04-30-2014, 11:18 PM
Sportvorstand Christian Hochstätter vermisst beim Fußball-Zweitligisten VfL Bochum Konstanz und Effektivität. Im großen Interview äußerte sich Hochstätter zur Zukunft der Talente Lukas Klostermann und Henrik Gulden - und verriet, ob Michael Görlitz nach Bochum kommt.
Vor dem Saisonfinale in der 2. Bundesliga mit den Spielen bei 1860 München (Sonntag, 4. Mai, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) und gegen den Karlsruher SC (Sonntag, 11. Mai, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) blickte Sportvorstand Christian Hochstätter vom VfL Bochum im Gespräch mit Michael Eckardt und Ralf Ritter zurück - und voraus.
Das 1:4 gegen Bielefeld war ein Tiefpunkt, den man so schnell wohl nicht abschütteln kann. Wie ist die Gemütslage vor den letzten beiden Partien?
Christian Hochstätter: Wir haben uns den Saisonverlauf anders gewünscht, aber wir haben uns selbst in diese Situation gebracht. Jetzt müssen wir alles daran setzen, den Sack zuzumachen in den letzten beiden Spielen. Dem Minimalziel Klassenerhalt hat sich jeder unterzuordnen. Wir sollten nicht nach Kaiserslautern oder Bielefeld schauen, wir müssen uns ganz auf uns konzentrieren. Deshalb fahren wir auch ins Trainingslager, um uns optimal vorzubereiten.
Niederlagen wie gegen Sandhausen und Bielefeld, das sind Nadelstiche, die richtig weh tun.
Hochstätter: Natürlich schmerzen diese Spiele. Grundsätzlich zeigt die Mannschaft in dieser Saison zwei Gesichter. Gegen Aue, Kaiserslautern oder Köln hat sie ein ganz anderes Gesicht gezeigt als gegen Bielefeld. Wir hatten allerdings schon solche Spiele wie gegen die Arminia, auch gegen Cottbus hätten wir zur Pause deutlich hinten liegen können. Bei uns ist stets alles möglich, in der einen oder anderen Richtung. Damit befassen wir uns.
Wie erklären Sie sich diese großen Leistungsschwankungen?
Hochstätter: Ich bin der Auffassung, dass das in erster Linie eine mentale Geschichte ist, und mentale Stärke gehört auch zur Qualität eines Spielers. Auswärts oder gegen Mannschaften, die höher bewertet werden, haben wir meist gute Ergebnisse erzielt. Aber wir tun uns schwer, wenn wir selbst der Favorit sind, vor allem zu Hause. Nur vier Heimsiege zu holen, das ist nicht ausreichend. Die Konstanz ist eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale, die fehlt uns. Wir haben zu hohe Ausschläge, gegen Bielefeld hat ja praktisch die ganze Mannschaft neben den Schuhen gestanden. Und davor haben wir in Köln 60 Minuten guten Fußball gezeigt. Das Agieren fällt uns nach wie vor weit schwerer als das Reagieren. Bis jetzt ist es uns leider nicht gelungen, dies zu ändern.
Kann man dafür Gründe benennen?
Hochstätter: Wenn man in 32 Spielen nur 29 Tore schießt, ist das ein Punkt. Wir sind im Torabschluss nicht konsequent genug, das betrifft nicht nur die Stürmer, wobei man die Angreifer natürlich auch an ihren Toren misst. Wir spielen uns durchaus Chancen heraus, aber in der Effektivität müssen wir besser werden. Zudem laufen wir oft unseren eigenen Fehlern hinterher, müssen viel Aufwand betreiben. In der Rückwärtsbewegung dagegen hat das Kollektiv meist funktioniert, lange Zeit waren wir in dieser Richtung die konstanteste Mannschaft, haben sehr kompakt gespielt.
War es im Nachhinein ein Fehler, Ken Ilsö kurz nach der Winterpause laufen zu lassen?
Hochstätter: Wenn man eine Entscheidung trifft, muss man auch dazu stehen, egal wann. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es richtig war. Ken hat sich nicht mehr zu 100 Prozent mit dem Klub und seinen Zielen identifiziert. Es macht keinen Sinn, einen Spieler zum Bleiben zu überreden, der nicht richtig bei der Sache ist.
Angenommen, der Klassenerhalt gelingt. Aufsichtsrats-Vorsitzender Hans-Peter Villis hat gesagt, die Mannschaft werde in der kommenden Saison ein anderes Gesicht haben. Neun Verträge laufen aus. Das klingt nach einem personellen Umbruch.
Hochstätter: Wir sollten jetzt nicht darüber diskutieren, wie die Mannschaft 2014/15 aussehen wird. Es wäre aus meiner Sicht fatal, mich jetzt über einzelne Spieler zu äußern und zugleich volle Konzentration für die letzten beiden Spiele zu fordern. Dass uns der eine oder andere verlassen wird, das ergibt sich auch aus Altersgründen schon. Grundsätzlich wollen wir den Kader etwas verkleinern. Welche Spieler kommen, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Natürlich aber arbeiten wir längst daran und haben bereits viele Gespräche geführt.
Michael Görlitz soll sich nun gegen Bochum und für St. Pauli entschieden haben. Stimmt?
Hochstätter: Zu uns kommt er jedenfalls nicht. Wir haben gute Gespräche mit ihm geführt und hätten ihn gerne geholt. Aber er hat sich für etwas anderes entschieden.
