Beiträge: 15,527
Themen: 2,558
Registriert seit: Apr 2011
Bewertung:
71
Hans-Peter Villis wollte drei Monate nach seinem überraschenden und nicht ganz freiwilligen Rückzug als Präsident zurückkehren - und wurde abgewählt.
Drei Monate war es ruhig um Hans-Peter Villis, als er sich Ende Oktober offiziell aus gesundheitlichen Gründen – was damals schon angezweifelt wurde - dazu entschied, seine Ämter beim VfL Bochum vorerst ruhen zu lassen. Nun, Ende Januar, wollte der nominelle Aufsichtsratsvorsitzende und Präsident beim Bundesligisten zurückkehren. Das verkündete er am Montagabend auf einer Sitzung des Aufsichtsrats. Schon Anfang Januar nahm Villis an einer Sitzung teil, teilte dort den anderen Gremiumsmitgliedern mit, in der nächsten Sitzung Ende Januar auch offiziell seine Rückkehr verkünden zu wollen. Allerdings: Auf der Sitzung wurde er nun direkt abgewählt. Dies bestätigte der Verein am Dienstagmorgen, nachdem diese Redaktion zuvor berichtete. Villis bleibt aber Mitglied des Aufsichtsrats und Präsidium.
Villis soll unzufrieden mit der aktuellen Führung des VfL Bochum sein, bemängele den Stillstand seit Monaten. Der Aufsichtsrat um Uwe Tigges, Martin Volpers und Christina Reinhardt agiere demnach zu zögerlich, gebe keine klare Linie in diesen schwierigen Zeiten vor. Die Vision für die Zukunft des VfL Bochum fehle, zudem befürchtet Villis einen zu großen Zeitverlust bei wichtigen Entscheidungen, nachdem ohnehin feststeht, dass es noch in diesem Halbjahr eine Neuwahl des Aufsichtsrats durch die Mitglieder des VfL Bochum geben wird. Bei dieser will Villis mit einem neuen Team antreten. Dies soll nun der Grund für die Abwahl sein. Allerdings positionierten sich zuletzt im Hintergrund auch die anderen Mitglieder für die Neuwahl.
Zwei Lager innerhalb des Aufsichtsrats
Im Oktober 2024 hatte Villis den Aufsichtsrat darum gebeten - zumindest nach offizieller Darstellung -, „seine Ämter in beiden Gremien aus gesundheitlichen Gründen bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Dem haben das Präsidium und der Aufsichtsrat entsprochen“, wie der Verein damals per Pressemitteilung mitteilte. Dies allerdings waren nach Informationen dieser Redaktion vorgeschobene Gründe, um den Verein nicht in eine große Identitätskrise zu stürzen. Er kam mit seiner Entscheidung, die Ämter ruhen zu lassen, eher einer Abwahl als Vorsitzender des wichtigsten Gremiums des Vereins zuvor. Innerhalb des Aufsichtsrates hatten sich zwei Lager gebildet – die drei oben Genannten sollen gegen den 67-Jährigen gewesen sein und wollten es anders machen. Seitdem tritt der VfL Bochum allerdings auf der Stelle, hat beispielsweise noch immer keinen neuen Sportchef finden können. Auch fehlen angekündigte Winter-Transfers.
Das Gremium, das im Dezember auf der Mitgliederversammlung eine Neuwahl noch im ersten Halbjahr 2025 verkündete, wird nun bis zur Neuwahl am 14. Juni von Uwe Tigges geleitet.
Die Neuwahl wurde notwendig, weil der Druck zu groß wurde, nachdem die Verantwortlichen aufgrund von Personalentscheidungen und dem Zwist innerhalb des Gremiums in die Kritik geraten waren. Allerdings: Die aktive Fanszene forderte bereits vor Weihnachten eine schnelle Neuwahl, um die Weichen für die neue Saison zu stellen. „Ein früheres Datum für die MV wurde geprüft, ist aber aufgrund der notwendigen Vorlaufzeit für die Wahl des Fanvertreters nicht möglich“, teilte der Verein mit.
