05-30-2025, 03:18 PM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-30-2025, 09:08 PM von Herr Bert.)
Hans-Peter Villis und Andreas Luthe sprechen im Interview über gemachte Fehler im Präsidium des VfL Bochum und eine Staffelübergabe 2027.
Einst haben sie sich zerstritten, nun treten sie gemeinsam bei der Wahl für das Präsidium des VfL Bochum auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 14. Juni an. Hans-Peter Villis und Andreas Luthe haben sich längst ausgesprochen und wollen gemeinsam im „Team Zukunft“ einen Neustart im Verein vorantreiben. Im Interview sprechen die beiden über Fehler der Vergangenheit, die Investoren-Frage, die konkrete Rolle von Villis und eine Staffelübergabe im Jahr 2027.
Herr Villis, Herr Luthe, es hatte überrascht, dass Sie zusammen in einem Team für das VfL-Präsidium antreten. Wie kam es dazu?
Hans-Peter Villis: Andreas Luthe bringt neue Perspektiven, sportliche Kompetenz und ein klares Verständnis dafür mit, wo der VfL hin muss. Ich bringe Erfahrung, Kenntnis der Abläufe – und die Bereitschaft, nochmals Verantwortung zu übernehmen. Unsere Entscheidung, gemeinsam anzutreten, ist ein Zeichen der Einheit.
Andreas Luthe: Mir war wichtig: Wenn ich mich engagiere, dann nur als Teil eines Teams. Ich wurde von der Findungskommission angesprochen, ob ich mir ein Engagement im Präsidium vorstellen kann. Ich habe mich jedoch dafür entschieden, mit dem jetzigen Team anzutreten. Am Ende war klar: Der VfL braucht in dieser Phase Klarheit, Haltung – und einen gemeinsamen Plan. Wir haben diesen Plan – und wollen ihn jetzt umsetzen.
Herr Villis, Sie hatten Ihr Amt ruhen lassen. Warum kehren Sie jetzt zurück?
Villis: Weil es richtig war, damals zum Wohle des Vereins einen Schritt zurückzugehen – und weil es jetzt richtig ist, einen nach vorn zu machen. Ich habe die Verantwortung gespürt, nicht Teil einer Phase zu sein, die vom Stillstand geprägt war. Und ich habe genauso die Verantwortung gespürt, jetzt nicht auf Distanz zu bleiben, wenn ein neuer, glaubwürdiger Neuanfang möglich ist. Ich will diesen Übergang aktiv mitgestalten – transparent, strukturiert und auf Zeit. Und ich weiß, dass ich in der Vergangenheit Fehler gemacht habe. Dieses Interview ist auch die Chance, das einzuordnen – nicht um zurückzublicken, sondern um Vertrauen neu aufzubauen.
Übergangszeit, wenn „Team Zukunft“ gewählt wird
Karl-Heinz Bauer erklärte im Interview, dass Sie als Vorsitzender abgewählt worden seien, weil Ihre Ideen nicht mehr mehrheitsfähig gewesen sein sollen.
Villis: Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass es zum Beispiel von meiner Seite Bedenken bezüglich der Anstellung von Peter Zeidler gab. Aber am Ende war es ein demokratischer Prozess – und ich möchte nicht zurückblicken, sondern den Blick nach vorn richten. Gleichzeitig ist wichtig: Die Auswahl und fachliche Bewertung eines Trainers liegt in erster Linie in der Verantwortung des Sportgeschäftsführers.
Sie werden dennoch mit Fehlern der Vergangenheit in Verbindung gebracht. Was wird nun anders?
Villis: Wir haben als gesamtes Gremium in der Vergangenheit wahrlich nicht alles richtig gemacht. Christina Reinhardt hat es im Statement zu ihrem Rückzug ja formuliert. Die klare Botschaft ist, dass ich für eine Übergangszeit als Präsident bereitstehe und mit meiner Erfahrung und meiner Vernetzung das neue Team unterstützen will. 2027 werde ich mich zurückziehen und als einfaches Präsidiumsmitglied dem Team mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich will dann sagen können, dass wir einen Übergang ermöglicht haben – ohne Machtspielchen, aber mit dem Mut, Verantwortung zu übernehmen. Und dass wir den Verein wieder in ruhigeres, klareres Fahrwasser gebracht haben.
Luthe: Ich bin sehr froh, dass Hans-Peter Villis für eine Übergangszeit bereit ist, den Verein zu führen und ich von ihm lernen kann. 2027 können wir dann hoffentlich sagen, dass wir den VfL sportlich erneuert, strukturell stabilisiert und als Verein wieder zusammengeführt haben. Und dass aus dem Talentwerk wieder Talente gekommen sind, die den VfL nicht nur sportlich vorangebracht, sondern auch geprägt haben.
