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Frust steigt
#1
Der VfL Bochum verliert auch beim SC Paderborn und rutscht in eine Krise. Die Stimmung ist gekippt, Fans, Trainer und Spieler sind sauer. 

Es passte unfreiwillig in die Szenerie dieses Abends. Während Romario Rösch bedröppelt die vierte Pleite im fünften Spiel erklären musste, trugen zwei Kellnerinnen Tabletts voll frisch gezapftem Bier in die Kabine des SC Paderborn, wo laute Ballermann-Beats durch die Räumlichkeiten schallerten. Passend zur Stimmung beim VfL Bochum nach dem 0:1 drangen die Töne von einem Mia-Julia-Hit nach außen. „Neben uns siehst du aus wie ne Leiche“, war zu hören, als Rösch erklärte: „Es ist Charakter gefragt. Es ist scheiße, es ärgert uns richtig. Es nervt unglaublich.“ 

Der VfL Bochum trat im Auswärtsspiel in Ostwestfalen vor allem in der ersten Halbzeit desolat auf, fand erst nach einer Systemumstellung nach 25 Minuten von einem völlig missratenen 4--3-3, wahlweise 4-1-4-1 zu einem 5-1-3-1 besser ins Spiel. Die Mannschaft von Dieter Hecking, dem die Pleite am Freitag seinen 61. Geburtstag mächtig verhagelte, schwamm dennoch. Statt dominanten Fußball, den der Trainer in dieser Zweitliga-Saison eigentlich spielen lassen will, liefen Rösch, Gerrit Holtmann und Co. über weite Strecken der Partie hinterher. Vor allem das Mittelfeld mit den jungen Cajetan Lenz, Kjell Wätjen und Francis Onyeka sowie Routinier Matus Bero fand lange nicht statt. 

VfL Bochum verliert zu schnell die Bälle
„Es kann immer vorkommen, dass man weniger Ballbesitz hat“, sagte Hecking. Er habe gewusst, dass alle hart arbeiten müssten, Laufstärke gefragt sei. 122 Kilometer spulte der VfL ab, ebenso wie Paderborn - das waren gute Werte. Nur: Bochum lief eben meist nur hinterher, fand nicht in die Zweikämpfe, gönnte sich viele einfache Fehlpässe.

So kamen die Hausherren immer wieder gefährlich vor das Tor von Timo Horn. „Wir hatten zu viele Ballverluste. Nach dem zweiten, dritten Pass geben wir den Ball her, sind nicht sauber“, klagte Hecking im ruhigen Ton. Ins gleiche Horn blies auch Holtmann. „Wir brauchen statt zwei Kontakten drei, vier. Und wir verlieren den Ball an der Mittellinie“, klagte er. 

Schlussendlich war es der mangelnden Paderborner Chancenverwertung, dem zweimal vor der Linie klärenden Kevin Vogt und VfL-Keeper Horn zu verdanken, dass überhaupt die Null bis zur 90. Minute stand. Das Gegentor fiel dann erneut in für die Bochumer so typischer Manier in den vergangenen Wochen. SCP-Keeper Dennis Seimen pflückte eine Freistoß-Flanke von Matus Bero. Dann ein langer Abwurf, Spieler wie Felix Passlack, die nicht in den Zweikampf gehen und etwas Glück für den Gegner. Auch Cajetan Lenz ließ sich von Sven Michel leicht düpieren. Am Ende stand Lucas Copado goldrichtig und stürzte mit seinem Treffer den VfL Bochum nach nur fünf Spieltagen in eine handfeste Krise. 

Holtmann: Alarmglocken schrillen
„Wir müssen schleunigst zusehen, dass wir mit so einem schlechten Spiel mal einen Punkt holen“, sagte Holtmann. Er machte mangelnde Intensität und mangelndes Selbstvertrauen als Gründe für die erneute Niederlage aus. „Das müssen wir jetzt besprechen. Wir müssen auch mal einen umhauen, damit es weh tut“, so der Schienenspieler. „Wenn man fünf Niederlagen hat, zittert man am Fuß, dann ist das Selbstvertrauen nicht da. In Liga zwei kann man aber auch mal den Tabellenführer schlagen. Das wird allerhöchste Eisenbahn. Ich möchte, dass in Nürnberg alle Alarmglocken an sind.“

Das hoffen auch die Fans, die wie nach der Heimniederlage gegen Preußen Münster ihrer Wut Luft machten. Ein lautes „Wir haben die Schnauze voll“, schlug der Mannschaft aus dem Gästeblock entgegen, als diese sich auf dem Rasen vor den mitgereisten Fans versammelte. Einzig Holtmann und Kapitän Bero stellten sich vis-.a-vis der Kritik, Holtmann ging sogar durch ein Fluchttor für Diskussionen direkt in den Gästeblock. Der Rest des Teams hörte sich das Gemotze mit etwas Abstand auf dem Rasen an. 

„Natürlich haben sie die Schnauze voll“, sagte Holtmann und wünschte sich drastische Maßnahmen. „Manchmal wünsche ich mir, sie würden uns mal anpacken und schütteln. Sie haben es human genommen, aber gefragt, ob wir noch richtig ticken. Die haben alle Alarmzeichen – nur wir noch nicht“, so der 30-Jährige. 

Große Verletzungssorgen bleiben
Die Probleme, die der VfL Bochum in dieser Partie erneut offenbarte, ziehen sich nun seit Wochen durch. Zum einen liegt es sicherlich auch an dem Verletzungspech, gegen Paderborn mussten auch Kevin Vogt und Leandro Morgalla angeschlagen vom Platz. Zum anderen aber vielleicht auch an der Qualität einzelner Spieler. „Wir sind zu umständlich im Spiel nach vorn, bis wir zum Abschluss kommen. Das ist zäh, da haben wir Probleme, das können wir nicht wegdiskutieren“, sagte Hecking ehrlich. Und hinten? Da pennen die Spieler regelmäßig. Der Gegentreffer in der 90. Minute war bestes Anschauungsmaterial. „Es ärgert mich maßlos, dass man hier ausgekontert wird. Das sind Fehler, die dich um den Lohn eines unverdienten 0:0 bringt. Wir machen uns das Leben noch schwerer, als es ohnehin ist. Wenn es in der 90. Minuten 0:0 steht, muss es auch am Ende stehen“, so der Trainer.

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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