Der Darstellung in der Berichterstattung rund um den Rückzug von Villis im Oktober widersprachen die Präsidiumsmitglieder um Martin Volpers und Uwe Tigges immer wieder vehement. „Peter ist an uns herangetreten und wollte seine Ämter aus gesundheitlichen Gründen ruhen lassen“, sagte Tigges einmal bei einem Medientermin. Zu Interna wolle er sich nicht weiter äußern. Volpers betonte, dass ihm Ämter nicht wichtig seien und verschiedene Meinungen sogar dazu beitrügen, in die richtige Richtung zu gehen. Es gehe ihm nur um den Verein und darum, dass dieser in allen Belangen positiv in die Zukunft geführt werde. Auch mit Villis. Dieser könne schließlich jederzeit in seine Ämter zurückkehren, wenn es ihm gesundheitlich besser gehe. Dies wollte er nun tun - und wurde letztlich abgewählt, „weil das für eine konstruktive Zusammenarbeit unter seiner Führung notwendige gegenseitige Vertrauen nicht mehr gewährleistet ist“, wie es von Vereinsseite heißt.
Unter Villis zurück in die Bundesliga
Villis ist nun bereit, sich mit einem neuen Team, das sportliche und wirtschaftliche Kompetenz mitbringt, neu aufzustellen, bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung erneut zur Wahl zu stellen. Er will den VfL Bochum noch vor dem Abstieg bewahren. Mindestens aber für eine erfolgreiche Zukunft aufstellen.
Villis war in seiner Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender maßgeblich daran beteiligt, dass sich der Verein wieder in die Bundesliga zurückkämpfen konnte und dort dreimal den Klassenerhalt feierte. Er brachte viele Sponsoren dazu, Geld in den VfL Bochum zu investieren. Bei der Vertragsverlängerung von Hauptsponsor Vonovia sprach sich zuletzt dessen Vertreter Arnd Fittkau noch für Villis als starken Mann beim VfL aus. Frei von Kritik war Villis in seiner Amtszeit aber nie. Dennoch sieht er sich als starken Mann, der den VfL Bochum wieder in ruhigere Fahrwasser bringen kann.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
Beiträge: 15,527
Themen: 2,558
Registriert seit: Apr 2011
Bewertung:
71
Das Präsidium des VfL Bochum ist zerstritten, Villis nicht mehr Chef, Tigges übernimmt. Der Verlierer ist der Verein. Ein Kommentar.
Der vorletzte Satz der Pressemitteilung des VfL Bochum zur Wachablösung an der Spitze des Vereins muss den Fans und Mitgliedern wie Hohn vorkommen. „Alle Beteiligten werden im Sinne des VfL, seiner treuen Fans und seiner Mitglieder in der jetzigen Konstellation alles dafür tun, damit Ruhe im Verein herrscht und das gemeinsame sportliche Ziel Klassenerhalt erreicht werden kann.“ Ruhe im Verein? Genau das Gegenteil ist der Fall.
Der VfL steht sportlich nach einer bisher verkorksten Saison auf dem letzten Platz. Und das Präsidium, die gewählte Führung des Klubs, ist seit Monaten zerstritten. Von der viel beschworenen Einheit keine Spur.
Glaubwürdigkeits-Problem für den neuen Chef Tigges
Im Oktober ließ Hans-Peter Villis seine Ämter als Vorsitzender des Präsidiums (Verein) und Aufsichtsratsvorsitzender der KGaA (Profiabteilung) ruhen, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Er kam damals bereits seiner Abwahl als Vorsitzender des Klubs zuvor. Uwe Tigges und Martin Volpers, seine Stellvertreter, haben dies öffentlich stets abgestritten. Auf der Mitgliederversammlung wich Tigges entsprechenden Nachfragen aus. Beide haben stets betont, dass Villis seine Ämter wieder einnehmen könne, wenn er zurückkehrt.
Seit der Sitzung am Montag, als er zurückkehrte, ist klar: Kann er nicht. Eine Mehrheit um Volpers und Tigges wählte ihn als Vorsitzenden des Präsidiums und Aufsichtsrates ab - und der neue Chef Tigges und seine Mitstreiter haben nun ein Glaubwürdigkeitsproblem gegenüber Mitgliedern, Fans, Sponsoren. Wie will man da den VfL Bochum „in Ruhe“ und sicher in die Zukunft führen?
Villis bleibt in einem Team, das kein Team mehr ist
Zumal Villis Mitglied bleibt - in einem Führungsteam, das kein Team mehr ist. Man kann das stur nennen, er könnte ja auch weiterhin den Sitzungen fernbleiben, sich auf die Neuwahlen konzentrieren. Man kann es aber auch nachvollziehen. Er will sich, das entspricht seinem Typ, nicht länger wegducken, nachdem er den Kompromiss eingegangen war, ein paar Monate zu pausieren. Dass er bereits an einem Team arbeitet für die Neuwahlen, versteht sich fast von selbst. Und gilt für die andere Seite auch.
