08-04-2024, 07:46 AM
Eine Woche lang trainierte der VfL Bochum in Südtirol und arbeitete intensiv an der neuen Spielidee unter Trainer Peter Zeidler.
Peter Zeidler ging an der Seitenlinie mit, machte viele Meter am Samstagnachmittag. Immer wieder bereite er seine Arme aus, deutete an, wie seine Spieler zu laufen haben, forderte sie auf, hochzurücken, Druck auf den Gegner auszuüben. In zwei Testspielen im Rahmen eines Mini-Turniers probierte der neue Trainer des VfL Bochum zwei verschiedene Systematiken aus, ließ ein sehr junges Team bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Südtirol in einem 4-3-3 auflaufen, die vermeintlich aktuelle A-Elf in einem 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld beim 4:0-Sieg über den FC Bologna. Die Spielidee aber, die änderte sich nicht. In beiden Partien ließ er seine Mannschaft hoch pressen, aktiv gegen den Ball arbeiten, wollte ein schnelles Umschaltspiel sehen.
Und das bekam er - vor allem im Spiel gegen Bologna. Mit breiter Brust agierten Dani de Wit, Ibrahima Sissoko und Co. Stürmer Moritz Broschinski erzielte einen Doppelpack, bereitete einen weiteren Treffer vor, traf einmal zudem den Pfosten. Abgesehen davon aber war wichtig, wie viel er arbeitete. „Ich komme über die Schnelligkeit, das ist genau mein Spiel. Auch das hohe Pressing kommt mir entgegen“, sagte er. Er und seine Mitspieler setzten in den 60 Minuten endlich konsequent das um, was Trainer Zeidler seit Wochen von ihnen fordert: aggressiv und mutig sein. Entsprechend zufrieden war er. „Die Jungs haben gemerkt, dass es funktioniert, wenn man verrückt spielt, wenn aus sich rausgeht, wenn man einen anspruchsvollen Plan hat.“
Spielidee braucht Überzeugung
In allen Trainingseinheiten während der einen Woche im Trainingslager in Gais war zu erkennen, was Zeidler genau von seinen Spielern fordert, wie der Bundesligist im vierten Jahr in Serie im Oberhaus künftig auftreten soll. In Spielformen, häufig im Elf-gegen-Elf, ließ er sie es einüben, unterbrach, wenn es nötig war. Dass diese Spielidee Zeit braucht, bis sie in den Köpfen der Akteure ankommt, wurde aber auch deutlich. Die 1:3-Niederlage gegen Spezia am Dienstag war ein mahnendes Beispiel, auch die Partie gegen den 1. FC Magdeburg ein paar Tage vor dem Trainingslager-Start machte deutlich, wie viel Arbeit es noch braucht. „Die Jungs glauben noch nicht dran, wenn man extrem spielt, wenn man höher spielt, wenn man mutiger spielt, wenn der Gegner den Ball hat“, klagte Zeidler noch am Dienstagabend.
Auch Linksverteidiger Maximilian Wittek sah ein, dass es Probleme gab. „Gegen Spezia sind wir teilweise auf den Gegner gestürzt und haben dabei die Restverteidigung etwas vernachlässigt“, sagte er im Interview mit dieser Redaktion. „Darauf müssen wir aufpassen.“ Das Prinzip, möglich hoch den Ball wieder zu gewinnen, sei aber super. Am Samstag funktionierte es dann auch - und wie. Langsam aber sicher scheinen die Spieler zu verstehen, wie sie agieren müssen. „Wir haben als Mannschaft gut hinbekommen, dass wir uns auch mal bis zur Mittellinie zurückgezogen haben, wenn wir nicht direkt Zugriff durchs Pressing bekommen haben“, sagte Broschinski etwas. Aber: „Wir müssen aggressiv sein und schnell umschalten.“
Zeidler hat von Ralf Rangnick gelernt
Neu ist diese Spielidee im Profi-Fußball nicht. Zeidler Wegbereiter Ralf Rangnick etablierte das starke Gegenpressing im Fußball, Jürgen Klopp begeisterte mit seinen Mannschaft immer wieder, Pep Guardiola hat es mit dem Ballbesitzfußball nahezu perfektioniert. „In unserer Spielidee sind hohes Tempo und Vertikalität, Mut und natürlich auch das schnelle Umschalten nach Ballverlusten wichtige Punkte“, sagte Zeidler.
Anders als unter Thomas Letsch in den vergangenen beiden Jahren - und anders als viele Teams - setzt er dabei eher auf eine Raute im Mittelfeld. „Man muss nicht zwingend mit zwei Sechsern spielen, um vermeintliche defensive Stabilität zu erlangen“, sagte Zeilder. „Es geht darum, dass wir alle zusammen agieren. Ein zentraler Sechser, der von zwei Achtern assistiert wird – das ist sicher eine Idee.“ Und sie funktioniert mit dem aktuellen Kader sehr gut. Matus Bero und Dani de Wit, die beiden Achter, führten ihre Aufgaben nahezu perfekt aus. Auch Agon Elezi auf der Zehn lief enorm viel.
Am Ende der Entwicklung ist die Mannschaft des VfL Bochum nach dem Trainingslager in Südtirol aber noch längst nicht. Aber sie ist auf einem guten Weg. In den kommenden zwei Wochen bis zum DFB-Pokal-Spiel bei Jahn Regensburg wird es nun darum gehen, die Spielidee weiter in die Köpfe der Spieler zu implementieren. Und neue Spieler, die in den kommenden Wochen kommen sollen, schnellstmöglich von dieser Idee zu überzeugen.