Herr Luthe, wie sieht Ihre Rolle konkret aus – jetzt und mit Blick auf die Zukunft?
Luthe: Ich werde im Präsidium für den sportlichen Bereich zuständig sein. Wir stehen vor dem größten Kaderumbruch der jüngeren Vereinsgeschichte – das ist herausfordernd, aber auch eine Chance. Wir brauchen ein Spielsystem, das zu uns passt – strukturiert, intensiv, wiedererkennbar. Und wir brauchen eine Philosophie, die nicht nur kurzfristig denkt. Ein zentraler Baustein ist für mich das Talentwerk. Unsere Nachwuchsspieler sind unser Kapital. Wir wollen, dass jedes Jahr mindestens ein Spieler den Sprung zu den Profis schafft. Das ist nicht irgendein Ziel – das ist unser Weg. Und wir werden dafür alles tun: durch bessere Verzahnung, klarere Kommunikation und strukturelle Unterstützung.
Was muss sich strukturell ändern, damit dieser Anspruch Wirklichkeit wird?
Luthe: Wir brauchen eine klare Verbindung zwischen allen Ebenen – vom Nachwuchs bis zur Geschäftsführung. Entscheidungen müssen frühzeitig getroffen und transparent kommuniziert werden. Es muss nachvollziehbar sein, warum ein Spieler verlängert, warum ein Trainer bleibt – oder eben nicht. Das hat in der Vergangenheit oft gefehlt. Wir setzen auf Austausch, Strategie und die Bereitschaft, Verantwortung zu tragen – auch, wenn es ungemütlich wird.
Wie unterscheidet sich Ihr Team vom bisherigen Präsidium?
Villis: Ganz konkret: Jeder im Team hat seine eigenen Themenschwerpunkte. Wir haben uns im Vorfeld intensiv abgestimmt – fachlich und inhaltlich. Till Grönemeyer bringt wirtschaftliche Kompetenz mit, Bettina Stratmann steht für Kommunikation und Christian Stenneken für juristische Expertise. Jupp Tenhagen steht für den VfL – wie kaum ein anderer. Unser Anspruch ist: echte Zusammenarbeit – kein Nebeneinander.
Luthe: Was mir dabei wichtig ist: Hans-Peter bringt nicht nur Erfahrung und Strukturverständnis mit, sondern auch ein starkes Netzwerk, das dem Verein in vielen Bereichen hilft.
Wie wollen Sie mit der Geschäftsführung zusammenarbeiten – gerade im sportlichen Bereich?
Luthe: Ilja Kaenzig und Dirk Dufner haben in einer schwierigen Lage Verantwortung übernommen. Wir stehen hinter ihnen – wollen aber auch Impulse setzen. Als Sparringspartner. Als Präsidium haben wir eine Kontrollfunktion, ja – aber unsere Haltung ist eine unterstützende. Wir wollen das operative Geschäft nicht dominieren, sondern mitdenken und stärken.
Villis: Es geht um Vertrauen und klare Rollen. Präsidium und Geschäftsführung müssen gemeinsam Verantwortung tragen – nicht gegeneinander, sondern miteinander. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Das muss sich ändern.
Beim Thema strategischer Partner ist lange wenig passiert. Warum – und was ist jetzt anders?
Villis: Wir haben das Thema nicht vernachlässigt, sondern sehr bewusst abgewogen. Es gab Gespräche, auch sehr konkrete – aber die Rahmenbedingungen passten nicht mehr, nachdem erneut verhandelt werden sollte. Und wir waren nicht bereit, zentrale Grundsätze aufzugeben. Wir haben inzwischen klare Kriterien formuliert: Ein Partner darf den VfL nicht verändern, sondern muss ihn stärken. Er darf keine Kontrolle übernehmen – das ist für uns nicht verhandelbar. Mit Till Grönemeyer im Team werden wir das Thema professionell neu aufsetzen – mit wirtschaftlichem Know-how, mit Struktur und mit dem klaren Ziel, unabhängig und handlungsfähig zu bleiben.
Was bedeutet all das konkret für die neue Saison?
Luthe: Die 2. Liga ist brutal. Es gibt keine Bonuspunkte für Tradition. Aber der VfL Bochum hat den Anspruch, zurück in die Bundesliga zu kommen – und zwar so schnell wie möglich. Das geht nur mit harter Arbeit, mit klugen Entscheidungen und mit Vertrauen. Wir stehen vor einem Kaderumbruch – das ist Realität. Aber wir haben mit Dieter Hecking jemanden, der genau weiß, wie man solche Situationen gestaltet. Wir vertrauen ihm – und wir werden ihn auf allen Ebenen unterstützen.
