03-31-2017, 03:05 PM
Jahr für Jahr ist es die gleiche Leier: Befragt man Fußballfans und so genannte Experten vor der Saison, wer denn in der 2. Bundesliga zum Kreis der Absteiger zu zählen sei, fällt stets der Name „Sandhausen“. Und Jahr für Jahr widerlegen die Kurpfälzer eindrucksvoll, dass mit ihnen zu rechnen ist – aber nur, wenn es ums Thema Klassenerhalt geht. Nach dem Weggang von Erfolgscoach Alois Schwartz im Sommer vergangenen Jahres (der inzwischen in Nürnberg geschasste Trainer hatte mit dem SVS immerhin dreimal souverän die Klasse gehalten), war man sich erneut sicher: Nun ist Sandhausen reif. Doch unter dem neuen Trainer Kenan Kocak fingen die eher für destruktive Spielweise bekannten Jungs vom Hardtwald auf einmal auch noch an, Fußball zu spielen – und zwar höchst erfolgreich. Von diesem Erfolgsweg sind sie allerdings mittlerweile abgewichen.
Ein furioser Auftakt ins Fußballjahr 2017 bescherte den Sandhäusern den Sprung in höhere Sphären. Nach einem 3:0 in Düsseldorf und einem 2:0-Heimsieg über Erzgebirge Aue stand Sandhausen auf Platz 6, nur zwei Zähler hinter dem heutigen Spitzenreiter Union Berlin und satte sieben Punkte vor dem VfL. Doch mit einer 1:4-Heimklatsche im DFB-Pokal gegen die in dieser Saison keineswegs überzeugenden Schalker setzte Sandhausens Sinkflug ein. Seitdem hagelte es vier Niederlagen, dazu gesellten sich zwei Unentschieden. Und so rangiert der SVS inzwischen nur noch ein Pünktchen vor dem VfL und läuft somit Gefahr, am Wochenende von den Blau-Weißen überholt zu werden.
Man überlegt am Hardtwald, wie man den Negativtrend stoppen kann. „Wir müssen aufpassen, nicht alles schön zu reden. Bei allen fehlen die letzten 30 Prozent“, konstatierte SVS-Präsident Jürgen Machmeier nach der jüngsten 0:2-Schlappe seiner Kicker bei Dynamo Dresden. Personelle Probleme tun ein übriges, auch gegen den VfL wird Kenan Kocak wieder nicht alle Mann an Bord haben. So fehlen wohl neben den Langzeitverletzten Erik Zenga und José Pierre Vunguidica auch die Ex-Bochumer Max Jansen (Knochenödem im Knöchel) und Richard Sukuta-Pasu (Haarriss in der Wade). Somit verbleibt in Daniel Gordon lediglich ein ehemaliger VfLer, der am Samstag wird auflaufen können. Der 32-jährige Innenverteidiger, sechs Jahre im VfL-Dress unterwegs, gehört zu den Konstanten in Kocaks Kader. Auch beim 2:2 im Hinspiel im Vonovia Ruhrstadion spielte der jamaikanische Nationalspieler (5 Einsätze) durch. Die Tore für Sandhausen schossen damals Angreifer Lucas Höler und Verteidiger Tim Knipping, ehe der VfL durch einen Doppelschlag von Tim Hoogland und Johannes Wurtz ausgleichen konnte.
Beim letzten Aufeinandertreffen im BWT-Stadion am Hardtwald trennten sich die Clubs ebenfalls unentschieden, 1:1 hieß es nach 90 umkämpften Minuten. Es trafen jeweils Felix Bastians und Andrew Wooten vom Elfmeterpunkt. Der US-Amerikaner Wooten ist mit neun Treffern aktuell auch bester Sandhäuser Torschütze; das gegen den VfL ein weiterer Treffer hinzukommt, erscheint äußerst unwahrscheinlich, denn Wooten laboriert an einem Längsriss an der Achillessehne und ist somit wohl zum Zuschauen verdammt.
Für VfL-Kapitän Manuel Riemann wird es die zweite Rückkehr an alte Wirkungsstätte sein. Beim oben genannten 1:1 saß er noch auf der Ersatzbank, Andreas Luthe hütete seinerzeit Bochums Kasten. Nun wird er den VfL dort anführen, wo er zwei Jahre erfolgreich kickte: von 2013 bis zu seinem Wechsel zum VfL (2015) war Riemann die unumstrittene Nummer 1 am Hardtwald. Am Samstag soll er mithelfen, die positive VfL-Bilanz gegen Sandhausen (neun Spiele: drei Siege, vier Unentschieden, zwei Niederlagen) aufzupolieren. Und dass Bochum ein durchaus unangenehmer Gegner ist, haben sie an Deutschlands kleinstem Zweitliga-Standort (Sandhausen hat knapp 15.000 Einwohner) auch erkannt: „Bochum wird kein Zuckerschlecken“, gibt Sandhausens Angreifer Julian Derstroff gegenüber dem „kicker“ zu.
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."