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So will Uwe Rösler den VfL Bochum retten
#1
Uwe Rösler hat seine Arbeit beim VfL Bochum aufgenommen. Er erklärt seine Ideen, spricht über Talente und System. Zehn Profis fehlen, U19-Spieler helfen aus. 

Als sich die große Medienschar verzogen hatte und nur wenige Fans des VfL Bochum am Zaun des Trainingsplatzes ein paar Eindrücke sammelten an diesem tristen Oktober-Montag, gab Uwe Rösler seine ersten Kommandos. 

Der neue Trainer des auf Rang 17 der 2. Liga abgestürzten Bundesliga-Absteigers beobachtete das Warm-Up zu Wochenbeginn mit Passübungen und Spielformen auf kleinem Feld meist mit verschränkten Armen. „Mehr Druck drauf, mehr Intensität“, rief er nicht übertrieben laut, aber bestimmt und gut hörbar. Und klatschte dann in die Hände: „Gut, sehr gut.“ 

Kaenzig spricht von „Hölle“
Rösler, 56, soll Licht ins Dunkel bringen beim VfL, der in einer seiner schwersten Krisen der Vereinsgeschichte steckt, wie Geschäftsführer Ilja Kaenzig und der Vorstandsvorsitzende Andreas Luthe

Gütiger Himmel! Rösler hat eine Herkulesaufgabe übernommen bei einem seit Monaten torkelnden Klub. Warum nur? „Der Spirit in der Mannschaft ist absolut da, das hat mich auch überzeugt. hier zu unterschreiben“, sagte Rösler. „Ich weiß um meine Verantwortung. Im Pott ist Fußball nicht nur Fan sein, sondern Religion“, erklärte der 56-Jährige, der ausführlich die Fragen beantwortete mit leisem Ton, sachlich, bestimmt und dabei überzeugend rüberkam, ohne zu überdrehen. 

Ein erstes Statement: „Ich bin der Uwe, ganz einfach“
Gleich mit dem ersten Satz versuchte er, alle mitzunehmen. „Ich bin der Uwe, ganz einfach.“ Und, so der Ex-Stürmer: „Ich brauche Vereine wie den VfL.“ Es gelte, „das Stadion anzuzünden“ - mit Intensität und Leidenschaft. Und natürlich: Erfolg. Nach sieben Pleiten aus acht Partien schwankt die Stimmung bei den Fans zwischen Wut, Frust und Resignation. 

Die Mentalität des Reviers, des VfL, passe zu seinem Typ, so der von seiner Heimat geprägte Thüringer. Er sei „fordern, aber auch herzlich“. Interimstrainer David Siebers, der das Amt von Dieter Hecking übernommen hatte, kehrte nun nach drei Niederlagen wieder zur U19 zurück. Die VfL-Chefs lobten Siebers einmal mehr. Ihm gehöre die Zukunft, sagte Kaenzig - aber man dürfe ihn in derart stürmischen Zeiten „nicht verbrennen“. 

Zwei lange Gespräche - Einigung erst am Donnerstag
Die Gegenwart soll Rösler retten. Sowohl kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig halte man große Stücke auf ihn, betonte Luthe. Er führte am vergangenen Montag (29. September) ein 90-minütiges Gespräch mit Rösler, tags zuvor hatte Rösler bereits unter anderem Kaenzig bei einem gleich langen Video-Meeting überzeugt - und der VfL ihn. Zur Einigung im Detail samt Vertragslaufzeit, Gehalt und der Co-Trainer-Frage kam es am Donnerstag; zu spät, um bereits in Kaiserslautern (2:3) am vergangenen Samstag mit Rösler zu starten.

Das Präsidium stimmte einem Vertrag bis zum Sommer 2027 zu, der allerdings nicht für die 3. Liga gilt. Ein Risiko, mit dem der Klub „Vertrauen und Überzeugung“ ausdrücken wollte, wie Kaenzig meinte; das der VfL aber auch eingehen musste, weil sich Rösler nicht als Feuerwehrmann sieht und der Kandidatenkreis für 26-Spiele-Trainer noch kleiner geworden wäre. 

Erfahrung sprach für Rösler und gegen Siebers
Seine Erfahrung aus hunderten Spielen als stets leidenschaftlich ackernder Stürmer unter anderem für Manchester City, in den 90er Jahren laut Rösler noch ein „Arbeiterklub“, und aus über 700 Partien als Trainer für Fortuna Düsseldorf sowie Klubs in England, Schweden, Norwegen und in den letzten drei Jahren Dänemark (Aarhus GF) gab wohl den Ausschlag. „Ich vertraue meiner Erfahrung und meinem Bauchgefühl. Mein Ziel ist es, den Turnaround so schnell wie möglich zu schaffen“, erklärte der einstige Torjäger.

