11-19-2025, 10:44 AM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-19-2025, 10:45 AM von Herr Bert.)
Kaenzig: "Zeigt das Potential des VfL"
Ilja Kaenzig übernahm im Rahmen seiner Position als alleiniger Geschäftsführer des VfL Bochum 1848 den umfangreichsten Bericht der diesjährigen Mitgliederversammlung. Kaenzig informierte die anwesenden Blau-Weißen über aktuelle Zahlen und die aus der Vorsaison, gab zudem einen Einblick in die sportliche Entwicklung anne Castroper – im Lizenzbereich, aber auch im Talentwerk und im Fußball der Frauen.
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Der VfL lebt und wächst, das zeigen diverse Zahlen und Entwicklungen deutlich auf. Erste Kampagnen vor einigen Jahren hatten das Ziel '10.000 Mitglieder' ausgerufen. Mittlerweile liegt der VfL bei gut 33.000. "Es ist großartig, wie immer mehr Menschen sich mit dem VfL auch aktiv identifizieren. Dafür möchte ich Ihnen allen herzlich danken. Jeder von Ihnen ist Botschafter des VfL." Weitere Mitgliederkampagnen sind in Planung, rein zahlenmäßig sind die TOP 10 in Deutschland anvisiert. Das geht nur im Zusammenspiel zwischen Offiziellen, Mitarbeitenden und der Mitgliederfamilie. "Eine aktive Teilnahme an ausgewählten Projekten durch die Mitglieder wird im Rahmen des nächsten Mitgliederforums ermöglicht werden."
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Gewachsen sind anne Castroper auch Bereiche, die es vor einigen Jahren noch gar nicht innerhalb der Struktur von professionellen Fußballvereinen gab. Stichwort: CSR und Nachhaltigkeit. "Fakt ist: Nachhaltigkeit verändert sich vom PR-Denken hin zu pragmatischen, wirtschaftlichen und zukunftsfähigen Lösungen – zum Geschäftsmodell von morgen. Im Rahmen der nachhaltigen Gesamtstrategie haben wir diesen Weg bereits vor Jahren eingeschlagen." Der Dreiklang in Sachen Nachhaltigkeit: Unternehmerische Stabilität, gesellschaftliches Engagement, innovative Lösungen. Für die Bestrebungen in diesen Bereichen ist der VfL auch im zurückliegenden Jahr mit diversen, teils internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Auf hohem Niveau bleiben auch die Reichweiten in den Sozialen Medien sowie die Umsätze im Merchandising. Kein Grund, sich auszuruhen. Ganz im Gegenteil. Der neu zusammengestellte Wirtschaftsrat soll dem VfL Türen öffnen und uns bei Projekten beratend begleiten. "Der Austausch mit den Entscheidern bei unseren Sponsoren intensiviert, so dass Wünsche sowie Tendenzen sofort erfasst und umgesetzt werden können." Für Aufsehen haben u.a. Plakataktionen im Vorfeld gegen einzelne Mitglieder des Wirtschaftsrates gesorgt. Kaenzig: "Interessenskonflikte jeglicher Art gab es bislang nicht und werden auch künftig durch Aufsicht und Transparenz ausgeschlossen. Sowohl Arnd Fittkau als auch Tobias Sander sind VfLer, waren dem Verein stets wohlgesonnen und werden sich nun dankenswerterweise noch mehr einbringen, wobei sie unterstützen und helfen wollen."
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Zahlen und Fakten
Großer Teil des Berichts der Geschäftsführung, so auch in diesem Jahr: Die Zahlen aus dem zurückliegenden Geschäftsjahr sowie ein Ausblick auf die aktuelle Spielzeit. Ein kleines Fazit gab Kaenzig gleich zu Beginn: "Als wir vor Jahren die Vision 100+ ausgerufen haben, wurden wir belächelt. Jetzt ist der Beweis erbracht, dass der VfL die wirtschaftlich kritische Größe besitzt, um sich in der Bundesliga zu etablieren." Viel Arbeit gibt es im Bereich der Transfererlöse. Erreicht der VfL dort die angestrebten Erträge, dann ist künftig in der Bundesliga ein Gesamtumsatz von rund 120 Mio. EUR alles andere als unrealistisch. "Das ist die neue Vision bei Wiederaufstieg." In der 2. Bundesliga erreicht der Verein aktuell etwa 65 Mio. EUR, wobei die Transfererlöse auch hier nur einen geringen Anteil an der Gesamtleistung ausmachen. Es ist also sehr viel Luft in Richtung 70 bis 75 Mio. EUR vorhanden.
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"Das sind beeindruckende Zahlen, die das Potenzial des VfL zeigen." Dabei werden bewusst die Parameter beschworen, die den VfL auch in der Vergangenheit stark gemacht haben und vermeintliche Unterschiede zur Konkurrenz ausblenden konnten: Effizienz, Qualität, Kontinuität. Was passiert, wenn der VfL in diesen Dingen nicht am Limit agiert, hat die vergangene Spielzeit gezeigt. "Es ist ärgerlich, dass wir diesen Dreiklang in der Saison 2024/25 schief gespielt haben. Wir haben das höchste Budget nicht effizient eingesetzt, wir haben einfachste Dinge wie die Vorbereitung der Mannschaft auf die Saison nicht perfekt hinbekommen, und wir haben personelle Kontinuität vermissen lassen."
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Die Zahlen zum e.V. sind relativ schnell besprochen. In vielen Bereichen wird auf Vorjahresniveau geplant. Das Vereinsvermögen steigt zum 30.06.2026 auf 140.000 EUR (Vergleich 30.06.2025: 118.000 EUR). Komplexer sind die Ausführungen in den Bereichen der KGaA. Hier spielt erwartungsgemäß der Abstieg aus der Bundesliga eine große Rolle. "Die größten Veränderungen entstehen im kommerziellen Bereich, wo die Werbeerträge und das TV-Geld um insgesamt fast 25 Mio. EUR sinken." Nicht die einzigen Unterschiede zur Bundesliga-Zeit. Über alle Posten hinweg kommt es zu einer Reduzierung von etwa einem Drittel im Gegensatz zum Oberhaus. "Trotzdem planen wir mit einer Gesamtleistung, welche mittlerweile mehr als doppelt so hoch ist wie jene in der Spielzeit 2017/18." Geplant wird für diese Saison mit einem Zuschauerschnitt von 25.000. Zusatzeinnahmen im Vergleich zur letzten Spielzeit brachten bzw. bringen das Testspiel gegen Leverkusen, Totos Abschiedsspiel sowie das Achtelfinale im DFB-Pokal. Starke Einbußen gibt es wie erwähnt bei den Punkten Werbeerträge und TV-Geld. Die Transfererträge lagen 2024/25 bei 5,124 Mio. EUR, für die aktuelle Saison wird mit etwas weniger geplant (4,5 Mio. EUR). Ebenso im Merchandising und Catering (2024/25: 5,6 Mio. EUR; 2025/26: 4,8 Mio. EUR). Lagen die Gesamterträge in der letzten Bundesliga-Saison 2024/25 bei 93,38 Mio. EUR, läuft die Planung nach dem Abstieg auf 62,66 Mio. EUR hinaus. Demgegenüber stehen die Aufwendungen. So lag der Personalaufwand Lizenz in der Vorsaison bei 31,19 Mio. EUR, für diese Spielzeit sind 19,879 Mio. EUR veranschlagt. Hinzu kommen Transfers, Leihen und Berater. "Wir planen somit liquiditätsmässig mit einem Lizenzetat von 21,6 Mio. EUR." In der Saison 2024/25 stehen somit Gesamtaufwendungen von 86,93 Mio. EUR zu Buche, für 2025/26 in der Planung 67,18 Mio. EUR. Schlossen die Blau-Weißen die letzte Spielzeit mit einem Plus von 6,447 Mio. EUR ab, ist nun ein Minus von 4,52 Mio. EUR geplant. Das Eigenkapital sinkt somit von 9,732 Mio. EUR auf geplant 5,212 Mio. EUR. "Wir sehen, dass das positive Ergebnis in 2024/25 es sozusagen ‘ermöglicht’, einen strategischen Jahresverlust in der laufenden Saison in Kauf zu nehmen. In der Saison 2024/25 haben wir unsere wirtschaftlichen Ziele grundsätzlich erreicht, siehe auch die angesprochene Vision 100+."
