11-04-2025, 06:39 AM
Wer hat beim VfL Bochum den Hut auf bei der Kaderplanung? Der Zweitligist sieht sich als Vorreiter bei seiner neuen Sport-Struktur: Wer für was zuständig ist.
An seinen leichten bayerischen Akzent muss man sich beim VfL Bochum vielleicht noch gewöhnen. Die Begeisterung, die Markus Brunnschneider für seinen neuen Arbeitgeber und die dortigen Aufgaben aber mitbringt, sei ansteckend, versicherte Geschäftsführer Ilja Kaenzig zu Beginn der Woche.
Voller Stolz erklärte der Schweizer am Montagmorgen die neue Struktur im sportlichen Bereich des Zweitligisten und scheute dabei – rein strukturell – die Vergleiche zu Champions-League-Klubs nicht. „Kaum jemand kennt die Sportdirektoren von Liverpool oder PSG“, sagte er. Auch dort werde im Team gearbeitet werden – wie künftig auch an der Castroper Straße.
Der Ansatz des VfL Bochum ist klar: Die Macht soll nicht mehr auf eine Person konzentriert werden, bewusst habe man auf einen Sport-Geschäftsführer oder einen klassischen Sportdirektor verzichtet. Stattdessen gebe es nun klare Zuständigkeiten mit messbarer Wirksamkeit. Es gehe um Transparenz, Inhalte, Verantwortlichkeit und Ergebnisse, sagte Kaenzig.
So stellt sich der VfL Bochum im sportlichen Bereich auf
Konkret bedeutet das künftig, dass Brunnschneider als Direktor „Scouting, Recruitment & Data“ für die Kaderplanung, das Scouting und die ersten Gespräche mit potenziellen Neuzugängen verantwortlich ist. Im Bereich der Kaderplanung stehe er damit eher für „die Zukunft“, so Kaenzig anschaulich.
Simon Zoller stehe in enger Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer für „die Gegenwart“. Als Direktor „Perfomance Lizenz“ verantwortet er in erster Linie die Profimannschaft und die Kommunikation zwischen Team, Trainer, Geschäftsstelle und der Sportführung. Jonas Schlevogt als Direktor „Recht und Personal“ wird die konkreten Verhandlungen führen und das Kaderwertmanagement verantworten. Dies in finanziell vorgegebenen „Leitplanken“, so Kaenzig.
Zum Team der „Geschäftsleitung Sport“, die im Prinzip nun zu viert mit jeweiligen Fachbereichen den Job vom ehemaligen Sport-Geschäftsführer übernimmt, zählt ferner Pablo Thiam als Leiter des Talentwerkes. In der Praxis soll Thiam erklären, wer das Zeug zum Profi hat – und dass etwa ein Neuzugang für eine Position nicht geholt werden müsse, weil ein Spieler mit ähnlichem Profil bereits im Nachwuchsbereich des VfL aktiv ist. Zudem zählt neben Brunnschneider, Zoller und Thiam (Männerbereich) Annike Krahn als Direktorin des Frauenfußballs beim VfL zur sportlichen Führung.
Bei Transfers gilt künftig der Grundsatz, dass alle Parteien einheitlich zustimmen müssen. Zoller soll demnach die Einschätzung aus Team- und Trainersicht einbringen, Thiam als Anwalt für den Nachwuchs auftreten und Brunnschneider Spielervorschläge machen – und zwar ebenso anhand von Daten als auch vom Vor-Ort-Scouting. Er soll auch erster Ansprechpartner etwa für Berater sein, die naturgemäß Spieler selbst anbieten. Brunnschneider muss sich zunächst einen Überblick über die vorhandenen Strukturen verschaffen, um dann darauf aufzubauen, erklärte der eloquente 35-Jährige. Die Datenverarbeitung ist ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit.
Warum ein Anwalt besonders wichtig wird
Die vielleicht wichtigste Rolle kommt dem Rechtsanwalt Jonas Schlevogt zu, der die Verträge gestaltet und die Verhandlungen mit Spielern und Vereinen führen soll. Bereits im Vorfeld ist er zudem für die finanziellen Leitplanken bei möglichen Transfers verantwortlich. Künftig soll so schon im Vorfeld ausgeschlossen werden, dass man Zeit mit Spielern „verschwendet“, die schlussendlich finanziell nicht darstellbar sind.
„Wir setzen stark auf die Fachperspektive jedes Einzelnen. In unserer neuen Struktur ging es nicht um Außenwirkung, sondern um Kompetenz“, sagte Kaenzig deutlich, was auch als nachträgliche Kritik an der Wahl des mittlerweile freigestellten Ex-Sportgeschäftsführers Dirk Dufner gewertet werden kann. Vorstandsvorsitzender Andreas Luthe ergänzte zudem: „Der neue Weg ist transparenter, auch für uns als Präsidium. Die Prozesse sollten zudem schneller zu Transfers führen.“
Ilja Kaenzig steht als alleiniger Geschäftsführer (CEO) an der Spitze des Ganzen, wird neben Schlevogt auch weiterhin etwa die Verträge unterzeichnen. Und das Präsidium hat beim VfL bekanntlich bei allen hochwertigen Geschäften ab 250.000 Euro das letzte Wort.
