08-28-2012, 03:04 PM
Sicherheit im Stadion: Stellungnahme des Vorstands
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Das Thema „Sicherheit im Stadion” beschäftigt derzeit Fans, Vereinsverantwortliche, Verbände und auch politische Vertreter. Die Teilnahme des VfL Bochum 1848 am Sicherheitsgipfel in Berlin haben zwölf VfL-Fanclubs zum Anlass genommen, einen Offenen Brief an Jens Todt zu schreiben. Nachfolgend eine Stellungnahme der Vorstandsmitglieder des VfL sowie der Offene Brief.
Die Stellungnahme des Vorstands des VfL Bochum 1848:
„Liebe Fans des VfL Bochum 1848,
nach vermehrten Ausschreitungen beim Bundesliga-Finale und den Relegationsspielen der letzten Saison wurden verschiedene Forderungen auf politischer Seite laut. Man drohte mit drakonischen Vorgehensweisen durch den Staat, unter anderem mit der Abschaffung der Stehplätze und einer finanziellen Beteiligung der Vereine an Polizeieinsätzen. Vor diesem Hintergrund war es sinnvoll und mehr als nötig, dass sich die Vereine und Verbände mit dem Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich und dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier, zusammengesetzt haben. So konnten Missverständnisse aus dem Weg geräumt und eine gemeinsame generelle Linie in Bezug auf die Gewährleistung von Sicherheit in den deutschen Stadien festgelegt werden.
Denn eines ist sicher: Wenn es uns als Clubs in Zusammenarbeit mit der DFL und dem DFB nicht gelingt, Ausschreitungen wie bei den genannten Spielen oder auch Vorfälle wie die beim und rund um unser Auswärtsspiel in Paderborn in der vergangenen Saison zu verhindern, wird sich die Politik vermehrt einschalten. Dann verliert die Sportgerichtsbarkeit an Bedeutung, und unsere einzigartige Fankultur, die zurecht immer wieder gelobt wird und auf die wir stolz sein können, ist in großer Gefahr.
In unseren Augen sind die Ergebnisse der Sicherheitskonferenz als Erfolg zu werten. Beide Seiten – Vereine und Verbände auf der einen und die politischen Vertreter auf der anderen – haben sich für den Erhalt der Stehplätze ausgesprochen. Zudem wurden in einem Verhaltenskodex allgemein gültige Spielregeln für ein friedliches und gewaltfreies Miteinander im Stadion fixiert.
Wobei es hier um grundsätzliche Regelungen geht, die für die große Mehrheit der Stadionbesucher eine Selbstverständlichkeit sind und in unseren Augen ohnehin nicht verhandelbar sind. Gewalt wird unter keinen Umständen in unseren Stadien toleriert und wird konsequent bestraft. Auch der Einsatz von Pyrotechnik ist für uns nicht verhandelbar, und zwar sowohl aus rechtlichen Gründen als auch aus unserer Überzeugung und Verantwortung als Vorstände des VfL Bochum 1848 heraus. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich beim Abbrennen dieser sehr gefährlichen Feuerwerkskörper um eine Straftat oder eine Ordnungswidrigkeit handelt. Fakt ist: Weder die zuständigen Behörden würden den Einsatz erlauben, noch würden wir als Veranstalter mit einer entsprechenden Verpflichtung allen Stadionbesuchern gegenüber einer solchen Nutzung zustimmen können. Pyrotechnik, die bis zu 2500 Grad heiß wird, ist in Fußballstadien nicht zu kontrollieren und kann schwere Verbrennungen und Atembeschwerden verursachen. Weil die Sicherheit aller Besucher für uns an erster Stelle steht, gibt es in dieser Frage keinen Handlungsspielraum.
