10-10-2025, 10:12 AM
Testspiel-Premiere von Uwe Rösler beim VfL Bochum: Kwarteng macht Hoffnung, die Stürmer treffen - aber zwei Dinge regen den Trainer auf. Sechs Erkenntnisse.
Mit gemischten Gefühlen bilanzierte Uwe Rösler, der neue Trainer des VfL Bochum, seine Premiere nach dem Testspiel gegen Alemannia Aachen. 3:3 endete die Partie auf dem Leichtathletik-Platz am Ruhrstadion. Der VfL verspielte gegen den Drittligisten eine 3:1-Führung. Rösler sah Gutes und Schlechtes.
Letztlich blieb Bochum zu harmlos und kassierte mindestens zwei Gegentore zu viel, wobei die Alemannia weitere gute Chancen - unter anderem bei einem Pfostentreffer - ausließ und sich das Remis am Ende verdiente. Was Uwe Rösler gar nicht schmeckte. Sechs Aspekte zur Partie.
1 Uwe Rösler in der Coaching Zone: mal laut, mal still
Im Training zeigte sich Rösler zuletzt wie ein brodelnder Vulkan. Beim Testspiel ließ er es im Vergleich dazu etwas ruhiger angehen. Der 56-Jährige stand in der Coaching Zone vor seinen drei Co-Trainern, mit denen er die Partie im Anschluss mehrere Minuten direkt analysierte, ehe er sich den Fragen der Journalisten stellte. Vor allem in der ersten Halbzeit aber gestikulierte Rösler viel, gab lautstark Anweisungen wie „Draufgehen, jetzt!“ oder „mehr Selbstvertrauen“.
Mitunter aber verschränkte er auch die Arme vor der Brust, nahm den Aachener Doppelschlag nach 3:1-Führung mit zwei Sulejman-Treffern binnen zwei Minuten still statt fluchend zur Kenntnis. Beim 2:3 schlief die Defensive nach einem Standard, beim 3:3 ließ unter anderem Erhan Masovic den Aachener frei in den Winkel ballern.
Das ärgerte Rösler maßlos: „In den Situationen hat die geistige Frische gefehlt und die Bewusstheit, dass ein Sieg so wichtig ist fürs Selbstvertrauen“, sagte er in ruhigem Tonfall. „Es kann sein, dass wir gegen Hertha auch fünfmal wechseln und 1:0 führen. Man muss alles reinwerfen, um das Spiel über die Zeit zu bringen.“ Gegen Hertha BSC steigt am Samstag, 18. Oktober (20.30 Uhr), seine Zweitliga-Premiere als VfL-Coach.
2 Gutes Comeback von Moritz-Broni Kwarteng
Seit Juli fehlte Moritz-Broni Kwarteng wegen einer Außenbandverletzung. Der 27-Jährige kämpfte sich heran. Schon Interimstrainer David Siebers lobte sein Engagement, das individuelle Aufbauprogramm knallhart durchgezogen zu haben. Seit anderthalb Wochen ist der technisch versierte Offensivmann wieder im Mannschaftstraining, zunächst dosiert ohne Zweikämpfe, seit der ersten Rösler-Woche nun komplett.
Jetzt gab er ein gutes (Kurz-)Comeback. Kwarteng spielte in den ersten 30 Minuten meist im halblinken offensiven Mittelfeld, zog aber auch nach vorne, zentral und rechts. Neben ein paar Fehlern fiel er vor allem mit seiner Finesse, seinem Dribbling, seinem Antritt im eins gegen eins auf. Direkt vor seiner geplanten Auswechslung zog er nach einem Solo aus 20 Metern ab - knapp drüber.
Rösler war zufrieden. „Mo hat es sehr ordentlich gemacht. Im Training sieht es sehr dynamisch aus, er ist ein sehr guter Fußballer“, sagte der Coach zum Ex-Magdeburger, den Bochum im Sommer 2023 für gut eine Millionen Euro nach dessen starker Zweitliga-Saison geholt hatte. Seitdem fiel er mehr Spiele verletzt aus als dass er sie bestritt (35 VfL-Partien verpasst, 26 bestritten). In der letzten Rückrunde überzeugte als Leihspieler bei Fortuna Düsseldorf, fiel dann wieder verletzt aus.
„Wir durften kein Risiko eingehen, deshalb haben wir ihn 30 Minuten spielen lassen. Und zwar von Anfang an, das ist immer besser für einen Spieler, der aus einer Verletzung kommt“, erklärte Rösler. „Er hat alle Erwartungen erfüllt.“
3 Gewinner I: Die Stürmer treffen
Philipp Hofmann, der seinen Vertrag bis 2028 verlängert hat bereits im August (alle Details: hier), versenkte den Ball aus spitzem Winkel zum 1:1. Michael Obafemi nahm eine Romario-Rösch-Flanke volley, traf zum 2:1. Ibrahim Sissoko erzielte mit einem satten Traum-Distanzschuss ins rechte Eck das 3:1. Die „Neuner“-Kanten Hofmann und Sissoko, der über rechts angreifende Obafemi: Sie trafen.