Fakt ist: Der VfL steht weiterhin ohne Sport-Geschäftsführer und/oder -Direktor da, Neuzugänge hat der Klub im Winter bisher nicht präsentiert. Letzteres ist zwar nicht die Kernaufgabe des Präsidiums, sondern von Geschäftsführer Ilja Kaenzig in Zusammenarbeit mit Trainer Dieter Hecking. Doch das Präsidium kann sich auch hier aktiv beteiligen. Bei nennenswerten Entscheidungen, ab 250.000 Euro, hat es stets das letzte Wort.
Wichtige Entscheidungen stehen vor den Neuwahlen an
Fakt ist aber auch: Das Präsidium ist beschlussfähig, der Klub als Ganzes voll handlungsfähig. In Panik muss daher niemand verfallen - Sorgen aber sind berechtigt.
Denn in dieser bedrohlichen Lage, die 2. Liga mit erheblichen finanziellen Konsequenzen vor Augen, kommen die Neuwahlen gefühlt zu spät. 14. Juni, das ist knapp vor dem Trainingsauftakt für die kommende Saison. Wesentliche Entscheidungen müssen bis dahin getroffen werden: Wer wird Trainer, wer Sportchef, welche Spieler bleiben, kommen, gehen - und zu welchem Preis?
Entscheidungen, die nicht nur einen starken Geschäftsführer Ilja Kaenzig, sondern auch eine starke Klubführung benötigen, die nach außen mit einer Stimme spricht. Dass ein früherer Termin nicht möglich war, begründet der Verein mit Fristen für die Wahl eines Fanvertreters im Präsidium, der von der Fanclubvertreter-Versammlung gewählt wird.
Fanvertreter fürs Präsidium: Kandidatur benötigt Zeit
Die Mitglieder entscheiden über Präsidium-Teams mit fünf Mitgliedern en bloc, zudem über den vorgeschlagenen Fanvertreter. Seit Jahren ist dies Martin Volpers. Er wird als Fan-Vertreter nicht mehr antreten, während er sich eine Kandidatur in einem neuen Team noch offen hält.
Die nächste Fanclub-Vertreter-Versammlung ist am 20. Februar, sie kann auch laut Satzung nicht mal eben von heute auf morgen einberufen werden. Danach folgt die mehrwöchige Bewerbungsphase. Neu ist unter anderem: Eine Wahlkommission - das Fangremium - prüft die Kandidaten. Erst im Mai können sie daher vom Fangremium der Versammlung zur Wahl vorgeschlagen werden. Ein Verfahren, das die Demokratie im Klub und die Fanbelange stärkt - und entsprechend Zeit benötigt. Daher ist dem Präsidium kein Vorwurf für den späten Termin zu machen.
Uwe Tigges und seine Crew haben bei der Mitgliederversammlung den Weg für Neuwahlen von sich aus freigemacht, das verdient Respekt. Nach Villis‘ Degradierung ist der Wahlkampf zumindest hinter den Kulissen nun endgültig eröffnet - für den VfL Bochum, seine Fans und Mitglieder kann man nur hoffen, dass er die wesentliche Vereinsarbeit nicht überlagert.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
Beiträge: 15,527
Themen: 2,558
Registriert seit: Apr 2011
Bewertung:
71
Wenn es dumm läuft, kann der Schuß für M. Volpers nach hinten losgehen. Volpers ist als , von den Mitgliedern gewählt, in den AR gekommen.
Was passiert also wenn er abgewählt, bzw. nicht wieder gewählt wird ? Was passiert, wenn das vermeintliche neue AR Mitglied, nicht auf der Volpers/Tigges Welle mit schwimmmt ? Wenn ich mich recht erinnere, war Volpers bei der letzten Wahl, nicht unumstritten.
Was passiert, wenn Villis ein eigenes Team aufstellt, zur Wahl antritt und gewinnt ? Tigges und Volpers dürften dem Team nicht angehören.
Man kann von Villis halten was man will, aber er hat in jedem Fall den höheren Bekanntheitsgrad und die deutlich bessere Reputation.
In keinem Fall ist der Drops schon gelutscht, und es kann bitter enden. Hoffen wir auf`s Beste.
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
Beiträge: 861
Themen: 5
Registriert seit: Jun 2011
Bewertung:
14
Es ist eine ähnliche Geschichte wie mit Riemann, ich meine damit, dass es unterschiedliche Lager gibt.