Das erhoffen sich Kaenzig und Luthe vom Datenchef
Von Brunnschneider, den sowohl Kaenzig als auch Luthe als einen der absoluten Spitzenkräfte in Deutschland in Sachen Datenverarbeitung lobten, erhoffen sich die VfL-Verantwortlichen nun einen großen Effekt im Scoutingbereich. Zu seinem Team zählt auch Babacar Wane, der erst im Sommer als neuer Chefscout verpflichtet worden war, nun aber eine Ebene unter Brunnschneider angesiedelt ist.
Der 35-Jährige selbst, der früher auch in der Jugend des FC Bayern arbeitete und zuletzt zudem am Internationalen Fußball Institut in München seine Expertise etwa in punkto Kaderplanung einbrachte, schätzt sich als „sehr gut“ in der Übersetzung von Daten in die Realität ein. „Ich kann den Fußball vom Platz auf die Daten übertragen und andersherum“, sagte er. Als gewissenhafter Typ sei er effizienzgetrieben und habe bei Holstein Kiel und Darmstadt 98 stets mit geringem Budget klarkommen müssen. Daher wisse er genau, was beim VfL Bochum auf ihn zukommen würde.
„Wir spielen kein Moneyball“
Einzig und allein auf Daten wird sich der VfL Bochum aber nicht verlassen. „Wir spielen kein Moneyball“, sagte Brunnschneider, dessen Großvater im Ruhrgebiet im Bergbau gearbeitet hat. Schon gar nicht in der Wintertransferperiode, die derzeit Zoller zusammen mit Uwe Rösler vorbereitet.
Dafür habe der Ex-Stürmer vor drei Wochen bereits eine Kaderanalyse vorgestellt, die nach den Eindrücken der erfolgreichen Wochen unter dem neuen Trainer aber noch einmal überprüft werden müsse. Einig sind sich die Beteiligten aber, dass der Kader unausgeglichen besetzt ist und auf einzelnen Positionen die nötige Konkurrenz fehlt, während vor allem im Mittelfeldzentrum ein Überangebot herrscht.
„Wir werden den Kader nicht weiter aufblähen. Es müssten auch Spieler gehen“, sagte Geschäftsführer Kaenzig daher. Budget für Transfers sei dennoch vorhanden, wenngleich man mit einzelnen Transfers wie Kevin Vogt und Ibrahim Sissoko durchaus ins Risiko gegangen sei.
Quelle: WAZ.de
An seinen leichten bayerischen Akzent muss man sich beim VfL Bochum vielleicht noch gewöhnen. Die Begeisterung, die Markus Brunnschneider für seinen neuen Arbeitgeber und die dortigen Aufgaben aber mitbringt, sei ansteckend, versicherte Geschäftsführer Ilja Kaenzig zu Beginn der Woche.
Voller Stolz erklärte der Schweizer am Montagmorgen die neue Struktur im sportlichen Bereich des Zweitligisten und scheute dabei – rein strukturell – die Vergleiche zu Champions-League-Klubs nicht. „Kaum jemand kennt die Sportdirektoren von Liverpool oder PSG“, sagte er. Auch dort werde im Team gearbeitet werden – wie künftig auch an der Castroper Straße.
Der Ansatz des VfL Bochum ist klar: Die Macht soll nicht mehr auf eine Person konzentriert werden, bewusst habe man auf einen Sport-Geschäftsführer oder einen klassischen Sportdirektor verzichtet. Stattdessen gebe es nun klare Zuständigkeiten mit messbarer Wirksamkeit. Es gehe um Transparenz, Inhalte, Verantwortlichkeit und Ergebnisse, sagte Kaenzig.
So stellt sich der VfL Bochum im sportlichen Bereich auf
Konkret bedeutet das künftig, dass Brunnschneider als Direktor „Scouting, Recruitment & Data“ für die Kaderplanung, das Scouting und die ersten Gespräche mit potenziellen Neuzugängen verantwortlich ist. Im Bereich der Kaderplanung stehe er damit eher für „die Zukunft“, so Kaenzig anschaulich.
Simon Zoller stehe in enger Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer für „die Gegenwart“. Als Direktor „Perfomance Lizenz“ verantwortet er in erster Linie die Profimannschaft und die Kommunikation zwischen Team, Trainer, Geschäftsstelle und der Sportführung. Jonas Schlevogt als Direktor „Recht und Personal“ wird die konkreten Verhandlungen führen und das Kaderwertmanagement verantworten. Dies in finanziell vorgegebenen „Leitplanken“, so Kaenzig.
