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Das Qualitäts-Problem ist hausgemacht
#1
Erschreckend harmlos präsentierte sich der VfL Bochum gegen Münster, es knirscht auf allen Ebenen. Sportchef Dufner steht unter Druck. Ein Kommentar. 

Dominanten Fußball wollte der VfL Bochum in der 2. Liga spielen, den Abstieg reparieren, oben angreifen. 

Die Realität ist ernüchternd und erschreckend. Nach drei Liga-Niederlagen und erst einem Sieg sowie einem mühsamen Pokalerfolg steckt der VfL schon wieder in der Krise. Abstiegskampf ist angesagt. Die lange so geduldigen Fans pfeifen, von Harmonie im Team und in der Führung kann keine Rede sein. Die Angst vor einem Absturz in die Drittklassigkeit greift bereits um sich. Wie konnte sich die Stimmung in nur wenigen Wochen derart drehen? 

Broschinski-Verkauf nicht gut vorbereitet
Die Probleme sind vielschichtig. Frühzeitig hatte Trainer Dieter Hecking seinen Kader beisammen. So schien es. Doch dann verlor er seinen bis dato besten Stürmer Moritz Broschinski. Hecking hatte selbst einen Teil dazu beigetragen, als er in der Vorsaison mit seiner scharfen öffentlichen Kritik den 24-Jährigen bloßstellte. Seine Kehrtwende kam für Broschinski zu spät, und der Klub wollte sich die bis zu 2,5 Millionen Euro Ablöse nicht entgehen lassen. Das Problem: Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner und sein Team waren auf den absehbaren Wechsel nicht gut vorbereitet, hatten keinen Stürmer in der Hinterhand, der sofort für Abhilfe gesorgt hätte.

Samuel Bambas Wunsch zu entsprechen, ihn nach Willem II auszuleihen, ist für sich genommen nachvollziehbar, zu selten hatte der Ex-Dortmunder sich empfohlen. Die vorläufige Bilanz aber lässt aufschrecken: Wo der VfL Verstärkungen dringend benötigt hätte, gibt es bis jetzt nicht einmal adäquaten Ersatz. Die Offensive ist in der Münster-Form und -Formation nicht einmal zweitliga-tauglich. 

Alfa-Ruprecht kommt – aber hilft er wirklich?
In Farid Alfa-Ruprecht soll, so die Hoffnung, ein „besserer Bamba“ gefunden sein. Ob der 19-Jährige einschlägt, bleibt freilich abzuwarten. Einen „besseren Broschinski“ hat Bochum bisher nicht präsentiert. Der Druck auf Dirk Dufner und seine Crew ist gewaltig, bis zum Transferschluss am Montagabend eine Lösung zu finden.

Doch selbst wenn noch ein Stürmer kommt, der Stammplatz-Potenzial mitbringt: Die Alternativen im Angriff bleiben auf höherem Zweitliga-Niveau rar gesät. Philipp Hofmann ist längst nicht in der Form seiner bisherigen Zweitliga-Jahre, Gerrit Holtmann spielt mal stark wie auf Schalke, mal ganz schwach wie gegen Münster und beim BFC Dynamo. Hecking wechselte gegen Münster beide schon nach einer Stunde aus. 

Sissoko hinkt Erwartungen weit hinterher
Die Neuzugänge Mathis Clairicia, geholt als Back-up, und vor allem Ibrahim Sissoko, geholt als Torjäger, aber zerstörten das VfL-Spiel eher als dass sie halfen. Weitere Offensiv-Alternativen? Fehlanzeige. Von Lirim Jashari, der auch in der U21 noch nicht wirklich überzeugte, abgesehen.

Hecking studierte in der Vorbereitung ein 5-3-2 und 4-3-3 ein. Ohne ausreichend Flügelstürmer aber hat sich das 4-3-3 erledigt. Man darf von vertaner Zeit sprechen. 

Defensive bringt sich selbst um den Lohn
Hecking reagierte. Seine Herangehensweise auf Schalke und gegen Münster (5-1-3-1) war nachvollziehbar, Ansätze waren zu erkennen. Die Defensive hat sich stabilisiert, bringt sich durch katastrophale individuelle Fehler aber immer wieder selbst um den Lohn. Noch gravierender ist die fehlerhafte Umsetzung im letzten Drittel. Es ist ein hausgemachtes Qualitätsproblem.

Sicher: Der VfL hat viele Ausfälle, insbesondere die Verletzung von Ibrahima Sissoko wiegt schwer. Auch deshalb ist Hecking gezwungen, sein Team ständig umzubauen. Ob seine Systemwechsel auch während einer Partie die Mannschaft überfrachten, ist kritisch zu hinterfragen, aber nicht der Kern des Problems. 

Hecking muss eine klare Linie finden
Gegen Münster schaltete er nach einer harmlosen Stunde auf Viererkette und Raute um, was zu den eingewechselten Spielertypen passte – doch die brachten ihre Leistung nicht. So wirkten sowohl Münster als auch Darmstadt und Elversberg reifer in ihrer Anlage, trotz Trainerwechsels und Umbruchs im Sommer. Hier ist Hecking gefordert, eine klare Linie zu finden, um die Mannschaft zu stabilisieren. 

Deshalb darf es beim noch keine Trainerdebatte geben
Von vielen Fans mindestens angezählt, genießt Hecking das Vertrauen der Klubführung. Eine öffentliche Trainerdiskussion wäre auch fatal. Sie käme zu früh, und sie kann sich der Klub im wahren Wortsinn ja gar nicht leisten. Und: Der 60-Jährige wirkte zwischenzeitlich zwar äußerst genervt, strahlte zuletzt aber wieder die Ruhe und Souveränität aus wie in den ersten Monaten seiner Amtszeit.

Zudem geht er ja den vorgegebenen Weg des Klubs mit, setzt auf die Jugend, die für die Lichtblicke sorgen bisher. Vor allem Cajetan Lenz, aber auch Kjell Wätjen und Francis Onyeka gehen voran, zudem hat Leandro Morgalla als bisher einziger Neuzugang überzeugt. 

Die Routiniers enttäuschen 
Die Routiniers dagegen wie Hofmann und Holtmann, wie Felix Passlack, Matus Bero und trotz eines Formanstiegs auch Kevin Vogt lassen das letzte Feuer vermissen. Die Folge: Das Team wirkt arg leblos. Ein Anführer, der wachrüttelt wie einst Manuel Riemann und mitreißt wie einst Anthony Losilla, ist nicht zu erkennen.

Der Fall Kabadayi legt Probleme in der Führung offen
Zum verkorksten Saisonstart passt ins Bild, dass es seit Wochen auch auf der Führungsebene knirscht, es mindestens Kommunikationsprobleme gibt. Dies zeigte nun die vom Präsidium in letzter Minute aus ethischen Gründen zu Recht gestoppte Leihe von Augsburgs Yusuf Kabadayi.

Dirk Dufner und seine Crew sorgten mit ihren voreiligen Verhandlungen unnötig für Unruhe. Der Sport-Geschäftsführer, erst seit April im Amt, steht nun verstärkt unter Beobachtung – und muss bis Montagabend liefern. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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