Dabei muss er auch die Köpfe frei kriegen, im Training, mit vielen Einzelgesprächen - im Spiel: „Die 2. Liga ist sehr ausgeglichen, Nuancen entscheiden. Die Mannschaft braucht jetzt ein Erfolgserlebnis für das Selbstvertrauen. Das müssen wir uns versuchen zu erarbeiten.“ 

Trainer zum Fortuna-Spiel: „Das war Rösler-Fußball“
Röslers Ansatz unterscheidet sich dabei kaum von Siebers‘ Ideen, dessen Arbeit solle er „weiterentwickeln“, sagte Kaenzig. „Meine Mannschaften spielen immer sehr intensiv“, bestätigte der neue Coach. Beim letzten Heimspiel gegen Düsseldorf (0:1) habe er eine laufstarke, offensiv ausgerichtete Mannschaft gesehen, „das war Rösler-Fußball“, so der Coach.

Er setze auf einen klaren Neuner, eine gute Box-Besetzung, auf Angriffe über die Flügel. Das Problem: Die Stoßstürmer Philipp Hofmann, Ibrahim Sissoko und Michael Obafemi sind entweder formschwach oder spielten bisher gar keine Rolle. Und auf den Flügeln gibt es wenig Optionen. 

Rösler: Mittelfeld sollte „unser Prunkstück sein“
Zugleich will Rösler nicht zuletzt nach den Eindrücken aus dem 2:3 in Kaiserslautern die Abwehr stabilisieren. Das Mittelfeld, sagte er, sollte „unser Prunkstück sein, da wir sind sehr gut besetzt.“ In welchem System er die Wende schaffen will? Er habe seine Ideen und werde im Kern an einer Grundordnung festhalten, keinesfalls ständig wechseln. Er habe oft mit Dreierkette spielen lassen, sagte Rösler, „da hatte ich aber auch die Mannschaften für“.

Ob er in Bochum wie zuletzt in Aarhus auf ein 3-5-2 oder 3-4-3 setzt oder ob er die Viererkette präferiert und etwa ein 4-4-2 oder 4-3-3 einführt, ließ er noch offen. Betrachtet man die überschaubare Zahl an Schienenspielern, von denen bisher nur Talent Kacper Koscierski (18) überzeugte, spricht einiges für die Viererkette. Klar ist: Für Rösler zählt das „Leistungsprinzip“, er setzt auch auf Talente. Wer sich anbietet, spielt, so der neue Coach. „Wenn es 50:50 ist, sollen Talente die Spielzeit bekommen.“ 

Testspiel gegen Aachen am Donnerstag
Sein Debüt wird die neue Retter-Hoffnung beim Heimspiel gegen Hertha BSC am 18. Oktober (20.30 Uhr) geben. In dieser Woche geht es auch ums Kennenlernen, beim Testspiel gegen Alemannia Aachen am Donnerstag (14 Uhr, Fans sind nicht zugelassen) sollen sich alle Spieler 45 Minuten lang zeigen.

Dabei muss er allerdings bis zum Anfang der kommenden Woche auf sechs Nationalspieler verzichten: Kapitän Matus Bero (Slowakei), Flügelstürmer Gerrit Holtmann (Philippinen), Leandro Morgalla (DFB U21), Cajetan Lenz (DFB U20) sowie Koscierski und Francis Onyeka (DFB U19) sind unterwegs. Zudem fehlte Kevin Vogt auch am Montag (Knieprobleme), ebenso wie Kjell Wätjen, der die Länderspiele (U20) absagte, um sich auszukurieren. Er ist seit dem Lautern-Spiel angeschlagen. 

Keumo und Meyer aus der U19 dürfen sich Rösler zeigen
Koji Miyoshi und Ibrahima Sissoko sind noch nicht soweit, beide trainierten am Montag individuell. Beim ersten Rösler-Training mit 16 Feldspielern und drei Torhütern waren dafür von der U19 Darnell Keumo und Tom Meyer sowie, wie fast immer, Daniel Hülsenbusch von der U21 dabei.

Zoller soll eng mit Rösler zusammenarbeiten
Unterstützung erhält Rösler nun von Simon Zoller. Der Ex-Stürmer werde „näher an die Profimannschaft heranrücken und eng mit Uwe Rösler zusammenarbeiten“, sagte Kaenzig. Zoller soll eine Art Leiter Lizenz in der neuen sportlichen Führung werden, ein Team die Kaderplanung nach dem Aus von Ex-Sportgeschäftsführer Dirk Dufner übernehmen.

Neuer Co-Trainer Riedle soll Standards verbessern
Zudem bringt Rösler einen von ihm ausgesuchten neuen Co-Trainer mit. Alessandro Riedle (34), zuletzt Co-Trainer beim Schweizer Erstligisten FC Zürich, gilt als Spezialist für Standards - auch das ein Schwerpunkt der ersten Wochen, defensiv wie offensiv. Mit Riedle sollte ein jüngerer Kollege dazukommen, sagte Rösler. Der VfL wollte Rösler einen eigenen Co-Trainer ermöglichen und einen „neuen Impuls“ auch auf dieser Position setzen, sagte Kaenzig.

Weichen musste Murat Ural, der im Sommer 2024 mit Peter Zeidler kam und nach seiner Arbeit unter vier Cheftrainern nun freigestellt wurde. Dagegen bleiben Vereinslegende Anthony Losilla und Marc Andre Kruska, der unter Hecking aus dem eigenen Talentwerk aufgerückt ist, im Trainerteam von Rösler. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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