„Die drei Stürmertore freuen mich, das ist sehr gut fürs Selbstvertrauen“, sagte Rösler, der ja auf einen offensiv orientierten Fußball möglichst mit „klarer Neun“ setzt. Er weiß, dass Hofmann sowie die bisher noch (fast) gar keine Rolle spielenden Zugänge Sissoko und Obafemi, der sein erstes VfL-Tor erzielte, solche Treffer dringend benötigen auch für den Kopf.
Sissoko hatte am Mittwoch noch wegen leichter Knieprobleme das Training abgebrochen, stand erst gar nicht auf dem Spielberichtsbogen. Er wollte aber „unbedingt eine Halbzeit spielen“, lobte der Coach. Der Angreifer absolviere nun ein Reha-Programm, soll Montag wieder komplett mitmischen. Am Wochenende ist ohnehin trainingsfrei.
4 Gewinner II: Niklas Jahn empfiehlt sich
Positiv überrascht hat Uwe Rösler Niklas Jahn. Der von Dieter Hecking bereits im Dezember endgültig in die U21 abgeschobene Jungprofi kam nach 30 Minuten für Kwarteng, ackerte im zentralen Mittelfeld an der Seite vom laufstarken, aber nicht immer glücklich agierenden Mats Pannewig. Jahn, der ja vom 1. FC Nürnberg II kam und im Sommer 2024 einen langfristigen Profivertrag bis 2027 erhalten hatte beim VfL, dürfte zunächst oben bleiben.
„Niklas hat sich in den Vordergrund gespielt mit seiner Dynamik, seinem Engagement“, sagte Rösler über den 21-Jährigen. Und: „Er hat geredet, das ist generell etwas, was ich vermisse.“
5 Uwe Rösler ist das Team zu leise: „Mehr Verantwortung übernehmen!“
Rösler hat vom ersten Tag an ein Problem erkannt, dass spätestens seit dem Abgang von Manuel Riemann allseits bekannt ist: Die Mannschaft ist zu leise, pusht sich nicht genug. „Die Kommunikation ist ein Problem. Wir sind zu ruhig auf dem Platz. Wir müssen Spieler haben, die anderen Spielern helfen. Wenn sie das tun, dann sind sie selber im Spiel besser drin als wenn jeder sich nur um sich selbst kümmert“, sprach Rösler Klartext. Er selbst geht ja emotional, impulsiv und lautstark voran.
„Das muss man ändern, das habe ich vom ersten Tag an angesprochen. Es wird besser“, meinte er. „Einige nehmen die Verantwortung an. Noah (Loosli, die Redaktion) hat es zum Beispiel gut versucht in der Abwehr. Aber wir müssen mehr Spieler haben, die diese Verantwortung übernehmen.“
6 Das System: Rösler testet einiges aus
Verteidigung stand in den ersten Trainingstagen von Rösler im Mittelpunkt. „Da haben wir uns taktisch etwas erarbeitet, da will ich schon sehen, dass wir es umsetzen gegen das 3-4-3 von Aachen“, sagte er vorab. Insgesamt war er zufrieden. Im zweiten Abschnitt setzte er auf ein klares 3-4-3, wie es zuletzt David Siebers einstudiert hatte, so Rösler. „Da waren die Räume im Mittelfeld riesengroß, aber wir wollten ja auch gewinnen.“
Das Anlaufen gegen körperlich robuste Aachener passte manchmal, manchmal nicht. Man wollte nicht ständig hoch pressen, sondern „den richtigen Moment erwischen“, sagte er.
Vogt fällt gegen Hertha wohl aus - Miyoshi kehrt zurück
Gegen Hertha könnte und dürfte alles aber auch ganz anders aussehen, auch personell. Denn zehn Spieler fehlten, darunter sechs Nationalspieler wie Francis Onyeka und Kacper Koscierski, die mit der U19 des DFB ein 7:0 gegen Armenien feierten. Onyeka stand in der Startelf und erzielte zwei Tore, Koscierski wurde in der 65. Minute eingewechselt.
Ibrahima Sissoko fällt noch länger aus. Kjell Wätjen soll nach einer Woche Pause am Montag ins Mannschaftstraining zurückkehren, Koji Miyoshi nach langer Verletzungspause ebenfalls. Dagegen rechnet Rösler nicht damit, dass Kevin Vogt, der offenbar hartnäckige „Knieprobleme“ hat laut VfL, es rechtzeitig bis zum Hertha-Spiel schafft.
