins des Interviews.
Ilja Kaenzig, wie würden Sie die aktuelle Situation beim VfL beschreiben?
Jedes halbe Jahr ist die Entwicklung stabil. Wir legen uns Tag für Tag ins Zeug, um den VfL jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Und das ist notwendig, denn die Konkurrenz holt auf und der VfL muss wachsen, damit er den Abstand zu den Klubs halten kann, die sich eine ähnliche Geschichte ausmalen wie wir.

Welche Klubs haben Sie hier im Sinn?
Vereine wie Karlsruhe oder Hannover schauen schon genau, was wir machen. Wir müssen daher immer innovativer und smarter sein. Das gelingt uns derzeit. Dafür brauchen wir tagtäglich gute und motivierte Mitarbeiter.

Reicht das, wenn man sieht, dass die Möglichkeiten rund um das Stadion begrenzt sind?
Grenzen werden natürlich kommen. Wir haben den Plan, dass wir über 100 Millionen Euro Umsatz erreichen in der Bundesliga. Und das werden wir schneller erreichen, als wir gedacht haben. Nach drei Jahren Bundesliga sind wir von den Zahlen schon auf Augenhöhe mit Augsburg oder Mainz.

Kommt ein Aber?
Ja. Der große Unterschied im modernen Fußball sind mittlerweile die Ablösesummen. Und Augsburg und Mainz haben in den letzten Jahren pro Saison im Schnitt 20 Millionen Euro an Transfererlösen erzielt. Das ist nichts, wofür man sich schämen muss. Das hat nichts mit Spielerhandel zu tun. Man bildet junge Spieler aus, man profitiert von deren Entwicklung. Dafür bekommt man eine Rendite, die man reinvestieren kann. Da müssen wir auch hinkommen, das haben wir intern so definiert. Aber das ist noch ein langer Weg. Da stehen wir am Anfang. Es war richtig, bisher auch auf Erfahrung zu setzen, um uns sportlich zu stabilisieren. Aber es ist unumgänglich, auch auf dem Transfermarkt ein Topklub zu sein, weil da werden wir mehr machen müssen als Mainz, Augsburg oder der KSC, weil die im Bereich Stadion und Sponsoring viel mehr Möglichkeiten haben werden, unsere sind hier limitiert.

Bedeutet voller Fokus auf die Ausbildung der Spieler?
Wir sparen nichts, wir haben in den letzten Jahren über zwölf Millionen Euro in die Modernisierung des Klubs gesteckt. Da ist das Scouting oder das NLZ dabei, was mehr Spielerwerte entwickeln wird. Wir können keine Nationalspieler holen, aber wir können sie ausbilden und heranführen. Ich sag mal etwas populistisch. Wenn Mainz einen Nachwuchsmann so entwickeln kann, dass er 50 Millionen Euro wert ist (Brajan Gruda, Anmerkung der Redaktion), wieso soll dem VfL das nicht gelingen? Und wenn Augsburg einen Spieler für 26 Millionen Euro an den VfB Stuttgart verkaufen kann (Ermedin Demirović, Anmerkung der Redaktion), wieso soll der VfL Bochum nicht eines Tages einen Spieler für 26 Millionen Euro verkaufen. Da sehe ich keinen Grund für, das ist möglich, das werden wir auch schaffen. Natürlich nicht morgen, aber wir arbeiten daran. Da bin ich hundertprozentig von überzeugt.

Es gibt aber Vorwürfe, dass sich der VfL kaputt sparen würde. Was sagen Sie dazu?
Wir sind sehr transparent. Wir veröffentlichen unsere Zahlen wie kein anderer Klub. Die Leute, die das sagen, denen können wir gerne die Zahlen nachreichen. Wir geben alles aus und investieren in die Modernisierung, die Infrastruktur, eine neue U21, in die ein siebenstelliger Betrag fließt. Wir investieren jährlich ins NLZ. Wir haben Spieler, die teurer sind. In diesem Jahr gibt es noch den Effekt, dass wir noch einen Trainer auf der Payroll haben. Auch das müssen wir stemmen. Ansonsten versuchen wir jeden Cent effizient auszugeben. Daher ist Sparen das völlig falsche Wort. Ein Festgeldkonto gibt es beim VfL nicht.