Quelle: WAZ.de
Einst haben sie sich zerstritten, nun treten sie gemeinsam bei der Wahl für das Präsidium des VfL Bochum auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 14. Juni an. Hans-Peter Villis und Andreas Luthe haben sich längst ausgesprochen und wollen gemeinsam im „Team Zukunft“ einen Neustart im Verein vorantreiben. Im Interview sprechen die beiden über Fehler der Vergangenheit, die Investoren-Frage, die konkrete Rolle von Villis und eine Staffelübergabe im Jahr 2027.
Herr Villis, Herr Luthe, es hatte überrascht, dass Sie zusammen in einem Team für das VfL-Präsidium antreten. Wie kam es dazu?
Hans-Peter Villis: Andreas Luthe bringt neue Perspektiven, sportliche Kompetenz und ein klares Verständnis dafür mit, wo der VfL hin muss. Ich bringe Erfahrung, Kenntnis der Abläufe – und die Bereitschaft, nochmals Verantwortung zu übernehmen. Unsere Entscheidung, gemeinsam anzutreten, ist ein Zeichen der Einheit.
Andreas Luthe: Mir war wichtig: Wenn ich mich engagiere, dann nur als Teil eines Teams. Ich wurde von der Findungskommission angesprochen, ob ich mir ein Engagement im Präsidium vorstellen kann. Ich habe mich jedoch dafür entschieden, mit dem jetzigen Team anzutreten. Am Ende war klar: Der VfL braucht in dieser Phase Klarheit, Haltung – und einen gemeinsamen Plan. Wir haben diesen Plan – und wollen ihn jetzt umsetzen.
Herr Villis, Sie hatten Ihr Amt ruhen lassen. Warum kehren Sie jetzt zurück?
Villis: Weil es richtig war, damals zum Wohle des Vereins einen Schritt zurückzugehen – und weil es jetzt richtig ist, einen nach vorn zu machen. Ich habe die Verantwortung gespürt, nicht Teil einer Phase zu sein, die vom Stillstand geprägt war. Und ich habe genauso die Verantwortung gespürt, jetzt nicht auf Distanz zu bleiben, wenn ein neuer, glaubwürdiger Neuanfang möglich ist. Ich will diesen Übergang aktiv mitgestalten – transparent, strukturiert und auf Zeit. Und ich weiß, dass ich in der Vergangenheit Fehler gemacht habe. Dieses Interview ist auch die Chance, das einzuordnen – nicht um zurückzublicken, sondern um Vertrauen neu aufzubauen.
Übergangszeit, wenn „Team Zukunft“ gewählt wird
Karl-Heinz Bauer erklärte im Interview, dass Sie als Vorsitzender abgewählt worden seien, weil Ihre Ideen nicht mehr mehrheitsfähig gewesen sein sollen.
Villis: Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass es zum Beispiel von meiner Seite Bedenken bezüglich der Anstellung von Peter Zeidler gab. Aber am Ende war es ein demokratischer Prozess – und ich möchte nicht zurückblicken, sondern den Blick nach vorn richten. Gleichzeitig ist wichtig: Die Auswahl und fachliche Bewertung eines Trainers liegt in erster Linie in der Verantwortung des Sportgeschäftsführers.
Sie werden dennoch mit Fehlern der Vergangenheit in Verbindung gebracht. Was wird nun anders?
Villis: Wir haben als gesamtes Gremium in der Vergangenheit wahrlich nicht alles richtig gemacht. Christina Reinhardt hat es im Statement zu ihrem Rückzug ja formuliert. Die klare Botschaft ist, dass ich für eine Übergangszeit als Präsident bereitstehe und mit meiner Erfahrung und meiner Vernetzung das neue Team unterstützen will. 2027 werde ich mich zurückziehen und als einfaches Präsidiumsmitglied dem Team mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich will dann sagen können, dass wir einen Übergang ermöglicht haben – ohne Machtspielchen, aber mit dem Mut, Verantwortung zu übernehmen. Und dass wir den Verein wieder in ruhigeres, klareres Fahrwasser gebracht haben.
Luthe: Ich bin sehr froh, dass Hans-Peter Villis für eine Übergangszeit bereit ist, den Verein zu führen und ich von ihm lernen kann. 2027 können wir dann hoffentlich sagen, dass wir den VfL sportlich erneuert, strukturell stabilisiert und als Verein wieder zusammengeführt haben. Und dass aus dem Talentwerk wieder Talente gekommen sind, die den VfL nicht nur sportlich vorangebracht, sondern auch geprägt haben.