Quelle: WAZ.de
Mit gemischten Gefühlen bilanzierte Uwe Rösler, der neue Trainer des VfL Bochum, seine Premiere nach dem Testspiel gegen Alemannia Aachen. 3:3 endete die Partie auf dem Leichtathletik-Platz am Ruhrstadion. Der VfL verspielte gegen den Drittligisten eine 3:1-Führung. Rösler sah Gutes und Schlechtes.
Letztlich blieb Bochum zu harmlos und kassierte mindestens zwei Gegentore zu viel, wobei die Alemannia weitere gute Chancen - unter anderem bei einem Pfostentreffer - ausließ und sich das Remis am Ende verdiente. Was Uwe Rösler gar nicht schmeckte. Sechs Aspekte zur Partie.
1 Uwe Rösler in der Coaching Zone: mal laut, mal still
Im Training zeigte sich Rösler zuletzt wie ein brodelnder Vulkan. Beim Testspiel ließ er es im Vergleich dazu etwas ruhiger angehen. Der 56-Jährige stand in der Coaching Zone vor seinen drei Co-Trainern, mit denen er die Partie im Anschluss mehrere Minuten direkt analysierte, ehe er sich den Fragen der Journalisten stellte. Vor allem in der ersten Halbzeit aber gestikulierte Rösler viel, gab lautstark Anweisungen wie „Draufgehen, jetzt!“ oder „mehr Selbstvertrauen“.
Mitunter aber verschränkte er auch die Arme vor der Brust, nahm den Aachener Doppelschlag nach 3:1-Führung mit zwei Sulejman-Treffern binnen zwei Minuten still statt fluchend zur Kenntnis. Beim 2:3 schlief die Defensive nach einem Standard, beim 3:3 ließ unter anderem Erhan Masovic den Aachener frei in den Winkel ballern.
Das ärgerte Rösler maßlos: „In den Situationen hat die geistige Frische gefehlt und die Bewusstheit, dass ein Sieg so wichtig ist fürs Selbstvertrauen“, sagte er in ruhigem Tonfall. „Es kann sein, dass wir gegen Hertha auch fünfmal wechseln und 1:0 führen. Man muss alles reinwerfen, um das Spiel über die Zeit zu bringen.“ Gegen Hertha BSC steigt am Samstag, 18. Oktober (20.30 Uhr), seine Zweitliga-Premiere als VfL-Coach.
2 Gutes Comeback von Moritz-Broni Kwarteng
Seit Juli fehlte Moritz-Broni Kwarteng wegen einer Außenbandverletzung. Der 27-Jährige kämpfte sich heran. Schon Interimstrainer David Siebers lobte sein Engagement, das individuelle Aufbauprogramm knallhart durchgezogen zu haben. Seit anderthalb Wochen ist der technisch versierte Offensivmann wieder im Mannschaftstraining, zunächst dosiert ohne Zweikämpfe, seit der ersten Rösler-Woche nun komplett.
Jetzt gab er ein gutes (Kurz-)Comeback. Kwarteng spielte in den ersten 30 Minuten meist im halblinken offensiven Mittelfeld, zog aber auch nach vorne, zentral und rechts. Neben ein paar Fehlern fiel er vor allem mit seiner Finesse, seinem Dribbling, seinem Antritt im eins gegen eins auf. Direkt vor seiner geplanten Auswechslung zog er nach einem Solo aus 20 Metern ab - knapp drüber.
Rösler war zufrieden. „Mo hat es sehr ordentlich gemacht. Im Training sieht es sehr dynamisch aus, er ist ein sehr guter Fußballer“, sagte der Coach zum Ex-Magdeburger, den Bochum im Sommer 2023 für gut eine Millionen Euro nach dessen starker Zweitliga-Saison geholt hatte. Seitdem fiel er mehr Spiele verletzt aus als dass er sie bestritt (35 VfL-Partien verpasst, 26 bestritten). In der letzten Rückrunde überzeugte als Leihspieler bei Fortuna Düsseldorf, fiel dann wieder verletzt aus.
„Wir durften kein Risiko eingehen, deshalb haben wir ihn 30 Minuten spielen lassen. Und zwar von Anfang an, das ist immer besser für einen Spieler, der aus einer Verletzung kommt“, erklärte Rösler. „Er hat alle Erwartungen erfüllt.“
3 Gewinner I: Die Stürmer treffen
Philipp Hofmann, der seinen Vertrag bis 2028 verlängert hat bereits im August (alle Details: hier), versenkte den Ball aus spitzem Winkel zum 1:1. Michael Obafemi nahm eine Romario-Rösch-Flanke volley, traf zum 2:1. Ibrahim Sissoko erzielte mit einem satten Traum-Distanzschuss ins rechte Eck das 3:1. Die „Neuner“-Kanten Hofmann und Sissoko, der über rechts angreifende Obafemi: Sie trafen.