Es gab Zeiten, da hat die eine Gruppe Villis in die Wüste schicken wollen, sie haben den Rücktritt erwartet und massiv gefordert. ( Geht hier nicht gegen Deinen Post, Klaus !)
Und ich wette darauf, dass es die nächste massive Gruppenbildung bei Hecking / Känzig gibt und zwar bezogen auf die Thematik: Neuverpflichtung. Ich bin fast sicher, dass niemand kommt und wenn es gut geht, Glück gehabt und wenn nicht, dann hängt dies genau den beiden Herren nach.
So iist es immer , wenn was nicht rund läuft. ( zukünftig auch : Wahlen im Februar)
Beiträge: 690
Themen: 16
Registriert seit: Apr 2011
Bewertung:
13
bei Känzig gehe ich mit. Hecking eher nicht. Der redet sicher mit, ist aber nicht für Einkäufe und das Bereitstellen des Geldes dafür verantwortlich.
Zu Villis: habe ich fast keine echte Meinung zu. Ich mochte seine Ausstrahlung nicht und hatte das Gefühl, das er zu politisch agiert. Aber da ist zuviel hörensagen dabei, um es beurteilen zu können.
internette Grüsse und gutgehn
der webjogi
Beiträge: 15,527
Themen: 2,558
Registriert seit: Apr 2011
Bewertung:
71
Hans-Peter Villis stand mehr als ein Jahrzehnt an der VfL-Spitze, jetzt wurde er als Chef abberufen. Er war immer streitbar, es gab Erfolge und Krisen. Eine Einordnung.
Hans-Peter Villis wurde von der Mehrheit des Präsidiums am Montag als Vorsitzender des Gremiums sowie des Aufsichtsrates abberufen. Uwe Tigges ist neuer Chef, am 14. Juni steigen Neuwahlen des Präsidiums bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Villis will mit einem neuen Team antreten, das machte er nach Informationen dieser Redaktion auch in der Sitzung am Montag deutlich. Daher teilte der Verein mit, dass das „gegenseitige Vertrauen“ für eine Zusammenarbeit mit Villis als Chef nicht mehr gegeben sei. Zuvor hatte es über Monate Dissonanzen gegeben, Villis sein Amt ab Oktober ruhen lassen. Im folgenden Text, der erstmals am 25. Oktober, nach dem vorübergehenden Rückzug Villis‘ aus dem Präsidium, erschienen war, blicken wir auf seine langjährige Zeit als Vereinsboss zurück.
Villis: „Bei gutem Wetter kann jeder segeln“
„Bei gutem Wetter kann jeder segeln.“ Ein Satz, den man von Hans-Peter Villis in seiner bereits zwölfjährigen Amtszeit als Vereinschef des VfL Bochum oft gehört hat. Villis hisste eben nicht nur die Segel in guten Zeiten. Es gab viele Krisen, harschen Gegenwind – auch gegen ihn persönlich. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Energieriesen EnBW, seit Jahren selbstständig in der Energiebranche unterwegs, hat bisher jedem Sturm beim VfL standgehalten. Bis zum Mittwochabend.
Aus gesundheitlichen Gründen lasse er seine Ämter als Vorstandsvorsitzender des Vereins und als Aufsichtsratsvorsitzender der seit 2018 ausgegliederten Kapitalgesellschaft (Profifußball) vorerst ruhen, erklärte der Klub. Villis nimmt bis zu seiner möglichen Rückkehr auch nicht an den Sitzungen und Entscheidungsprozessen teil. Das Präsdidium hat also vorerst nur noch sechs statt sieben Mitglieder.
Gesundheitliche Gründe und Differenzen im Präsidium
Nach Informationen dieser Redaktion sind gesundheitliche Gründe aber nicht der Hauptgrund für Villis‘ Rückzug. Es gibt interne Differenzen zwischen ihm und vier Mitgliedern des Präsidiums. Sogar ein Misstrauensvotum gegen ihn stand zur Debatte, erfuhr diese Redaktion ( wir berichteten).
Der Zeitpunkt von Villis‘ Rückzug mitten in turbulenten Tagen überraschte viele. Bochum ist Schlusslicht und sucht seit Sonntag obendrein einen Trainer und Sportdirektor. Auch wichtige Sponsoren-Gespräche etwa mit Vonovia – der Vertrag als Hauptsponsor läuft nach dieser Saison aus – stehen an.
