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Bochums Jugendkurs und seine Tücken
#1
Die ehemalige Oldie-Truppe des VfL Bochum hat Trainer Uwe Rösler mit einigem Erfolg in eine bemerkenswert junge Mannschaft umgebaut. Für die Routiniers wie Hofmann und Kapitän Bero bedeutet das einen schweren Stand, doch lange werden die Talente nicht an der Castroper Straße spielen. Die Besten sind wohl schon im Sommer wieder weg. 

Zu Bundesligazeiten, und die sind noch gar nicht lange her, stellte der VfL Bochum regelmäßig die älteste Mannschaft des Spieltags. Nach dem Abstieg im Sommer trennte sich der VfL von mehreren Spielern der Ü-30-Fraktion, Dieter Hecking startete einen Verjüngungsprozess; diesen Weg geht Uwe Rösler konsequent weiter. 

"Die jungen Burschen bringen uns viel Energie, das tut gut, das war auch dringend nötig", hatte Hecking im Sommer betont. Frischen Wind brachte der Jugendstil, die Erfolge blieben allerdings zunächst noch aus. 

Rösler, seit Mitte Oktober im Amt, hat nun, ganz ungeachtet der jüngsten 1:2-Niederlage gegen Dynamo Dresden, großen Erfolg damit, dass er konsequent auf die jungen Spieler setzt. Die genießen die Rückendeckung des Trainers und blühen auf. Das gilt beispielsweise für den 21-jährigen Leandro Morgalla, aber auch für die fünf Teenager Francis Onyeka, Kjell Wätjen, Farid Alfa-Ruprecht, Kacper Koscierski und natürlich Cajetan Lenz. Kein anderer Verein der 2. Liga kommt in dieser Saison auch nur annähernd auf so viele Startelf-Spieler unter 20 Jahren wie der VfL. 

Vorzeigeprojekt Lenz - aber wie viele andere bald weg?
Lenz, der gebürtige Bochumer, der aus der eigenen Jugend stammt, ist quasi das Vorzeigeprojekt des VfL. Schnell hat er sich seinen Stammplatz erspielt im defensiven Mittelfeld, er wirkt schon ziemlich reif, taktisch geschickt, wurde auf Anhieb zur zentralen Figur im Schaltzentrum - und das mit 19 Jahren. 

Längst haben Bundesligisten und offenbar auch Klubs aus dem Ausland den Youngster auf dem Zettel, der, das hoffen sie in Bochum, demnächst eine größere Millionen-Ablösesumme bringen dürfte. 

Etwas anders liegt der Fall bei anderen Youngstern, die sich in den Vordergrund gespielt haben. Die Leihgaben Wätjen (gehört dem BVB), Alfa-Ruprecht, Onyeka (beide Leverkusen), auch der bisher glänzend aufspielende Morgalla machen beim VfL den nächsten Schritt im Profibereich. Einzuplanen für die weitere Zukunft sind sie allerdings nicht, schon durch die Vertragskonstellation sind sie dauerhaft kaum in Bochum zu halten. 

Mit diesen zeitlich begrenzten Deals hat der VfL seinem Kader zwar nennenswerte Qualität zugefügt, die weiteren Schritte mit dem Start der nächsten Saison aber werden die Top-Talente aller Voraussicht nach bei ihren Stammvereinen Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder RB Salzburg gehen. 

Morgalla zum Beispiel, vielseitiger Abwehrmann und Leihgabe aus Salzburg, vereint Qualitäten, die so ansonsten nicht im Bochumer Kader zu finden sind. Der Youngster überzeugt mit gutem Stellungsspiel und viel Tempo, marschiert gerne auf der rechten Seite, ist kompromisslos im Zweikampf. 

Offensichtlich hat Rösler den richtigen Ansatz gefunden, die jungen Burschen zu packen, die quasi ihre ersten größeren Schritte im Profibereich absolvieren. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Im Training schnappt sich der engagierte Coach nicht selten einen Spieler, nimmt ihn in den Arm, schiebt ihn auf die richtige Position, erklärt, lobt, feuert an. 