Zum Team der „Geschäftsleitung Sport“, die im Prinzip nun zu viert mit jeweiligen Fachbereichen den Job vom ehemaligen Sport-Geschäftsführer übernimmt, zählt ferner Pablo Thiam als Leiter des Talentwerkes. In der Praxis soll Thiam erklären, wer das Zeug zum Profi hat – und dass etwa ein Neuzugang für eine Position nicht geholt werden müsse, weil ein Spieler mit ähnlichem Profil bereits im Nachwuchsbereich des VfL aktiv ist. Zudem zählt neben Brunnschneider, Zoller und Thiam (Männerbereich) Annike Krahn als Direktorin des Frauenfußballs beim VfL zur sportlichen Führung.
Bei Transfers gilt künftig der Grundsatz, dass alle Parteien einheitlich zustimmen müssen. Zoller soll demnach die Einschätzung aus Team- und Trainersicht einbringen, Thiam als Anwalt für den Nachwuchs auftreten und Brunnschneider Spielervorschläge machen – und zwar ebenso anhand von Daten als auch vom Vor-Ort-Scouting. Er soll auch erster Ansprechpartner etwa für Berater sein, die naturgemäß Spieler selbst anbieten. Brunnschneider muss sich zunächst einen Überblick über die vorhandenen Strukturen verschaffen, um dann darauf aufzubauen, erklärte der eloquente 35-Jährige. Die Datenverarbeitung ist ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit.
Warum ein Anwalt besonders wichtig wird
Die vielleicht wichtigste Rolle kommt dem Rechtsanwalt Jonas Schlevogt zu, der die Verträge gestaltet und die Verhandlungen mit Spielern und Vereinen führen soll. Bereits im Vorfeld ist er zudem für die finanziellen Leitplanken bei möglichen Transfers verantwortlich. Künftig soll so schon im Vorfeld ausgeschlossen werden, dass man Zeit mit Spielern „verschwendet“, die schlussendlich finanziell nicht darstellbar sind.
„Wir setzen stark auf die Fachperspektive jedes Einzelnen. In unserer neuen Struktur ging es nicht um Außenwirkung, sondern um Kompetenz“, sagte Kaenzig deutlich, was auch als nachträgliche Kritik an der Wahl des mittlerweile freigestellten Ex-Sportgeschäftsführers Dirk Dufner gewertet werden kann. Vorstandsvorsitzender Andreas Luthe ergänzte zudem: „Der neue Weg ist transparenter, auch für uns als Präsidium. Die Prozesse sollten zudem schneller zu Transfers führen.“
Ilja Kaenzig steht als alleiniger Geschäftsführer (CEO) an der Spitze des Ganzen, wird neben Schlevogt auch weiterhin etwa die Verträge unterzeichnen. Und das Präsidium hat beim VfL bekanntlich bei allen hochwertigen Geschäften ab 250.000 Euro das letzte Wort.
Das erhoffen sich Kaenzig und Luthe vom Datenchef
Von Brunnschneider, den sowohl Kaenzig als auch Luthe als einen der absoluten Spitzenkräfte in Deutschland in Sachen Datenverarbeitung lobten, erhoffen sich die VfL-Verantwortlichen nun einen großen Effekt im Scoutingbereich. Zu seinem Team zählt auch Babacar Wane, der erst im Sommer als neuer Chefscout verpflichtet worden war, nun aber eine Ebene unter Brunnschneider angesiedelt ist.
Der 35-Jährige selbst, der früher auch in der Jugend des FC Bayern arbeitete und zuletzt zudem am Internationalen Fußball Institut in München seine Expertise etwa in punkto Kaderplanung einbrachte, schätzt sich als „sehr gut“ in der Übersetzung von Daten in die Realität ein. „Ich kann den Fußball vom Platz auf die Daten übertragen und andersherum“, sagte er. Als gewissenhafter Typ sei er effizienzgetrieben und habe bei Holstein Kiel und Darmstadt 98 stets mit geringem Budget klarkommen müssen. Daher wisse er genau, was beim VfL Bochum auf ihn zukommen würde.
„Wir spielen kein Moneyball“
Einzig und allein auf Daten wird sich der VfL Bochum aber nicht verlassen. „Wir spielen kein Moneyball“, sagte Brunnschneider, dessen Großvater im Ruhrgebiet im Bergbau gearbeitet hat. Schon gar nicht in der Wintertransferperiode, die derzeit Zoller zusammen mit Uwe Rösler vorbereitet.
Dafür habe der Ex-Stürmer vor drei Wochen bereits eine Kaderanalyse vorgestellt, die nach den Eindrücken der erfolgreichen Wochen unter dem neuen Trainer aber noch einmal überprüft werden müsse. Einig sind sich die Beteiligten aber, dass der Kader unausgeglichen besetzt ist und auf einzelnen Positionen die nötige Konkurrenz fehlt, während vor allem im Mittelfeldzentrum ein Überangebot herrscht.
„Wir werden den Kader nicht weiter aufblähen. Es müssten auch Spieler gehen“, sagte Geschäftsführer Kaenzig daher. Budget für Transfers sei dennoch vorhanden, wenngleich man mit einzelnen Transfers wie Kevin Vogt und Ibrahim Sissoko durchaus ins Risiko gegangen sei.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