Seine Finanzspritze rettete den am Boden liegenden VfL
Villis hat einige Erfolge zu verzeichnen, gänzlich unumstritten war er freilich nie. Seit 2011 ist der gebürtige Castrop-Rauxeler, seit Kleinauf VfL-Fan, im Aufsichtsrat des damals recht frisch abgestiegenen Klubs tätig, seit 2012 führt er die Geschicke des Vereins an. Zunächst als Vorsitzender des Aufsichtsrates, seit der Ausgliederung der Profiabteilung, beschlossen 2017 und umgesetzt 2018, dann als Präsident des Vereins sowie Vorsitzender des Aufsichtrates der Kapitalgesellschaft (Profiabteilung). Der 66-Jährige gilt als Mann mit guten Drähten zur Lokalpolitik und zu Sponsoren wie etwa Vonovia, dem Hauptsponsor und Namensgeber des Stadions.
Als der Verein zu Beginn seiner Amtszeit wirtschaftlich am Boden lag zwei Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga, half Villis auch mit privaten Mitteln aus - auch seine Finanzspritze rettete den Verein vor dem totalen Absturz. Es dauerte, bis Bochum sich berappelte. Doch heute ist der Klub, mittlerweile im vierten Jahr in Folge erstklassig, längst konsolidiert. Er hat die existenziell bedrohliche Coronakrise gut bewältigt, steht auf gesunden Füßen, schreibt Rekorde in fast allen Bereichen – etwa bei der Mitgliederzahl (heute über 31.000) oder beim Umsatz.
Großer Knall im Winter 2017/18: Goosen, Engelbracht, Hochstätter weg
Dabei blieb der VfL elf Jahre in der 2. Liga, was zwischenzeitlich auch Villis angelastet wurde. Als der VfL mal wieder der 3. Liga entgegentaumelte in der Saison 2017/18, war das Stadion teilweise gefühlt leergespielt, sah man im frostigen Winter Villis-Raus-Banner in der Kurve und hörte wütende Sprechchöre gegen ihn. Vorgeworfen wurde ihm unter anderem auch, zu lange an Trainer Gertjan Verbeek und Sportvorstand Christian Hochstätter, einem Villis-Intimus, festgehalten zu haben.
Der beliebte Bochumer VfL-Fan, Autor und Kabarettist Frank Goosen verließ den Aufsichtsrat im Dezember 2017 auch wegen Dissonanzen im Gremium. Der damalige Finanz-Geschäftsführer Wilken Engelbracht warf ebenfalls hin, und Anfang Februar 2018 stellte der Klub dann doch Hochstätter frei – es waren bis vor kurzem die personell turbulentesten Wochen des VfL unter Villis‘ Führung. Eine Initiative sammelte Unterschriften für eine Neuwahl, Ziel: Villis‘ Abwahl. Dazu kam es nicht.
Ausgliederung der Profiabteilung - Aufschwung mit Kaenzig, Schindzielorz, Reis
Zuvor hatte die Mehrheit des Klubs der Ausgliederung der Profiabteilung zugestimmt im Oktober 2017 - unter lautem Protest der Gegner wie der Ultras. Ziel: einen Investor mit ins Boot zu holen. Bis heute aber ist kein Investor in Sicht.
Mit Ilja Kaenzig (Wirtschaft) und Sebastian Schindzielorz (Sport), die Villis mit seinem Team Anfang 2018 als Geschäftsführer holte, wurde es ruhiger. Zwei Volltreffer, die Villis zurück in positive Schlagzeilen brachten. Es ging erst langsam, dann steil bergauf, trotz eines zwischenzeitlichen Rückfalls mit der Trennung von Trainer Robin Dutt. Bochum holte Trainer Thomas Reis. Der VfL stieg unter Reis auf im Sommer 2021, feierte furios den Klassenerhalt – es waren Villis‘ erfolgreichste Jahre mit dem Trio Reis/Schindzielorz/Kaenzig.
Doch seit dem Abgang von Schindzielorz im Spätsommer 2022, der seinen im Dezember 2022 auslaufenden Vetrag selbst fristgerecht gekündigt hatte, und der Trennung von Trainer Reis kurz zuvor kehrte keine längerfristige Ruhe mehr ein beim VfL.
Dr. Bauer fordert Villis heraus: Der langjährige Präsident setzt sich durch
Der Klinikchef und langjährige Mannschaftsarzt Dr. Karl-Heinz Bauer forderte mit einem eigenen Vorstands-Team das „Team Villis“ heraus bei den Wahlen auf der Mitgliederversammlung im November 2022. Bauer warf Villis vor allem den Abgang von Schindzielorz vor, von zu geringer Wertschätzung war die Rede, einem schwachen Führungsstil. Auch Zweifel an seiner sportlichen Kompetenz hört man immer wieder mal. „Der VfL ist keine One-Man-Show“, auch diesen Satz benutzt Villis häufig. Genau das warfen ihm Kritiker aber vor. Villis, der etwa auf Trainingslager-Reisen oder vor Spielen sehr fan- und volksnah ist, kann auch stur sein. Und stolz.
Villis setzte sich bei der Kampfabstimmung gegen Bauer klar durch mit über 1100 Stimmen (66,5 Prozent). Auch die meisten Fans der aktiven Szene standen im November 2022 hinter ihm und seinem Team – auch, weil ihnen bei der Alternative ein adäquates Netzwerk fehlte im wirtschaftlichen Bereich.
Seit dem Aus von Schindzielorz aber fand der Klub nicht mehr ansatzweise zur erwünschten Konstanz. Trainer Thomas Letsch musste im April gehen, Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian trat im Mai nach dem Relegations-Wunder in Düsseldorf zurück. Am vergangenen Sonntag trennte sich der Klub von Trainer Peter Zeidler und Sportdirektor Marc Lettau.
Villis war gegen Trainer Zeidler - Streit im Gremium
Die Verpflichtung von Zeidler war im Gremium von Beginn an umstritten, Villis plädierte nach unseren Informationen für Andre Breitenreiter – der Ton untereinander wurde immer rauer, einhergehend mit der sportlichen Krise. So hätte sich Villis lieber eher von Zeidler getrennt, bei Lettau indes herrschte wohl weitgehend Einigkeit. Insgesamt konnte Villis seine Wünsche bei verschiedenen Themen nicht mehr durchsetzen. Das Gremium gilt als zerstritten mit zwei Lagern.
Und jetzt? Die Führungs-Posten von Villis bleiben vorerst unbesetzt. Sie übernehmen interimsweise die bisherigen Stellvertreter, im Verein Martin Volpers und Uwe Tigges sowie in der Kapitalgesellschaft (Profifußball) Uwe Tigges. Beide sind gebürtige Bochumer, seit zehn bzw. zwölf Jahren im Gremium aktiv, fuhren oft mit Villis gemeinsam zu den Auswärtsspielen des VfL.
Volpers: Fan-Vertreter übernimmt mit den Vorsitz
Volpers (63), seit 1978 im Fanklub „Bochumer Jungen“ aktiv, ist als Fan-Vertreter seit 2012 im Aufsichtsrat/Präsidium dabei. Er kommt in der aktiven Szene gut an, so hört man es. Er wurde vor drei Jahren von der Fanvertreter-Versammlung souverän als Fan-Vertreter für das höchste Vereinsgremium wiedergewählt. Seit der Ausgliederung der Profiabteilung ist er stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Vereins. Volpers ist CEO (Geschäftsführer) des mittelständischen Automobilzulieferers NEWALU (150 Mitarbeiter).
Tigges: Ex-Personalchef von RWE übernimmt vorerst Aufsichtsrats-Vorsitz
Tigges (64) ist seit 2014 im Aufsichtsrat/Präsidium des Vereins tätig und seit 2022 stellvertretender Vorstandsvorsitzender als Nachfolger von Martin Kree, der 2022 aus persönlichen Gründen ausschied. Tigges war nach jahrelanger Tätigkeit als Konzernbetriebsratschef dann Personalvorstand beim Energiekonzern RWE AG (ab 2013) und von 2018 bis 2019 Vorstandsvorsitzender der Innogy SE. Aktuell ist er unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Amprion AG.
Gemeinsam mit Ilja Kaenzig, dem hauptamtlichen Geschäftsführer und starken Mann des VfL, ist das Gremium gefordert, den VfL aus der Krise zu führen.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
Beiträge: 15,527
Themen: 2,558
Registriert seit: Apr 2011
Bewertung:
71
Da sind aber ein paar "Wackler" drin. z.B. die Geschichte mit der Ausgliederung und dem Aufschwung. Zu dem Zeizpunkt war Kaenzig noch gar kein Thema, Das war noch Engelbrachts Werk. Die Ausgliederung hat Engelbraacht fast im Alleingang gewuppt. Engelbracht war es auch der, zusammen mit Ch. Schönhals, die "Wir bleiben drim" Kampagne gestartet hat, genau wie die erste Mitgliederoffensive. Das erste Ziel waren 10.000 Mitglieder.
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
|