Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Thomas Stickroth wird 60!
#1
Herzlichen Glückwunsch, Legende! Der VfL grüßt das Geburtstagskind Thomas Stickroth und gratuliert ihm zum Jubiläum, schließlich wird der „Ruhrpott-Brasilianer“ am 13. April runde 60 Jahre alt. „Stickinho“ (bzw. „Stickes“, wie ihn seine Teamkollegen nannten) gehörte der legendären Mannschaft an, die Mitte der 90er-Jahre zunächst den Wiederaufstieg in die Bundesliga schafften und anschließend zum ersten Mal in der VfL-Geschichte direkt in den UEFA-Pokal durchmarschierten. 
.
Der gebürtige Stuttgarter, Sohn von Showbiz-Eltern (der Vater Model, Friseur und Schauspieler, die Mutter Model, TV-Moderatorin und Schauspielerin), erlernte das Kicken in der Heimatstadt und landete prompt beim VfB. Bis 1983 spielte er im Brustring-Trikot, dann erfolgte der Wechsel zum SC Freiburg, damals ein solider Zweitligist. Der technisch beschlagene Mittelfeldspieler rückte in den Fokus der Bundesliga, Aufsteiger FC Homburg sicherte sich 1986 seine Dienste. Mit den Saarländern gelang ihm einmal der Klassenerhalt, im zweiten Jahr ging es für den FCH wieder runter in Liga zwo – außer für „Stickes“. Der blieb erstklassig und kickte fortan für Bayer 05 Uerdingen (heute: KFC Uerdingen). Die Krefelder gehörten damals noch zum Inventar der Bundesliga, dank üppiger Subventionierung durch den Bayer-Konzern. Für Stickroth geriet die Station in der Seidenstadt aber eher zum Fiasko, bei einem nächtlichen Ausflug überlebte er 1989 eine Messerattacke nur knapp. Die Schlagzeilen waren groß, nach zwei Jahren entging er dem Trubel in Deutschland durch ein Engagement in Schottland. Ein schottischer Traditionsclub, der 1877 gegründete FC St. Mirren, wurde für zwei Spielzeiten seine sportliche Heimat; 55 Mal lief er für die „Buddies“ aus Paisley auf. 
.
Aber auch hier endete das Abenteuer nach zwei Jahren. Was heutzutage als normale Vertragslaufzeit wahrgenommen wird, war in der Prä-Bosman-Urteil-Ära eher auffällig. Spieler, die oft den Verein wechselten, wurden schnell als „Paradiesvögel“ abgestempelt. 1992 erfolgte für Stickroth die Rückkehr nach Deutschland, der Bundesliga-Aufsteiger 1.FC Saarbrücken (mit einem gewissen Peter Neururer als Coach) nahm den 27-Jährigen unter Vertrag. Sportlich endete das Abenteuer der Saarländer nach anfänglichem Höhenflug wenig schön, nämlich auf Platz 18. Die folgenden Zweitligajahre verliefen eher zäh (Platz 14 und 7), finanzielle Schwierigkeiten nahmen zudem überhand. Dem Bundesliga-Gründungsmitglied wurde vor der Saison 1995/96 die Lizenz entzogen und der Club in die drittklassige Regionalliga strafversetzt. 
.
Auftritt Klaus Toppmöller, der für den VfL ein Spezial-Casting anberaumt hatte. Die Blau-Weißen hatte unter ihm die Rettung 1994/95 nicht mehr geschafft und mussten zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte einen Neuanlauf in Liga zwo nehmen. Toppmöller drehte den Kader einmal auf links und etablierte auf einen Schlag gleich rund ein Dutzend Neuzugänge, darunter einige der Marke „Paradiesvogel“. Peter Közle war dabei, der beim MSV Duisburg die Star-Achterbahn von ganz oben bis ganz unten mitgemacht hatte, ebenso wie Torsten Kracht, der im Prinzip schon beim Aufwärmen die Gelbe Karte sah, oder Thomas Reis, ein heißblütiger Jungspund von Eintracht Frankfurt. Das „Dirty Dozen“ wurde von Thomas Stickroth komplettiert, dem feinfüßigen Reisenden in Sachen Vereinskultur. 

.