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Vor dem Saisonfinale in der 2. Bundesliga mit den Spielen bei 1860 München (Sonntag, 4. Mai, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) und gegen den Karlsruher SC (Sonntag, 11. Mai, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) blickte Sportvorstand Christian Hochstätter vom VfL Bochum im Gespräch mit Michael Eckardt und Ralf Ritter zurück - und voraus.
Das 1:4 gegen Bielefeld war ein Tiefpunkt, den man so schnell wohl nicht abschütteln kann. Wie ist die Gemütslage vor den letzten beiden Partien?
Christian Hochstätter: Wir haben uns den Saisonverlauf anders gewünscht, aber wir haben uns selbst in diese Situation gebracht. Jetzt müssen wir alles daran setzen, den Sack zuzumachen in den letzten beiden Spielen. Dem Minimalziel Klassenerhalt hat sich jeder unterzuordnen. Wir sollten nicht nach Kaiserslautern oder Bielefeld schauen, wir müssen uns ganz auf uns konzentrieren. Deshalb fahren wir auch ins Trainingslager, um uns optimal vorzubereiten.
Niederlagen wie gegen Sandhausen und Bielefeld, das sind Nadelstiche, die richtig weh tun.
Hochstätter: Natürlich schmerzen diese Spiele. Grundsätzlich zeigt die Mannschaft in dieser Saison zwei Gesichter. Gegen Aue, Kaiserslautern oder Köln hat sie ein ganz anderes Gesicht gezeigt als gegen Bielefeld. Wir hatten allerdings schon solche Spiele wie gegen die Arminia, auch gegen Cottbus hätten wir zur Pause deutlich hinten liegen können. Bei uns ist stets alles möglich, in der einen oder anderen Richtung. Damit befassen wir uns.
Wie erklären Sie sich diese großen Leistungsschwankungen?
Hochstätter: Ich bin der Auffassung, dass das in erster Linie eine mentale Geschichte ist, und mentale Stärke gehört auch zur Qualität eines Spielers. Auswärts oder gegen Mannschaften, die höher bewertet werden, haben wir meist gute Ergebnisse erzielt. Aber wir tun uns schwer, wenn wir selbst der Favorit sind, vor allem zu Hause. Nur vier Heimsiege zu holen, das ist nicht ausreichend. Die Konstanz ist eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale, die fehlt uns. Wir haben zu hohe Ausschläge, gegen Bielefeld hat ja praktisch die ganze Mannschaft neben den Schuhen gestanden. Und davor haben wir in Köln 60 Minuten guten Fußball gezeigt. Das Agieren fällt uns nach wie vor weit schwerer als das Reagieren. Bis jetzt ist es uns leider nicht gelungen, dies zu ändern.
Kann man dafür Gründe benennen?
Hochstätter: Wenn man in 32 Spielen nur 29 Tore schießt, ist das ein Punkt. Wir sind im Torabschluss nicht konsequent genug, das betrifft nicht nur die Stürmer, wobei man die Angreifer natürlich auch an ihren Toren misst. Wir spielen uns durchaus Chancen heraus, aber in der Effektivität müssen wir besser werden. Zudem laufen wir oft unseren eigenen Fehlern hinterher, müssen viel Aufwand betreiben. In der Rückwärtsbewegung dagegen hat das Kollektiv meist funktioniert, lange Zeit waren wir in dieser Richtung die konstanteste Mannschaft, haben sehr kompakt gespielt.
War es im Nachhinein ein Fehler, Ken Ilsö kurz nach der Winterpause laufen zu lassen?
Hochstätter: Wenn man eine Entscheidung trifft, muss man auch dazu stehen, egal wann. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es richtig war. Ken hat sich nicht mehr zu 100 Prozent mit dem Klub und seinen Zielen identifiziert. Es macht keinen Sinn, einen Spieler zum Bleiben zu überreden, der nicht richtig bei der Sache ist.
Angenommen, der Klassenerhalt gelingt. Aufsichtsrats-Vorsitzender Hans-Peter Villis hat gesagt, die Mannschaft werde in der kommenden Saison ein anderes Gesicht haben. Neun Verträge laufen aus. Das klingt nach einem personellen Umbruch.
Hochstätter: Wir sollten jetzt nicht darüber diskutieren, wie die Mannschaft 2014/15 aussehen wird. Es wäre aus meiner Sicht fatal, mich jetzt über einzelne Spieler zu äußern und zugleich volle Konzentration für die letzten beiden Spiele zu fordern. Dass uns der eine oder andere verlassen wird, das ergibt sich auch aus Altersgründen schon. Grundsätzlich wollen wir den Kader etwas verkleinern. Welche Spieler kommen, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Natürlich aber arbeiten wir längst daran und haben bereits viele Gespräche geführt.
Michael Görlitz soll sich nun gegen Bochum und für St. Pauli entschieden haben. Stimmt?
Hochstätter: Zu uns kommt er jedenfalls nicht. Wir haben gute Gespräche mit ihm geführt und hätten ihn gerne geholt. Aber er hat sich für etwas anderes entschieden.
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"Einige Leute denken, Fußball sei eine Sache auf Leben und Tod. Ich mag diese Haltung nicht. Ich kann denen versichern, dass es viel ernster ist als das." - Bill Shankly