„Die drei Stürmertore freuen mich, das ist sehr gut fürs Selbstvertrauen“, sagte Rösler, der ja auf einen offensiv orientierten Fußball möglichst mit „klarer Neun“ setzt. Er weiß, dass Hofmann sowie die bisher noch (fast) gar keine Rolle spielenden Zugänge Sissoko und Obafemi, der sein erstes VfL-Tor erzielte, solche Treffer dringend benötigen auch für den Kopf.
Sissoko hatte am Mittwoch noch wegen leichter Knieprobleme das Training abgebrochen, stand erst gar nicht auf dem Spielberichtsbogen. Er wollte aber „unbedingt eine Halbzeit spielen“, lobte der Coach. Der Angreifer absolviere nun ein Reha-Programm, soll Montag wieder komplett mitmischen. Am Wochenende ist ohnehin trainingsfrei.
4 Gewinner II: Niklas Jahn empfiehlt sich
Positiv überrascht hat Uwe Rösler Niklas Jahn. Der von Dieter Hecking bereits im Dezember endgültig in die U21 abgeschobene Jungprofi kam nach 30 Minuten für Kwarteng, ackerte im zentralen Mittelfeld an der Seite vom laufstarken, aber nicht immer glücklich agierenden Mats Pannewig. Jahn, der ja vom 1. FC Nürnberg II kam und im Sommer 2024 einen langfristigen Profivertrag bis 2027 erhalten hatte beim VfL, dürfte zunächst oben bleiben.
„Niklas hat sich in den Vordergrund gespielt mit seiner Dynamik, seinem Engagement“, sagte Rösler über den 21-Jährigen. Und: „Er hat geredet, das ist generell etwas, was ich vermisse.“
5 Uwe Rösler ist das Team zu leise: „Mehr Verantwortung übernehmen!“
Rösler hat vom ersten Tag an ein Problem erkannt, dass spätestens seit dem Abgang von Manuel Riemann allseits bekannt ist: Die Mannschaft ist zu leise, pusht sich nicht genug. „Die Kommunikation ist ein Problem. Wir sind zu ruhig auf dem Platz. Wir müssen Spieler haben, die anderen Spielern helfen. Wenn sie das tun, dann sind sie selber im Spiel besser drin als wenn jeder sich nur um sich selbst kümmert“, sprach Rösler Klartext. Er selbst geht ja emotional, impulsiv und lautstark voran.
„Das muss man ändern, das habe ich vom ersten Tag an angesprochen. Es wird besser“, meinte er. „Einige nehmen die Verantwortung an. Noah (Loosli, die Redaktion) hat es zum Beispiel gut versucht in der Abwehr. Aber wir müssen mehr Spieler haben, die diese Verantwortung übernehmen.“
6 Das System: Rösler testet einiges aus
Verteidigung stand in den ersten Trainingstagen von Rösler im Mittelpunkt. „Da haben wir uns taktisch etwas erarbeitet, da will ich schon sehen, dass wir es umsetzen gegen das 3-4-3 von Aachen“, sagte er vorab. Insgesamt war er zufrieden. Im zweiten Abschnitt setzte er auf ein klares 3-4-3, wie es zuletzt David Siebers einstudiert hatte, so Rösler. „Da waren die Räume im Mittelfeld riesengroß, aber wir wollten ja auch gewinnen.“
Das Anlaufen gegen körperlich robuste Aachener passte manchmal, manchmal nicht. Man wollte nicht ständig hoch pressen, sondern „den richtigen Moment erwischen“, sagte er.
Vogt fällt gegen Hertha wohl aus - Miyoshi kehrt zurück
Gegen Hertha könnte und dürfte alles aber auch ganz anders aussehen, auch personell. Denn zehn Spieler fehlten, darunter sechs Nationalspieler wie Francis Onyeka und Kacper Koscierski, die mit der U19 des DFB ein 7:0 gegen Armenien feierten. Onyeka stand in der Startelf und erzielte zwei Tore, Koscierski wurde in der 65. Minute eingewechselt.
Ibrahima Sissoko fällt noch länger aus. Kjell Wätjen soll nach einer Woche Pause am Montag ins Mannschaftstraining zurückkehren, Koji Miyoshi nach langer Verletzungspause ebenfalls. Dagegen rechnet Rösler nicht damit, dass Kevin Vogt, der offenbar hartnäckige „Knieprobleme“ hat laut VfL, es rechtzeitig bis zum Hertha-Spiel schafft.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."