Herr Luthe, wie sieht Ihre Rolle konkret aus – jetzt und mit Blick auf die Zukunft?
Luthe: Ich werde im Präsidium für den sportlichen Bereich zuständig sein. Wir stehen vor dem größten Kaderumbruch der jüngeren Vereinsgeschichte – das ist herausfordernd, aber auch eine Chance. Wir brauchen ein Spielsystem, das zu uns passt – strukturiert, intensiv, wiedererkennbar. Und wir brauchen eine Philosophie, die nicht nur kurzfristig denkt. Ein zentraler Baustein ist für mich das Talentwerk. Unsere Nachwuchsspieler sind unser Kapital. Wir wollen, dass jedes Jahr mindestens ein Spieler den Sprung zu den Profis schafft. Das ist nicht irgendein Ziel – das ist unser Weg. Und wir werden dafür alles tun: durch bessere Verzahnung, klarere Kommunikation und strukturelle Unterstützung.
Was muss sich strukturell ändern, damit dieser Anspruch Wirklichkeit wird?
Luthe: Wir brauchen eine klare Verbindung zwischen allen Ebenen – vom Nachwuchs bis zur Geschäftsführung. Entscheidungen müssen frühzeitig getroffen und transparent kommuniziert werden. Es muss nachvollziehbar sein, warum ein Spieler verlängert, warum ein Trainer bleibt – oder eben nicht. Das hat in der Vergangenheit oft gefehlt. Wir setzen auf Austausch, Strategie und die Bereitschaft, Verantwortung zu tragen – auch, wenn es ungemütlich wird.
Wie unterscheidet sich Ihr Team vom bisherigen Präsidium?
Villis: Ganz konkret: Jeder im Team hat seine eigenen Themenschwerpunkte. Wir haben uns im Vorfeld intensiv abgestimmt – fachlich und inhaltlich. Till Grönemeyer bringt wirtschaftliche Kompetenz mit, Bettina Stratmann steht für Kommunikation und Christian Stenneken für juristische Expertise. Jupp Tenhagen steht für den VfL – wie kaum ein anderer. Unser Anspruch ist: echte Zusammenarbeit – kein Nebeneinander.
Luthe: Was mir dabei wichtig ist: Hans-Peter bringt nicht nur Erfahrung und Strukturverständnis mit, sondern auch ein starkes Netzwerk, das dem Verein in vielen Bereichen hilft.
Wie wollen Sie mit der Geschäftsführung zusammenarbeiten – gerade im sportlichen Bereich?
Luthe: Ilja Kaenzig und Dirk Dufner haben in einer schwierigen Lage Verantwortung übernommen. Wir stehen hinter ihnen – wollen aber auch Impulse setzen. Als Sparringspartner. Als Präsidium haben wir eine Kontrollfunktion, ja – aber unsere Haltung ist eine unterstützende. Wir wollen das operative Geschäft nicht dominieren, sondern mitdenken und stärken.
Villis: Es geht um Vertrauen und klare Rollen. Präsidium und Geschäftsführung müssen gemeinsam Verantwortung tragen – nicht gegeneinander, sondern miteinander. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Das muss sich ändern.
Beim Thema strategischer Partner ist lange wenig passiert. Warum – und was ist jetzt anders?
Villis: Wir haben das Thema nicht vernachlässigt, sondern sehr bewusst abgewogen. Es gab Gespräche, auch sehr konkrete – aber die Rahmenbedingungen passten nicht mehr, nachdem erneut verhandelt werden sollte. Und wir waren nicht bereit, zentrale Grundsätze aufzugeben. Wir haben inzwischen klare Kriterien formuliert: Ein Partner darf den VfL nicht verändern, sondern muss ihn stärken. Er darf keine Kontrolle übernehmen – das ist für uns nicht verhandelbar. Mit Till Grönemeyer im Team werden wir das Thema professionell neu aufsetzen – mit wirtschaftlichem Know-how, mit Struktur und mit dem klaren Ziel, unabhängig und handlungsfähig zu bleiben.
Was bedeutet all das konkret für die neue Saison?
Luthe: Die 2. Liga ist brutal. Es gibt keine Bonuspunkte für Tradition. Aber der VfL Bochum hat den Anspruch, zurück in die Bundesliga zu kommen – und zwar so schnell wie möglich. Das geht nur mit harter Arbeit, mit klugen Entscheidungen und mit Vertrauen. Wir stehen vor einem Kaderumbruch – das ist Realität. Aber wir haben mit Dieter Hecking jemanden, der genau weiß, wie man solche Situationen gestaltet. Wir vertrauen ihm – und wir werden ihn auf allen Ebenen unterstützen.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."