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Das sind die Lehren aus der Mitgliederversammlung
#1
Gute Zahlen, sportlicher Aufwind und ein mitreißender Trainer: Die JHV des VfL Bochum verlief ruhig. Kaenzig deutet neue Finanzierungs-Wege an. 

Als Andreas Luthe die Mitgliederversammlung des VfL Bochum am späten Dienstagabend nach knapp dreieinhalb Stunden beendete, dürfte dem Vorstandsvorsitzenden auch ein wenig Last von den Schultern gefallen sein. Die im Vorfeld von einigen durchaus erwartete hitzige Veranstaltung blieb nämlich aus. Einer Plakataktion im Vorfeld, die sich gegen zwei Mitglieder – Arnd Fittkau und Tobias Sander – des neu formierten Wirtschaftsrats richtete, folgte keine Schlammschlacht im RuhrCongress Bochum. Insgesamt verlief die Versammlung nach zwei turbulenten Ausgaben im vergangenen Dezember und im Juli durchaus harmonisch ab. 

Es wirkte, als habe der sportliche Erfolg der vergangenen Wochen unter dem neuen Trainer Uwe Rösler das Pulverfass VfL Bochum wieder geleert. Das war auch zu spüren, als der Trainer selbst seine Grußworte an die Mitglieder des Zweitligisten richtete. Bevor er die ersten Worte sagte, rief eine Frau aus dem Publikum: „Uwe, du bist spitze!“ Innerhalb kürzester Zeit hat der 57-Jährige die Herzen der Bochumerinnen und Bochumer offenbar erobert. Auch, weil er weiß, wie er sie verbal auf seine Seite ziehen kann. „Für mich ist es unheimlich wichtig, eine Connection zwischen Mannschaft, Verein und Stadt, den Fans zu schaffen. Sonst werden wir unsere Herausforderungen nicht schaffen. Wir müssen in guten und nicht so guten Zeiten zusammenstehen“, sagte er. 

Präsidium muss Antrag auf Einzelwahl erarbeiten
Getreu diesem Motto verlief anschließend auch die Mitgliederversammlung, zu der nur 909 Stimmberechtigte von knapp 33.000 Mitgliedern erschienen waren. Was sicherlich auch dem geschuldet war, dass der Termin unter der Woche an einem Abend vor allem für auswärtige Mitglieder des Vereins nur schwer wahrnehmbar ist. Zumal die Dringlichkeit auch nicht gegeben war, weil keine Wahlen anstanden.

Spannend wurde es nur bei einem Antrag, den die ehemalige SPD-Spitzenpolitikerin Carina Gödecke mit dem langjährigen (Ex-)Präsidiumsmitglied Andreas Eickhoff in die Versammlung einbrachte. Beide wollten erreichen, dass das Präsidium des VfL Bochum bis zur nächsten turnusmäßigen Mitgliederversammlung im Jahr 2026 eine Satzungsänderung erarbeiten muss, wonach künftig eine Einzelwahl der Präsidiumsmitglieder möglich würde. Gödecke argumentierte am Rednerpult, dass bei den meisten Vereinen eine Einzelwahl bereits üblich sei. Das stärke die Demokratie, die Vereinsmitglieder, aber auch das Präsidiumsmitglied, das ja trotzdem in einem Team gut zusammenarbeiten könne, sagte sie. 

Einfache Mehrheit reicht für Gödecke-Antrag
Das im vergangenen Juni neu gewählte Präsidium um Andreas Luthe, Till Grönemeyer und Hans-Peter Villis sprach sich gegen den Antrag aus und argumentierte damit, dass sich ein Profiverein keine langen Koalitionsverhandlungen zwischen Einzelkandidaten leisten könne. Bei der vergangenen Wahl seien sowohl „Team Zukunft“ als auch das „Team wir für den VfL“ nur zu einer En-bloc-Wahl angetreten. Keiner der zehn Kandidaten sei bereit gewesen, sich einzeln aufzustellen, erklärte Roland Mitschke, der Sprecher der Findungskommission, die für die Auswahl und Prüfung aller Kandidatinnen und Kandidaten zuständig ist.

Dennoch musste das Präsidium eine kleine Schlappe hinnehmen. Die meisten Mitglieder im Saal nämlich schlugen sich auf die Seite von Gödecke und Eickhoff, stimmten mit einer einfachen Mehrheit für den Auftrag an das Präsidium, bis zur nächsten Versammlung einen entsprechenden Satzungsänderungsantrag auszuarbeiten. 463 stimmten für den Antrag, 293 dagegen, es gab 88 Enthaltungen. Dies würde im kommenden Jahr für eine Annahme der Satzungsänderung übrigens nicht reichen. Dann müssten zwei Drittel der anwesenden Mitglieder für eine Satzungsänderung stimmen. 

Kaenzig verkündet Gewinn trotz Abstieg
Es ist also der einzige Wermutstropfen für das Präsidium, das ansonsten glimpflich davon kam. Kritisiert wurde es zwar erneut dafür, dass auch im achten Jahr nach der Ausgliederung der Profiabteilung kein Investor gefunden wurde. Doch Villis, der das Thema schon im alten Präsidium seit der Ausgliederung 2017/18 begleitete, verwies erneut auf die Wichtigkeit der Passung eines Investors. Stattdessen beschäftige man sich inzwischen mit alternativen Finanzierungsmodellen, wie VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig betonte. Man könne zum Beispiel für frisches Kapital Beteiligungen am Umsatz und dem Gewinn veräußern. Im ersten Quartal 2026 wolle man konkreter darüber informieren.

Bis dahin ist der VfL Bochum finanziell ohnehin in ruhigen Fahrwassern unterwegs. Kaenzig konnte trotz des Abstiegs in der vergangenen Saison einen Gewinn von knapp 6,45 Millionen Euro vermelden (Bericht: hier). Aber: „Wir sparen uns nicht kaputt“, sagte er. In der laufenden Saison rechnet der Geschäftsführer nämlich mit einem Minus von gut 4,5 Millionen Euro. Was auch durch den um ein Drittel eingebrochenen Umsatz nach dem Abstieg erklärbar ist. Insbesondere beim TV-Geld und bei Werbeeinnahmen gibt es einen Einbruch um in Summe fast 25 Millionen Euro, der Lizenzetat der Profis sinkt auf 21,6 Millionen Euro – damit spielt Bochum nach vereinseigener Recherche im oberen Drittel der Liga. Bleibt der VfL zweitklassig, dürfte der Etat in der Folgesaison deutlich fallen. 

Auch deshalb betonte der Vorstandsvorsitzende Luthe in seiner Rede: „Dem VfL Bochum stehen weiter anstrengende Zeiten bevor.“ Dennoch sei er optimistisch für die Zukunft, so der 38-Jährige: „Zusammen haben wir sehr, sehr viel in die Wege geleitet. Die Weichen sind gestellt.“ 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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