Quelle: WAZ.de
Peter Zeidler ging an der Seitenlinie mit, machte viele Meter am Samstagnachmittag. Immer wieder bereite er seine Arme aus, deutete an, wie seine Spieler zu laufen haben, forderte sie auf, hochzurücken, Druck auf den Gegner auszuüben. In zwei Testspielen im Rahmen eines Mini-Turniers probierte der neue Trainer des VfL Bochum zwei verschiedene Systematiken aus, ließ ein sehr junges Team bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Südtirol in einem 4-3-3 auflaufen, die vermeintlich aktuelle A-Elf in einem 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld beim 4:0-Sieg über den FC Bologna. Die Spielidee aber, die änderte sich nicht. In beiden Partien ließ er seine Mannschaft hoch pressen, aktiv gegen den Ball arbeiten, wollte ein schnelles Umschaltspiel sehen.
Und das bekam er - vor allem im Spiel gegen Bologna. Mit breiter Brust agierten Dani de Wit, Ibrahima Sissoko und Co. Stürmer Moritz Broschinski erzielte einen Doppelpack, bereitete einen weiteren Treffer vor, traf einmal zudem den Pfosten. Abgesehen davon aber war wichtig, wie viel er arbeitete. „Ich komme über die Schnelligkeit, das ist genau mein Spiel. Auch das hohe Pressing kommt mir entgegen“, sagte er. Er und seine Mitspieler setzten in den 60 Minuten endlich konsequent das um, was Trainer Zeidler seit Wochen von ihnen fordert: aggressiv und mutig sein. Entsprechend zufrieden war er. „Die Jungs haben gemerkt, dass es funktioniert, wenn man verrückt spielt, wenn aus sich rausgeht, wenn man einen anspruchsvollen Plan hat.“
Spielidee braucht Überzeugung
In allen Trainingseinheiten während der einen Woche im Trainingslager in Gais war zu erkennen, was Zeidler genau von seinen Spielern fordert, wie der Bundesligist im vierten Jahr in Serie im Oberhaus künftig auftreten soll. In Spielformen, häufig im Elf-gegen-Elf, ließ er sie es einüben, unterbrach, wenn es nötig war. Dass diese Spielidee Zeit braucht, bis sie in den Köpfen der Akteure ankommt, wurde aber auch deutlich. Die 1:3-Niederlage gegen Spezia am Dienstag war ein mahnendes Beispiel, auch die Partie gegen den 1. FC Magdeburg ein paar Tage vor dem Trainingslager-Start machte deutlich, wie viel Arbeit es noch braucht. „Die Jungs glauben noch nicht dran, wenn man extrem spielt, wenn man höher spielt, wenn man mutiger spielt, wenn der Gegner den Ball hat“, klagte Zeidler noch am Dienstagabend.
Auch Linksverteidiger Maximilian Wittek sah ein, dass es Probleme gab. „Gegen Spezia sind wir teilweise auf den Gegner gestürzt und haben dabei die Restverteidigung etwas vernachlässigt“, sagte er im Interview mit dieser Redaktion. „Darauf müssen wir aufpassen.“ Das Prinzip, möglich hoch den Ball wieder zu gewinnen, sei aber super. Am Samstag funktionierte es dann auch - und wie. Langsam aber sicher scheinen die Spieler zu verstehen, wie sie agieren müssen. „Wir haben als Mannschaft gut hinbekommen, dass wir uns auch mal bis zur Mittellinie zurückgezogen haben, wenn wir nicht direkt Zugriff durchs Pressing bekommen haben“, sagte Broschinski etwas. Aber: „Wir müssen aggressiv sein und schnell umschalten.“
Zeidler hat von Ralf Rangnick gelernt
Neu ist diese Spielidee im Profi-Fußball nicht. Zeidler Wegbereiter Ralf Rangnick etablierte das starke Gegenpressing im Fußball, Jürgen Klopp begeisterte mit seinen Mannschaft immer wieder, Pep Guardiola hat es mit dem Ballbesitzfußball nahezu perfektioniert. „In unserer Spielidee sind hohes Tempo und Vertikalität, Mut und natürlich auch das schnelle Umschalten nach Ballverlusten wichtige Punkte“, sagte Zeidler.
Anders als unter Thomas Letsch in den vergangenen beiden Jahren - und anders als viele Teams - setzt er dabei eher auf eine Raute im Mittelfeld. „Man muss nicht zwingend mit zwei Sechsern spielen, um vermeintliche defensive Stabilität zu erlangen“, sagte Zeilder. „Es geht darum, dass wir alle zusammen agieren. Ein zentraler Sechser, der von zwei Achtern assistiert wird – das ist sicher eine Idee.“ Und sie funktioniert mit dem aktuellen Kader sehr gut. Matus Bero und Dani de Wit, die beiden Achter, führten ihre Aufgaben nahezu perfekt aus. Auch Agon Elezi auf der Zehn lief enorm viel.
Am Ende der Entwicklung ist die Mannschaft des VfL Bochum nach dem Trainingslager in Südtirol aber noch längst nicht. Aber sie ist auf einem guten Weg. In den kommenden zwei Wochen bis zum DFB-Pokal-Spiel bei Jahn Regensburg wird es nun darum gehen, die Spielidee weiter in die Köpfe der Spieler zu implementieren. Und neue Spieler, die in den kommenden Wochen kommen sollen, schnellstmöglich von dieser Idee zu überzeugen.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."