Weitere Maßnahmen werden in dem Verhaltenskodex lediglich abstrahiert und sollen in nächster Zeit vor Ort mit Fanvertretern und interessierten Anhängern erörtert und konkretisiert werden. Uns ist natürlich bewusst, dass wir als Verein nur gemeinsam mit unseren Fans, den zuständigen Sicherheitsbehörden und dem Fanprojekt die Sicherheit im rewirpowerSTADION gewährleisten können. Aus diesem Grund stehen wir schon seit Jahren mit diesen Gruppen im Dialog. Es gibt auf der einen Seite verschiedene Sicherheitsbesprechungen, auf der anderen Seite bieten wir immer wieder Fan-Veranstaltungen zu diesem Thema an. Unser Sicherheitsbeauftragter und unser Fanbeauftragter haben beispielsweise noch in der letzten Saison auf einem Fiege Fan-Abend sich zu diesem Thema der Diskussion gestellt. Bei verschiedenen Fanclubvertreterversammlungen stand „Sicherheit im Stadion“ auf der Tagesordnung und auch beim Mitgliederforum konnten Anhänger des Vereins direkt mit der Fanbetreuung bzw. dem Vorstand ins Gespräch kommen. Nicht zu vergessen: Verteilt über das Jahr gibt es immer wieder Veranstaltungen, bei denen wir als Vorstandsmitglieder vor Ort sind. Auch hier ist es möglich und erwünscht, uns direkt anzusprechen. Gleiches gilt natürlich auch für unsere Fanbetreuung. Dirk Michalowski und Jascha Dröge stehen hier jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung.
Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass wir im Vergleich zu den Absichtserklärungen von Berlin vor Ort in Bochum schon um einiges weiter sind. So haben wir nach ausgiebigen Gesprächen mit Fans im vergangenen Jahr als erster Verein in Deutschland eine unabhängige Kommission gebildet, die sich mit Stadionverboten befasst. Dort sitzen Experten aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens, die über die vorliegenden Fälle diskutieren, betroffene Anhänger anhören und dann eine Empfehlung aussprechen. DFL, DFB und viele Vereine beobachten sehr interessiert die Arbeit dieser Kommission, die Modellcharakter für den Fußball besitzt.
Wie die Vorgaben der Sicherheitskonferenz in Bochum vor Ort umgesetzt werden können, wird zudem Thema bei der nächsten Fanclubvertreterversammlung sein, die am 25. September stattfindet. Dann besteht die nächste Gelegenheit, sich auf Arbeitsebene als interessierter Anhänger einzubringen.
Ansgar Schwenken und Jens Todt
Vorstand des VfL Bochum 1848 Fußballgemeinschaft e.V.“
Der Offene Brief:
Sehr geehrter Herr Todt,
im Folgenden möchten wir unsere Irritationen bezüglich der Teilnahme des VfL Bochum 1848 am Sicherheitsgipfel am 17. Juli in Berlin zum Ausdruck bringen. Wir möchten dies absolut unabhängig von Ihrer Arbeit im sportlichen Bereich verstanden wissen. Wir wenden uns an Sie, da Sie den VfL vor Ort repräsentiert und mit ihrer Unterschrift unter dem verabschiedeten Verhaltenskodex das Einverständnis des Vereins mit den dort getroffenen Beschlüssen dokumentiert haben. Uns stellen sich bei Betrachtung der Vorgehensweise der Beteiligten und der Resultate der Veranstaltung einige Fragen, welche wir Ihnen hier stellen und jeweils kurz erläutern möchten.
Warum nahm der VfL, konkret in Form Ihrer Person, teil?
Wir erachten es als überaus verwunderlich, dass unser Verein, der sich allerorts mit seiner – teils sicherlich existenten – Nähe zu seinen Fans brüstet, diese in einer solch schwerwiegenden Entscheidung, wie der Teilnahme an der Konferenz und der Verabschiedung der dort getroffenen Beschlüsse, schlichtweg übergeht. Es werden Mitgliederforen veranstaltet, eine Stadionverbotskommission eingerichtet und im Leitbild (dazu später mehr) die vermeintliche Nähe manifestiert und bei der Entscheidung zur Teilnahme am Sicherheitsgipfel alle selbst auferlegten Grundsätze über Bord geworfen.
Wurden Alternativen zur Teilnahme und Unterzeichnung überhaupt in Betracht gezogen?
Unserer Meinung nach gehört es zur Pflicht eines professionell geführten Vereins, der sich selbst als mündig erachtet, stets auch andere Entscheidungsmöglichkeiten als die allgemein von ihm erwarteten zu prüfen und insbesondere die Wirkung öffentlichkeitswirksamer Entscheidungen wie in diesem Fall in Betracht zu ziehen. Wir beobachten jedoch verstärkt, dass sich der derzeitige Trend unter den Vereinen der Bundesligen dahin verschiebt, dass höheren Instanzen, wie dem DFB oder in diesem Fall der Politik, mehr oder weniger blind gehorcht wird und kaum vom vorgesehenen Weg abgewichen wird. Dass es auch anders geht, bewiesen im Fall der Sicherheitskonferenz die Vertreter von Union Berlin, welche nicht teilnahmen.
Wie vereinbart der VfL seine Teilnahme, ohne zuvor einen Dialog mit seinen Mitgliedern geführt zu haben, mit seinem Leitbild?
Wie bereits erwähnt, sind wir insbesondere enttäuscht wegen des Ignorierens des immerhin selbst auferlegten Leitbilds des Vereins. Wir vermissen abermals eine konsequente Umsetzung des Leitbilds, die in diesem Fall zwangsläufig den Dialog mit den eigenen Mitgliedern bedeutet hätte, anstatt ohne Rücksprache irgendwelche Maßnahmen zu beschließen und einen Kodex über die Köpfe der Anhänger hinweg zu signieren. So heißt es im Leitbild unter der Überschrift soziale Verantwortung: „Wir verpflichten uns den Werten des Sports: Toleranz, Fairplay, Solidarität und Gleichheit leben wir vor.“ Wo bleibt denn die Solidarität und das Fairplay seitens der Verantwortlichen gegenüber den Fans? Wäre es nicht fairer gewesen, wenn die Fans auch ein Wort mitzureden gehabt hätten? Darüber hinaus schmückt man sich mit dem Begriff „Unbeugsam“. Gilt dieses Schlagwort etwa nur für sportliche Belange und wird ansonsten außer Acht gelassen? Denn unbeugsam war Ihr Handeln in diesem Fall beim besten Willen nicht. Es wird hier eher der Eindruck erweckt, dass man in brenzligen Situationen eher auf Opportunismus als auf Unbeugsamkeit setzt. Zu guter Letzt heißt es zudem im Leitbild unter dem Schlagwort „Nah“: „Wir sind füreinander ansprechbar und gehen in unserer Fußballgemeinschaft respektvoll, kritikfähig und geradeaus miteinander um.“ Hierunter fällt nach unserer Auffassung nicht das Diktat irgendwelcher schwammig formulierten Verhaltensregeln, auf deren Erstellung diejenigen Personen, die sich an sie zu halten haben, keinerlei Einfluss hatten.
Wir fragen uns, ob nicht eine Einhaltung der propagierten Werte dem Image des Vereins zuträglicher wäre, als sich häufende Verstöße gegen sie.
Wann wurde dem VfL der Verhaltenskodex zur Kenntnisnahme zugesandt und inwiefern wurde er tatsächlich von verschiedenen Vereinsverantwortlichen inhaltlich überprüft?
Der Verein Union Berlin begründet seine Absage unter Anderem damit, dass der zu unterschreibende Verhaltenskodex den Vereinen erst am Vortag der Veranstaltung um 16:45 Uhr zugesandt wurde. War dies tatsächlich der Fall?
Wenn ja, fragen wir uns, ob eine tatsächliche inhaltliche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Punkten beim VfL erfolgt ist und mit wem diese abgesprochen wurde.
Sind dem VfL die Bedeutung und Tragweite der verschiedenen Beschlüsse sowie der Art und Weise der Abhaltung des Sicherheitsgipfels für die Fanbasis klar?
Hier muss vorweg genommen werden, dass insbesondere das Feld der Teilnehmer der Konferenz für großes Unverständnis seitens der Fans gesorgt hat. Wie erklären Sie, dass bei einer Veranstaltung bei der es um Fans geht, kein einziger Fanvertreter vor Ort war? Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei der gesamten Konferenz keineswegs um eine inhaltliche Debatte ging, sondern lediglich um das möglichst öffentlichkeitswirksame Präsentieren verschärfter repressiver Maßnahmen. Es wurde glasklar das Signal gesendet, dass man bei der Fanarbeit seitens der Vereine keinen Wert mehr darauf legt, Fans Mitspracherecht zu gewähren, auch wenn in den offiziellen Verlautbarungen logischerweise das Gegenteil behauptet wird.
In unseren Augen wurde, lediglich um den objektiven Schein zu wahren, verkündet, man erhöhe auch die Zuwendung für Fanprojekte und andere Präventivmaßnahmen. Doch was nützen die Fanprojekte, wenn nicht einmal sie zu einer solchen Veranstaltung geladen werden? Und was nützt das Ganze dem Achtzehnjährigen, der wegen einer Dummheit aufgrund der neuen Stadionverbotsrichtlinien eventuell erst mit knapp 30 Jahren wieder ein deutsches Stadion betreten darf?
Dies ist nur ein Auszug aus den Absurditäten, die sich bei einem genauen Blick unsererseits auf die Beschlüsse der Konferenz ergeben haben. Und das alles hat der VfL für derart gut befunden, dass er den Verhaltenskodex als Ergebnis des so genannten Gipfels unterschrieben hat?
Uns drängt sich der Eindruck auf, dass es der Veranstaltung zu keinem Zeitpunkt um einen konstruktiven Dialog mit den Fans oder zumindest eine ergebnisoffene Debatte unter den Vereinen ging, sondern lediglich um eine öffentlichkeitswirksame Inszenierung einer härteren Gangart gegen Fußballfans. Dass unser VfL sich dieser Art von Symbolpolitik nicht entzogen hat, enttäuscht uns. Man hat hier eine Chance verpasst, sich demonstrativ hinter seine Anhänger zu stellen. Dies wäre insbesondere aufgrund der Treue der VfL-Anhänger trotz der sportlich schwierigen letzten Jahre ein feiner Schachzug gewesen, welcher leider nicht erfolgt ist.
Dennoch möchten wir abermals betonen, dass wir jederzeit zu einem Dialog bereit sind, solange er tatsächlich auf Augenhöhe geführt wird. Zudem sei nochmals gesagt, dass sich der geäußerte Unmut keinesfalls gegen Sie, Herr Todt, als Sportvorstand in Ihrer eigentlichen Funktion richtet, sondern gegen ihr konkretes Handeln in diesem Fall und die oben beschriebenen Umstände.
Mit blau-weißen Grüßen und in der Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison
Ultras Bochum 1999
sUBoles
Fanatics Bochum 2007
Caramba Bochum
Commando-Bochum´93
Fairplay 1848
Blau-Weiße Freunde von Block A
La Onda
1848er
Voll Blau Bochum
Generation Blau
Supreme Corps 1998
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Das Thema „Sicherheit im Stadion” beschäftigt derzeit Fans, Vereinsverantwortliche, Verbände und auch politische Vertreter. Die Teilnahme des VfL Bochum 1848 am Sicherheitsgipfel in Berlin haben zwölf VfL-Fanclubs zum Anlass genommen, einen Offenen Brief an Jens Todt zu schreiben. Nachfolgend eine Stellungnahme der Vorstandsmitglieder des VfL sowie der Offene Brief.
Die Stellungnahme des Vorstands des VfL Bochum 1848:
„Liebe Fans des VfL Bochum 1848,
nach vermehrten Ausschreitungen beim Bundesliga-Finale und den Relegationsspielen der letzten Saison wurden verschiedene Forderungen auf politischer Seite laut. Man drohte mit drakonischen Vorgehensweisen durch den Staat, unter anderem mit der Abschaffung der Stehplätze und einer finanziellen Beteiligung der Vereine an Polizeieinsätzen. Vor diesem Hintergrund war es sinnvoll und mehr als nötig, dass sich die Vereine und Verbände mit dem Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich und dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier, zusammengesetzt haben. So konnten Missverständnisse aus dem Weg geräumt und eine gemeinsame generelle Linie in Bezug auf die Gewährleistung von Sicherheit in den deutschen Stadien festgelegt werden.
Denn eines ist sicher: Wenn es uns als Clubs in Zusammenarbeit mit der DFL und dem DFB nicht gelingt, Ausschreitungen wie bei den genannten Spielen oder auch Vorfälle wie die beim und rund um unser Auswärtsspiel in Paderborn in der vergangenen Saison zu verhindern, wird sich die Politik vermehrt einschalten. Dann verliert die Sportgerichtsbarkeit an Bedeutung, und unsere einzigartige Fankultur, die zurecht immer wieder gelobt wird und auf die wir stolz sein können, ist in großer Gefahr.
In unseren Augen sind die Ergebnisse der Sicherheitskonferenz als Erfolg zu werten. Beide Seiten – Vereine und Verbände auf der einen und die politischen Vertreter auf der anderen – haben sich für den Erhalt der Stehplätze ausgesprochen. Zudem wurden in einem Verhaltenskodex allgemein gültige Spielregeln für ein friedliches und gewaltfreies Miteinander im Stadion fixiert.
Wobei es hier um grundsätzliche Regelungen geht, die für die große Mehrheit der Stadionbesucher eine Selbstverständlichkeit sind und in unseren Augen ohnehin nicht verhandelbar sind. Gewalt wird unter keinen Umständen in unseren Stadien toleriert und wird konsequent bestraft. Auch der Einsatz von Pyrotechnik ist für uns nicht verhandelbar, und zwar sowohl aus rechtlichen Gründen als auch aus unserer Überzeugung und Verantwortung als Vorstände des VfL Bochum 1848 heraus. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich beim Abbrennen dieser sehr gefährlichen Feuerwerkskörper um eine Straftat oder eine Ordnungswidrigkeit handelt. Fakt ist: Weder die zuständigen Behörden würden den Einsatz erlauben, noch würden wir als Veranstalter mit einer entsprechenden Verpflichtung allen Stadionbesuchern gegenüber einer solchen Nutzung zustimmen können. Pyrotechnik, die bis zu 2500 Grad heiß wird, ist in Fußballstadien nicht zu kontrollieren und kann schwere Verbrennungen und Atembeschwerden verursachen. Weil die Sicherheit aller Besucher für uns an erster Stelle steht, gibt es in dieser Frage keinen Handlungsspielraum.
Weitere Maßnahmen werden in dem Verhaltenskodex lediglich abstrahiert und sollen in nächster Zeit vor Ort mit Fanvertretern und interessierten Anhängern erörtert und konkretisiert werden. Uns ist natürlich bewusst, dass wir als Verein nur gemeinsam mit unseren Fans, den zuständigen Sicherheitsbehörden und dem Fanprojekt die Sicherheit im rewirpowerSTADION gewährleisten können. Aus diesem Grund stehen wir schon seit Jahren mit diesen Gruppen im Dialog. Es gibt auf der einen Seite verschiedene Sicherheitsbesprechungen, auf der anderen Seite bieten wir immer wieder Fan-Veranstaltungen zu diesem Thema an. Unser Sicherheitsbeauftragter und unser Fanbeauftragter haben beispielsweise noch in der letzten Saison auf einem Fiege Fan-Abend sich zu diesem Thema der Diskussion gestellt. Bei verschiedenen Fanclubvertreterversammlungen stand „Sicherheit im Stadion“ auf der Tagesordnung und auch beim Mitgliederforum konnten Anhänger des Vereins direkt mit der Fanbetreuung bzw. dem Vorstand ins Gespräch kommen. Nicht zu vergessen: Verteilt über das Jahr gibt es immer wieder Veranstaltungen, bei denen wir als Vorstandsmitglieder vor Ort sind. Auch hier ist es möglich und erwünscht, uns direkt anzusprechen. Gleiches gilt natürlich auch für unsere Fanbetreuung. Dirk Michalowski und Jascha Dröge stehen hier jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung.
Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass wir im Vergleich zu den Absichtserklärungen von Berlin vor Ort in Bochum schon um einiges weiter sind. So haben wir nach ausgiebigen Gesprächen mit Fans im vergangenen Jahr als erster Verein in Deutschland eine unabhängige Kommission gebildet, die sich mit Stadionverboten befasst. Dort sitzen Experten aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens, die über die vorliegenden Fälle diskutieren, betroffene Anhänger anhören und dann eine Empfehlung aussprechen. DFL, DFB und viele Vereine beobachten sehr interessiert die Arbeit dieser Kommission, die Modellcharakter für den Fußball besitzt.