Quelle: Reviersport.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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#2
Im zweiten Teil des Interviews sagt Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum, unter welchen Bedingungen er einen Investor in Bochum sehen würde. 

Noch bis zum 4. August bereitet sich der VfL Bochum im Trainingslager in Südtirol auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga vor. Auch Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig ist vor Ort und sprach mit RevierSport über die Entwicklung beim VfL. 

Hier gibt es Teil zwei des Interviews.
Ilja Kaenzig, schauen wir in die Zukunft. Wird der VfL dort gesichert agieren können?
Ja, das geht. Das Wachstum wird weitergehen. Und wir werden auch über Transfererlöse die Möglichkeit haben, Spieler zu kaufen. Über allem steht die Solidität, wir werden keine Risiken eingehen.

Weil?
Beim VfL gibt es niemanden, der zur Hilfe eilt, wenn es schiefgeht. Die Zukunft des Klubs zu riskieren, das kann sich niemand herausnehmen. Man sagt, dass nichts teurer ist als ein Abstieg. Aber man kann nicht mehr ausgeben als man hat. Und das Modell, den Verein zu verschulden, das hat es schon gegeben. Das hat man nach dem letzten Abstieg versucht, damit wäre man fast vor die Wand gefahren.

Es gibt auch andere Vereine, die als Abschreckung dienen können, oder?
Aktuell gibt es andere Vereine, die sind mit der Politik, ich gebe mehr aus als ich kann, es wird ja schon gutgehen, schlecht gefahren sind. Am Ende ist es wichtig, wie ich das Geld ausgebe. Da müssen wir noch besser werden. Da haben wir vielleicht den einen oder anderen Spieler geholt, der noch nicht so performt hat, so selbstkritisch müssen wir sein. Es ist nicht das Geld alleine, was entscheidet, ob ich in der Bundesliga bleibe. Vereine mit mehr Geld als der VfL sind abgestiegen. Hamburg ist nicht so lange in der 2. Bundesliga, weil sie zu wenig Geld haben. Köln ist auch nicht abgestiegen, weil sie zu wenig Geld haben. Es gibt keine Garantie, es gibt nur gute Arbeit. In die investieren wir permanent.

Das Thema Investor wird in Bochum auch kritisch gesehen. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Das ist möglich, daran glaube ich. Wir sind da gut unterwegs. Man muss fairerweise sagen, dass ein direkter Konkurrent wie der FC Augsburg auch einen Investor hat, der aber total im Hintergrund bleibt. Ich denke, dass 99 Prozent der Fußball-Fans in Deutschland davon nichts wissen oder den kennen. Wichtig ist, dass wir den richtigen finden, denn so eine Entscheidung trifft man nur einmal. Ein Sponsor kommt für ein paar Jahre, dann kommt der nächste. Ein Investor kommt und bleibt vermutlich lange im Verein, um diesen auch nachhaltig zu verändern.

Kann hier kurzfristig etwas passieren? Oder ist das langfristig angelegt?
Wir haben sehr viel Respekt und Demut vor der Aufgabe, aber wir sind am Markt. Wir haben die ganzen Dokumente aktualisiert und wir schauen, ob es den richtigen Investor gibt, der nicht sagt, ich komme mit einer eigenen Geschichte. Wir suchen jemandem, der die Geschichte des VfL fortschreiben möchte. Das wäre die Grundvoraussetzung, um weitere Gespräche zu führen. Ausschließen werde ich das daher nicht, aber wir nehmen uns die Zeit und wir lassen uns auch gerne dafür Jahr für Jahr bei der Mitgliederversammlung prügeln. Aber wir machen lieber nichts, bevor wir einen Fehler machen. Wichtig auch: Die Entwicklung stimmt auch so, mit einem Investor würde es nur schneller gehen. Aber wir hängen nicht von einem Investor ab, daher bin ich da recht emotionslos. Wenn eines Tages eine Top-Lösung kommt, beschleunigt das unsere Entwicklung

Quelle: Reviersport.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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