05-29-2012, 11:10 AM
Eggeling: Hatte eine gewisse Grundschnelligkeit
![[Bild: eggeling_729.jpg]](http://www.vflbochum.de/kickit/upload/news/2012_05_23/eggeling_729.jpg)
Was haben unsere Ehemaligen noch drauf? Sind ihre Knochen schon eingerostet oder spielen sie nach wie vor einen steilen Pass? Wir machen den Praxistest und rücken jedes Mal einer anderen VfL-Legende auf den Pelz. Mal sehen, wer hier wen tunnelt. Heute: Heinz-Werner Eggeling.
Wie schnell sind Sie die 100 Meter gelaufen?
Heinz-Werner Eggeling: Unter 11 Sekunden.
Man nannte Sie also nicht umsonst „Rakete“?
Ich hatte eine gewisse Grundschnelligkeit.
Kann man Schnelligkeit trainieren?
Bis zu einem gewissen Grad. Heinz Höher schickte uns im Training einen kleinen Hügel hoch. Wir sollten schnell rauf und langsam wieder runter, das Ganze zehn bis zwanzig Mal. Da ich nach Hause wollte, rannte ich nicht nur schnell hoch, sondern auch schnell runter. Danach war ich dermaßen übersäuert, dass ich daheim fast auf der Stelle eingeschlafen bin.
Höher ließ auch als einer der ersten in Deutschland die Abseitsfalle trainieren
... Ja, wir spielten wie die Holländer: hinten auf einer Linie, ohne Libero.
Was ja nicht so ganz ohne Risiko war!
Das stimmt. Entweder ging die Fahne des Linienrichters hoch oder sie blieb unten. Es gab bei den Zuschauern jedes Mal viel Gelächter, wenn wieder vier gegnerische Spieler zehn Meter im Abseits standen. Wenn allerdings einer von uns pennte, ging es hinten vier gegen eins.
Der VfL war in den Siebzigern reichlich klamm. Der DFB drohte mit Lizenzentzug. Sie bekamen das am eigenen Leib zu spüren.
Erst wurde Walitza nach Nürnberg verkauft, danach Tenhagen nach Dortmund, dann war ich dran.
Wie lief das ab?
Ich wurde von Ottokar Wüst in die „Kleiderkammer“ bestellt. Ich dachte, es geht um eine Gehaltserhöhung. Doch Wüst sagte: „Jetzt spielste zwei Jahre für Braunschweig, danach holen wir dich wieder zurück.“ Bis 46 habe ich gewartet. (lacht)
Braunschweig legte für Sie die damals unfassbar hohe Summe von 1,3 Millionen Mark auf den Tisch, dem Hauptsponsor und Jägermeister-König Günther Mast sei Dank.
Mast hatte 1977 ja auch Paul Breitner von Real Madrid nach Braunschweig geholt. Paul Breitner nach Braunschweig! Der flüchtete nach einem Jahr wieder, auch weil ganze Busladungen voll mit Leuten immer zu dem Häuschen im Grünen gefahren sind, wo er wohnte – so nach dem Motto: Wir gucken uns jetzt mal den Breitner an.
Ohne Mast ging bei der Eintracht damals gar nichts, oder?
Nichts. Man rannte immer mit dem Jägermeister-Hirsch auf dem Anzug durch die Gegend. Mast selbst tauchte nie ohne seine drei Bodyguards auf. Der hatte Angst vor der RAF.
Trotzdem war die Eintracht Tabellenletzter, als Sie kamen, und stieg am Ende auch tatsächlich ab.
Das Team bestand in dieser Saison eigentlich nur aus Jugend- und Amateurspielern, weil der Rest verletzt war. Das war nicht mehr normal. Die hatten richtig gute Spieler, auch Nationalspieler, aber alle verletzt! Ich hatte glücklicherweise eine Klausel im Vertrag...
... die Ihnen im Abstiegsfall einen Wechsel erlaubte.
Mein Berater rief mich an und erzählte mir, ich hätte ein Angebot von Bayer. Ich dachte erst, ich gehe zu Bayer Leverkusen.
Er meinte aber Bayer Uerdingen...
Ja. Dort unterschrieb ich zwei Verträge.
Wieso zwei?
Einen beim Verein und einen bei der Bayer AG. Das war so üblich. Man bekam das Grundgehalt eines Bayer-Angestellten, obwohl man nie da war.
Ein Jahr später klingelte wieder das Telefon. Diesmal war aber nicht Ihr Berater dran...
Nein, Udo Lattek, der trainierte damals Borussia Dortmund. Ich war vier Jahre in Dortmund und hatte sieben oder acht Trainer: Lattek, Bock, Ohlhauser, Feldkamp, Maslo, Tippenhauer, Branko Zebec.
Nur für den VfL waren Sie leider nie mehr am Ball. Eine Zeitlang arbeiteten Sie aber im Scouting und entdeckten einen gewissen Thomas Christiansen...
Ja, Christiansen und Sören Colding. Ich war wegen der beiden bestimmt elf, zwölf Mal in Dänemark. Wir waren zu der Zeit auch in Münster wegen Christoph Metzelder.
Und?
Ich entdeckte Hermann Gerland auf der Tribüne und wusste: Wenn die Bayern da sind, kannst du als VfL Bochum gleich wieder einpacken.