Die Story lag also schon da, das Drehbuch erwies sich als schlüssig, große Erfolge und noch größere Emotionen folgten. Der VfL marschierte auf einmalige Art durch die Saison 1995/96, die Bekloppten-Combo (ausschließlich positiv konnotiert) unter Anleitung von Klaus Toppmöller begeisterte durch rasanten Offensivfußball mit Esprit und Schlitzohrigkeit. Thomas Stickroth hätte sich sicher nicht träumen lassen, dass er ausgerechnet in der Herzkammer des deutschen Fußballs, dem Ruhrgebiet, heimisch werden sollte und zudem das Gütesiegel „Fußballgott“ verpasst bekam. Raffinierte Mehrfachübersteiger (mal mit, mal ohne Gegner), aufreizende Dribblings am oder im eigenen Sechzehner, gepaart mit mehrmaligem Ballhochhalten an der Eckfahne, um die Pille dann per Scherenschlag ins Mittelfeld zu befördern – das Repertoire von Stickinho war gewaltig, die liebevolle Ehrung zum „weißen Brasilianer“ nur folgerichtig. Im Grätsch-Tempel Ruhrstadion zelebrierte Stickroth, der übrigens als rechter Verteidiger, aber auch als Libero notiert wurde, den Fußball auf die Art, die das Fan-Volk zu lautstarken Ovationen trieb. 
.
Mit dem glanzvollen Aufstieg – der VfL belegte vom 12. Spieltag an bis zum Schluss Platz 1 und wurde souveräner Zweitligameister – endete das Märchen nicht. Die Truppe wurde um ein paar Internationale (Georgi Donkov, Zoran Mamić) ergänzt, zudem um erfolgshungrige Kicker wie Olaf Schreiber und Karsten Hutwelker. Die Jungs gaben Gas und erreichten kaum Vorstellbares, als sich der VfL am Ende der Saison, gesichert durch ein 6:0 über den FC St. Pauli, als Tabellenfünfter erstmals in der Vereinsgeschichte für den UEFA-Cup qualifizierte. Die folgende Bundesligasaison geriet zwar ob der Doppelbelastung zur Zitterpartie, aber in den Flutlichtspielen unter der Woche produzierten Stickroth & Co erneut jede Menge Historisches. Nach der 1:2-Hinspielniederlage in der ersten Runde bei Trabzonspor eröffnete ausgerechnet „Stickes“ (dessen Einsatz von Klaus Toppmöller tags zuvor noch ausgeschlossen wurde) im Rückspiel den Torreigen. Vielleicht das wichtigste seiner neun Tore, die er in 134 Spielen für den VfL erzielt hat. Am Ende stand gegen den türkischen Vertreter ein sensationeller 5:3-Erfolg, zudem in Unterzahl errungen. In der zweiten Runde wurde das belgische Topteam FC Brügge mit 4:1 aus dem Ruhrstadion geschossen (Hinspiel: 0:1), im Achtelfinale lieferte der VfL dann dem damaligen europäischen Spitzenclub Ajax Amsterdam ein hochdramatisches Duell, das letztlich zugunsten der Niederländer ausging (2:4, 2:2). Stickroth kam dabei aber nur noch in Brügge zum Einsatz. Verletzungsbedingt lief in den Spielzeiten 1997/98 und 1998/99 wenig für ihn, am Ende stieg der VfL erneut ab. 
.
In der anschließenden Zweitligasaison hatte er großen Anteil am Wiederaufstieg, die schwierige Phase zu Saisonbeginn unter Ernst Middendorp konnten Interimstrainer Bernard Dietz sowie Ralf Zumdick im neuen Jahr (2000) ins Positive drehen – indem sie u.a. auf Stickroth setzten. Das wurde in der Folge immer weniger, in seinen beiden letzten Saisons im VfL-Trikot kam Stickroth nur noch sporadisch zum Einsatz. Am Ende der Spielzeit 2001/02, nach 168 Bundesligaspielen (14 Tore) und 224 Zweitligaspielen (30 Tore), dem Ausflug nach Schottland sowie zahlreichen nationalen wie internationalen Pokalspielen, schloss Stickroth das Kapitel „aktive Karriere“. 
.
Dem Standort Bochum blieb er jedoch treu, sein Lebensmittelpunkt war hier. Als Coach und Mentaltrainer waren seine Dienste u.a. beim FC St. Pauli gefragt, als Co-Trainer lauteten die Stationen Wuppertaler SV, Westfalia Herne, FSV Frankfurt, FC Vaduz, FC Ingolstadt, 1.FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig. Der VfL gratuliert seiner Legende herzlichst zum Geburtstag und wünscht „Stickinho“ alles erdenklich Gute fürs kommende Jahr(zehnt)!
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste