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Letsch wird den VfL Bochum „nie vergessen"
#1
Von „fantastischen Fans“ schwärmt Trainer Thomas Letsch auch nach seinem Aus beim VfL Bochum. Ein Satz prägte seine Arbeit und seine Art. 

Es gibt einen Satz, den der rhetorisch gewandte Thomas Letsch in seinen gut anderthalb Jahren als Bundesliga-Trainer des VfL Bochum immer wieder - in verschiedenen Facetten - wiederholte und betonte. Und der ihn als Trainer und Menschen kurz und prägnant beschreibt. „Wir brauchen sie alle“, sagte er oft. Vor allem in den schweren Zeiten.

Damit meinte der am 22. September 2022 von Vitesse Arnheim geholte, in der Bundesliga noch unerfahrene Tainer zuerst die Spieler seines Kaders. Die Reservisten, die kaum zum Zug kamen und dann doch noch aufblühten wie Saidy Janko oder Dominique Heintz im Endspurt der Vorsaison.

Letsch: kaum öffentliche Kritik, viel Lob für Spieler des VfL Bochum
Letsch vermied es auch nach schwachen Leistungen, Spieler öffentlich zu kritisieren. Letsch lobte lieber die Trainingsleistungen gerade der Profis, die außen vor waren, wie etwa lange Zeit Felix Passlack. Letsch war für die Öffentlichkeit ein beredter, ein sachlicher, Optimismus verbreitender Moderator ohne heftige Ausschläge.

Intern redete Letsch Tacheles, mit der Klubführung ebenso wie mit den Profis. Nach außen war er stets bemüht, für eine gewisse Entspannung zu sorgen, Ruhe auszustrahlen - und an den Klassenerhalt zu glauben auch in schier aussichtsloser Lage. Letsch passte zum VfL Bochum, zu seinen Werten. Auch und gerade als Mensch.

Von Frankfurt bis Leverkusen: eine Bochumer Erfolgsgeschichte
Seine positive Ausstrahlung half in der Vorsaison. Letsch übernahm Bochum nach dem siebten Spieltag als Tabellenletzten (1 Punkt). Nach verpatztem Debüt in Leipzig (0:4) feierte er mit dem 3:0 gegen Frankfurt seinen ersten Sieg, Bochum wurde zur Heimmacht.

Es gab heftige Rückschläge, das 0:2 gegen Schalke, das 2:3 gegen Stuttgart, das 0:2 in Mönchengladbach etwa. Sieben Punkte aus den letzten drei Partien, ein Kraftakt von Team, Trainer, Klub und Fans, retteten die Liga.
Bochums Letsch: Verbunden mit „VfL, Stadt und fantastischen Fans“

„Ich habe den VfL Bochum in der vergangenen Saison auf dem letzten Tabellenplatz mit nur einem Punkt übernommen und wir haben gemeinsam durch eine sensationelle Leistung dennoch den Klassenerhalt geschafft. Dies werde ich nie vergessen und nicht nur dieses besondere Erlebnis wird mich immer mit dem VfL, der Stadt und den fantastischen Fans verbinden“, blickte Letsch laut Mitteilung des Klubs am Montag nach seinem Aus zurück.

„Wir brauchen sie alle.“ Letsch meinte auch die Fans. Regelmäßig schwärmte er von der einzigartigen Atmosphäre im heimischen Ruhrstadion, erklärte mit dem „Push“ der Anhängerinnen und Anhänger die Diskrepanz zwischen Auswärtschwäche und Heimstärke.

Letsch ging keinem Fan aus dem Weg, schrieb Autogramme, posierte für Fotos, nahm sich Zeit - und jeden ernst. Menschlich kam er sowohl intern als auch im Umfeld an.

Legendär: Letsch stimmt für die Fans den VfL-Hit an
Mit seiner Art, die Ruhe ausstrahl auch in Krisenzeiten. Seine Emotionen hatte der 55-jährige Lehrer selbst nach bösen Pleiten stets im Griff - ebenso wie nach großen Siegen.

Nur einmal teilte er seine Gefühle auf unvergessene Art: Nach dem 3:0 gegen Leverkusen am 27. Mai 2023, nach dem erreichten Klassenerhalt am letzten Spieltag. Letsch lehnte sich nach der Pressekonferenz aus dem Fenster, stimmte mit den im Stadiontunnel ihn freudetrunken fordernden Fans das Lied der Stunde an: „Es gibt nur eine Sache....“.
Einmalige Emotionen.

Gescheitert: Systemumstellung funktionierte nicht beim VfL Bochum
Nach der Energieleistung im Vorjahr baute Letsch, unterstützt von der sportlichen Führung um Sportdirektor Marc Lettau und Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian, den Kader um. Eine Dreierkette sollte für mehr Spielkultur, mehr Unberechenbarkeit sorgen. Ein Vorhaben, das von vielen Fans von Beginn an kritisch gesehen wurde. Ein Plan, der schief ging. Nach dem 1:3 gegen Mönchengladbach musste Letsch die erste Saisonkrise moderieren.

Er kehrte zurück zur Viererkette, es folgte eine starke Phase. Der VfL war trotz des Stotterstarts samt Pokal-Aus in Bielefeld und gescheiterter Systemumstelllung von Letsch überzeugt, wollte mit ihm einen längeren Weg gemeinsam gehen. Ende November verlängerte Letsch seinen Vertrag um zwei Jahre bis Juni 2026, er gilt auch für die 2. Liga. „Kontinuität in der Entwicklung wird durch Kontinuität auf den entscheidenden Positionen begünstigt“, erklärte Sportchef Fabian damals.

Vorsprung eingebüßt: Dramatische Talfahrt seit Bayern-Sieg
Bochum setzte sich weiter von den Abstiegsrängen ab, trotz etlicher in der Schlussphase verspielter Punkte gegen Mainz, Bremen, Augsburg, trotz der bis heute weiterhin nur fünf Saisonsiege betrug der Vorsprung auf Relegations- und Abstiegsrang nach dem 3:2-Coup gegen den FC Bayern neun bzw. zehn Punkte. Manche träumten von Europa. Dass Letsch nur sechs Spieltage oder sieben Wochen später nicht mehr im Amt ist, wohl niemand hätte darauf einen Cent gewettet.

Doch die Stimmung kippte. So rasant, wie es selbst im schnelllebigen Fußball selten ist. Im Klub, bei Sponsoren, bei vielen Fans. 2:5 in Mönchengladbach, 1:4 gegen Leipzig, 1:2 gegen Freiburg, 0:2 in Mainz. Im Netz brach sich bereits eine Trainerdebatte Bahn, in der sportlichen VfL-Führung war eine baldige Nachfolger-Suche im März aber noch kein Thema.

Verspielte Führungen gegen Darmstadt und Köln kosten Letsch den Job
Nach der Länderspielpause sollte die Wende her. Bochum führte 2:0 gegen Darmstadt, verlor die Ordnung - 2:2. Die Unruhe wurde größer, Kritik lauter - bei den Klub-Chefs blieb sie noch intern.

Bochum führte 1:0 in Köln, verlor dramatisch in der Nachspielzeit mit 1:2. Fragwürdige Aufstellungen, noch fragwürdigere Wechsel sorgten für Verunsicherung, so die Kernvorwürfe. Letsch war trotzdem noch überzeugt, „dass wir den Karren gemeinsam aus dem Dreck ziehen“, wie er am Sonntag nach seiner letzten Trainingseinheit als VfL-Coach sagte.

Nach 55 Bundesliga-Spielen: Letsch wünscht Bochum alles Gute
Für viele Fans aber war er längst vom gefeierten Fenstersänger zum größten Sündenbock mutiert. „Letsch raus“, viele teilten diese Forderung im Netz. Auch aus Teilen der Mannschaft fehlte nach der Pleitenserie der Rückhalt.
Obwohl der VfL noch auf Nicht-Abstiegsplatz 15 steht mit drei Punkten vor Mainz und vier vor Köln, entschied sich die Klubführung am Montag für einen „neuen Impuls“, der die Talfahrt rechtzeitig bremsen soll.

Nach 55 Bundesliga-Partien und drei Pokalspielen mit durchschnittlich 1,09 Punkten stellte der VfL Letsch und Fießer frei. Der Österreicher Peter Stöger sollte den Klub zum Klassenerhalt führen, sagte aber am Montag ab - Bochum steht noch ohne Cheftrainer da.

Letsch wird sich am Dienstag von der Mannschaft verabschieden - und ihr danach sprichwörtlich die Daumen drücken. Letsch: „Ich wünsche dem VfL Bochum alles Gute für die Zukunft – auf dass er wie aktuell auch am Ende der Spielzeit auf einem Nichtabstiegsplatz steht und somit auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielt.“

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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