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Im Anschluss erklärte Kaenzig, wie der Überschuss der Vorsaison genau zustande kam. "Der Jahresüberschuss 2024/25 ist insbesondere aus ungeplanten Sondereffekten entstanden. Den Vorwurf ‘wie blöd muss man sein, einen Gewinn einplanen und dafür lieber absteigen’ müssen wir kontern. Durch die Nachzahlung von DAZN und die Auflösung der Verträge unserer ehemaligen Trainer stieg der Gewinn noch einmal ungeplant. Außerdem trug der Wegfall von Klassenerhalts- und Punkteprämien – auch wenn wir sie natürlich gerne bezahlt hätten – dazu bei." Ohnehin wollte der Geschäftsführer anhand der Fakten einmal mehr den Eindruck des ‘Totsparens’ entkräften. "Seit bald fünf Jahren fließt von jedem erwirtschafteten Euro die Hälfte in den Sport. Für die Zukunftsaussichten des VfL war und ist es genauso wichtig, in die früher marode Infrastruktur zu investieren, die Schulden abzubauen und das negative Eigenkapital zu drehen. Es gibt keinen nachhaltig sportlich erfolgreichen Club ohne eine wirtschaftlich und strukturell grundsolide Basis. Das ist Fakt!" Seit dem Aufstieg 2021 wurden 10 Mio. EUR in die Infrastruktur investiert, außerdem wurden die Finanzverbindlichkeiten um 13 Mio. reduziert. Läuft alles nach Plan, dann ist der VfL im März 2027 gänzlich schuldenfrei.
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Doch die Aufgaben bleiben selbstverständlich umfangreich. Stichwort: Transfererlöse. "Wir haben ein Missverhältnis zwischen Lizenzetat und Transfererlös. Wie in den letzten Jahren schon analysiert, muss der VfL im Vergleich mindestens rund 8 Mio. EUR Transfererträge pro Jahr realisieren, um mit anderen Clubs im Bereich des hohen Lizenzetats konkurrieren zu können." Maßnahmen sind bereits in die Wege geleitet, der VfL hat sich in den zurückliegenden Wochen und nach der Trennung von Dirk Dufner in der sportlichen Führung neu aufgestellt. "Unsere neue sportliche Struktur, über welche bereits sehr ausgiebig im Vorfeld der Mitgliederversammlung berichtet worden ist, soll entscheidend dazu beitragen, dieses benannte Missverhältnis zu beseitigen."
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Der Blick auf das Sportliche
Anpassungen im sportlichen Bereich wurden auch auf der Trainerbank vollzogen. Nach der Freistellung von Dieter Hecking übernahm zunächst David Siebers. "David hat bei der kurzfristigen interimistischen Stabilisierung der Profimannschaft enorme Anstrengungen geleistet und seine Mission erfüllt. Er zeigte, dass der Weg nicht nur für Spieler, sondern auch Trainer und Funktionäre aus dem Talentwerk zu den Profis geebnet ist." Blieben die Ergebnisse noch aus, sind sie seit dem Start von Uwe Rösler fast durchweg positiv, sprich erfolgreich. "Wir haben die Kurve gerade noch genommen. Es fühlt sich momentan deutlich besser an, als es noch zu Saisonbeginn der Fall war."
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David Siebers indes kehrte auf die Bank der U19 zurück. Mit eben jener Mannschaft gewann er in der Vorsaison den Westfalenpokal und wurde Gruppenerster in der Vorrunde der neu gegründeten Nachwuchsliga. Auch U17 erreichte dort Rang eins. Unsere U16 holte die Trophäe in der Westfalenliga, vor Dortmund und Schalke. Die U21 von Heiko Butscher stieg souverän in die Regionalliga West auf. "Dies alles zeigt nicht nur die Qualität der Ausbildung beim VfL – wofür grosser Dank allen Verantwortlichen sowie Mitarbeitern im Talentwerk gilt – sondern auch, dass wir uns in den kommenden Jahren auf vielversprechende Spieler aus der eigenen Jugend freuen dürfen." Die Verzahnung zwischen Talentwerk und Profibereich funktioniert, das zeigt die Vielzahl an Jungprofis und Spielern, die 'oben' bereits reinschnuppern konnten. Im Verlauf der letzten Saison hat der VfL insgesamt 10 deutsche Jugendnationalspieler gestellt und ist damit einer der wichtigsten ‘Entwicklungspartner’ des DFB.
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Auch im Fußball der Frauen stehen im zweiten Jahr der Zweitligazugehörigkeit große Aufgaben an. Nach starkem Start blieben zuletzt zwar die Ergebnisse aus, doch der eingeschlagene Weg wird nicht verlassen. "Unsere langfristigen Ambitionen bleiben jedoch von diesen Rückschlägen im Tagesgeschäft unberührt.» Der Partnerpool wächst, zuletzt wurde im Lohrheidestadion sogar ein neuer Zuschauerrekord verbucht."
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