Davon profitiert auch Wätjen dessen Talent unbestritten ist, der allerdings zunächst nicht in die Gänge kam. Der laufstarke und fußballerisch hoch veranlagte Abiturient blieb zunächst eine Randfigur, unter Rösler blüht auch die BVB-Leihgabe auf. "Die älteren Jungs und Uwe geben uns viel Selbstvertrauen", sagte der 19-Jährige, der mit seinem engagierten Auftreten für frische Impulse im Zentrum sorgt. Zudem erzielte Wätjen beim 2:0-Sieg gegen Magdeburg seinen ersten Zweitligatreffer und wird immer sicherer. 

Die Routiniers müssen kämpfen
Und die Routiniers? Gesetzt war bisher Philipp Hofmann als Vorkämpfer und Zielspieler im Zentrum, intern sehr geschätzt trotz geringer Torquote (ein Treffer in zwölf Ligaeinsätzen). Zuletzt aber zeigte Rösler, dass es auch ohne einen athletischen Mann im Zentrum geht und setzte auf Onyeka in vorderer Reihe. Der 18-Jährige ist ein eher wendiger, spielerisch starker Offensivmann mit einer ganz anderen Herangehensweise als Hofmann, der allerdings nach seiner Einwechslung in der Halbzeit gegen Dresden erst das 1:2 von Lenz zum Anschluss vorbereitete und obendrein den Elfmeter herausholte, den Onyeka aber am Tor vorbeischoss. 

Noch ein Kandidat, der bisher seinen Platz quasi sicher hatte: Auch Matus Bero, seit Sommer Kapitän des VfL, muss enorm kämpfen, um sich im Team zu behaupten. Mit der Rückkehr des lange verletzten Ibrahima Sissoko ins Mittelfeld-Zentrum verschärft sich hier noch der Konkurrenzkampf. Bero wird sich das eine oder andere Mal mit einem Platz auf der Bank begnügen müssen, ganz ungeachtet seiner enormen Qualitäten im Zweikampf und seiner riesigen Laufbereitschaft. 

Viel Lob für Keeper Horn
Der einzige aus der Ü-30-Fraktion, der nach wie vor als Stammkraft mit Leistung vorangehen kann und so seinen Platz behauptet, ist mittlerweile Timo Horn. Im Herbst seiner Karriere blüht der gebürtige Kölner noch mal so richtig auf, ist ohnehin mit seiner klaren, deutlichen Art einer der führenden Köpfe im Kader und auf dem Platz als ordnende Hand und mit lauter Stimme quasi unverzichtbar. 

Der erfahrene Keeper, mittlerweile 32, ist einer der Garanten für den aktuellen Aufwärtstrend: Vor dem 1:2 gegen Dresden hat Horn maßgeblich dafür gesorgt, dass der VfL vor der Länderspielpause in drei Pflichtspielen hintereinander ohne Gegentor geblieben war. 

"Seitdem ich da bin, hat Timo in jedem Spiel eine herausragende Leistung gezeigt", lobte Rösler. "Damit und mit seiner Persönlichkeit hat er der Mannschaft und mir sehr geholfen." Und weiter: "Er ist der Leader auf dem Platz und in der Kabine." 

Aber ganz klar, ohne die erfahrenen Profis wird es nicht gehen. Auch Hofmann ist natürlich nicht abgeschrieben, ganz im Gegenteil. "Mir ist völlig klar, dass wir ohne gelernten Neuner nicht durch die Saison kommen. Also ist es nur eine Frage der Zeit, wann Hoffi spielen wird", erklärte Rösler noch vor der Niederlage gegen Dresden im kicker-Interview. Spannend wird nun, ob schon am Samstag in Fürth wieder die Stunde des Routiniers schlagen wird. Oder ob auch dort für Bochum wieder die Jungen die Kohlen aus dem Feuer holen sollen. 

Quelle: Kicker+.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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