Quelle: HP VfL Bochum 1848
![[Bild: eggeling_729.jpg]](http://www.vflbochum.de/kickit/upload/news/2012_05_23/eggeling_729.jpg)
Was haben unsere Ehemaligen noch drauf? Sind ihre Knochen schon eingerostet oder spielen sie nach wie vor einen steilen Pass? Wir machen den Praxistest und rücken jedes Mal einer anderen VfL-Legende auf den Pelz. Mal sehen, wer hier wen tunnelt. Heute: Heinz-Werner Eggeling.
Wie schnell sind Sie die 100 Meter gelaufen?
Heinz-Werner Eggeling: Unter 11 Sekunden.
Man nannte Sie also nicht umsonst „Rakete“?
Ich hatte eine gewisse Grundschnelligkeit.
Kann man Schnelligkeit trainieren?
Bis zu einem gewissen Grad. Heinz Höher schickte uns im Training einen kleinen Hügel hoch. Wir sollten schnell rauf und langsam wieder runter, das Ganze zehn bis zwanzig Mal. Da ich nach Hause wollte, rannte ich nicht nur schnell hoch, sondern auch schnell runter. Danach war ich dermaßen übersäuert, dass ich daheim fast auf der Stelle eingeschlafen bin.
Höher ließ auch als einer der ersten in Deutschland die Abseitsfalle trainieren
... Ja, wir spielten wie die Holländer: hinten auf einer Linie, ohne Libero.
Was ja nicht so ganz ohne Risiko war!
Das stimmt. Entweder ging die Fahne des Linienrichters hoch oder sie blieb unten. Es gab bei den Zuschauern jedes Mal viel Gelächter, wenn wieder vier gegnerische Spieler zehn Meter im Abseits standen. Wenn allerdings einer von uns pennte, ging es hinten vier gegen eins.
Der VfL war in den Siebzigern reichlich klamm. Der DFB drohte mit Lizenzentzug. Sie bekamen das am eigenen Leib zu spüren.
Erst wurde Walitza nach Nürnberg verkauft, danach Tenhagen nach Dortmund, dann war ich dran.
Wie lief das ab?
Ich wurde von Ottokar Wüst in die „Kleiderkammer“ bestellt. Ich dachte, es geht um eine Gehaltserhöhung. Doch Wüst sagte: „Jetzt spielste zwei Jahre für Braunschweig, danach holen wir dich wieder zurück.“ Bis 46 habe ich gewartet. (lacht)
Braunschweig legte für Sie die damals unfassbar hohe Summe von 1,3 Millionen Mark auf den Tisch, dem Hauptsponsor und Jägermeister-König Günther Mast sei Dank.
Mast hatte 1977 ja auch Paul Breitner von Real Madrid nach Braunschweig geholt. Paul Breitner nach Braunschweig! Der flüchtete nach einem Jahr wieder, auch weil ganze Busladungen voll mit Leuten immer zu dem Häuschen im Grünen gefahren sind, wo er wohnte – so nach dem Motto: Wir gucken uns jetzt mal den Breitner an.
Ohne Mast ging bei der Eintracht damals gar nichts, oder?
Nichts. Man rannte immer mit dem Jägermeister-Hirsch auf dem Anzug durch die Gegend. Mast selbst tauchte nie ohne seine drei Bodyguards auf. Der hatte Angst vor der RAF.
Trotzdem war die Eintracht Tabellenletzter, als Sie kamen, und stieg am Ende auch tatsächlich ab.
Das Team bestand in dieser Saison eigentlich nur aus Jugend- und Amateurspielern, weil der Rest verletzt war. Das war nicht mehr normal. Die hatten richtig gute Spieler, auch Nationalspieler, aber alle verletzt! Ich hatte glücklicherweise eine Klausel im Vertrag...
... die Ihnen im Abstiegsfall einen Wechsel erlaubte.
Mein Berater rief mich an und erzählte mir, ich hätte ein Angebot von Bayer. Ich dachte erst, ich gehe zu Bayer Leverkusen.
Er meinte aber Bayer Uerdingen...
Ja. Dort unterschrieb ich zwei Verträge.
Wieso zwei?
Einen beim Verein und einen bei der Bayer AG. Das war so üblich. Man bekam das Grundgehalt eines Bayer-Angestellten, obwohl man nie da war.
Ein Jahr später klingelte wieder das Telefon. Diesmal war aber nicht Ihr Berater dran...
Nein, Udo Lattek, der trainierte damals Borussia Dortmund. Ich war vier Jahre in Dortmund und hatte sieben oder acht Trainer: Lattek, Bock, Ohlhauser, Feldkamp, Maslo, Tippenhauer, Branko Zebec.
Nur für den VfL waren Sie leider nie mehr am Ball. Eine Zeitlang arbeiteten Sie aber im Scouting und entdeckten einen gewissen Thomas Christiansen...
Ja, Christiansen und Sören Colding. Ich war wegen der beiden bestimmt elf, zwölf Mal in Dänemark. Wir waren zu der Zeit auch in Münster wegen Christoph Metzelder.
Und?
Ich entdeckte Hermann Gerland auf der Tribüne und wusste: Wenn die Bayern da sind, kannst du als VfL Bochum gleich wieder einpacken.
Quelle: HP VfL Bochum 1848
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
Ottokar Wüst 1974. Ehrenpräsident des VfL. t 18.Juni 2011