Wie die Vorgaben der Sicherheitskonferenz in Bochum vor Ort umgesetzt werden können, wird zudem Thema bei der nächsten Fanclubvertreterversammlung sein, die am 25. September stattfindet. Dann besteht die nächste Gelegenheit, sich auf Arbeitsebene als interessierter Anhänger einzubringen.
Ansgar Schwenken und Jens Todt
Vorstand des VfL Bochum 1848 Fußballgemeinschaft e.V.“
Der Offene Brief:
Sehr geehrter Herr Todt,
im Folgenden möchten wir unsere Irritationen bezüglich der Teilnahme des VfL Bochum 1848 am Sicherheitsgipfel am 17. Juli in Berlin zum Ausdruck bringen. Wir möchten dies absolut unabhängig von Ihrer Arbeit im sportlichen Bereich verstanden wissen. Wir wenden uns an Sie, da Sie den VfL vor Ort repräsentiert und mit ihrer Unterschrift unter dem verabschiedeten Verhaltenskodex das Einverständnis des Vereins mit den dort getroffenen Beschlüssen dokumentiert haben. Uns stellen sich bei Betrachtung der Vorgehensweise der Beteiligten und der Resultate der Veranstaltung einige Fragen, welche wir Ihnen hier stellen und jeweils kurz erläutern möchten.
Warum nahm der VfL, konkret in Form Ihrer Person, teil?
Wir erachten es als überaus verwunderlich, dass unser Verein, der sich allerorts mit seiner – teils sicherlich existenten – Nähe zu seinen Fans brüstet, diese in einer solch schwerwiegenden Entscheidung, wie der Teilnahme an der Konferenz und der Verabschiedung der dort getroffenen Beschlüsse, schlichtweg übergeht. Es werden Mitgliederforen veranstaltet, eine Stadionverbotskommission eingerichtet und im Leitbild (dazu später mehr) die vermeintliche Nähe manifestiert und bei der Entscheidung zur Teilnahme am Sicherheitsgipfel alle selbst auferlegten Grundsätze über Bord geworfen.
Wurden Alternativen zur Teilnahme und Unterzeichnung überhaupt in Betracht gezogen?
Unserer Meinung nach gehört es zur Pflicht eines professionell geführten Vereins, der sich selbst als mündig erachtet, stets auch andere Entscheidungsmöglichkeiten als die allgemein von ihm erwarteten zu prüfen und insbesondere die Wirkung öffentlichkeitswirksamer Entscheidungen wie in diesem Fall in Betracht zu ziehen. Wir beobachten jedoch verstärkt, dass sich der derzeitige Trend unter den Vereinen der Bundesligen dahin verschiebt, dass höheren Instanzen, wie dem DFB oder in diesem Fall der Politik, mehr oder weniger blind gehorcht wird und kaum vom vorgesehenen Weg abgewichen wird. Dass es auch anders geht, bewiesen im Fall der Sicherheitskonferenz die Vertreter von Union Berlin, welche nicht teilnahmen.
Wie vereinbart der VfL seine Teilnahme, ohne zuvor einen Dialog mit seinen Mitgliedern geführt zu haben, mit seinem Leitbild?
Wie bereits erwähnt, sind wir insbesondere enttäuscht wegen des Ignorierens des immerhin selbst auferlegten Leitbilds des Vereins. Wir vermissen abermals eine konsequente Umsetzung des Leitbilds, die in diesem Fall zwangsläufig den Dialog mit den eigenen Mitgliedern bedeutet hätte, anstatt ohne Rücksprache irgendwelche Maßnahmen zu beschließen und einen Kodex über die Köpfe der Anhänger hinweg zu signieren. So heißt es im Leitbild unter der Überschrift soziale Verantwortung: „Wir verpflichten uns den Werten des Sports: Toleranz, Fairplay, Solidarität und Gleichheit leben wir vor.“ Wo bleibt denn die Solidarität und das Fairplay seitens der Verantwortlichen gegenüber den Fans? Wäre es nicht fairer gewesen, wenn die Fans auch ein Wort mitzureden gehabt hätten? Darüber hinaus schmückt man sich mit dem Begriff „Unbeugsam“. Gilt dieses Schlagwort etwa nur für sportliche Belange und wird ansonsten außer Acht gelassen? Denn unbeugsam war Ihr Handeln in diesem Fall beim besten Willen nicht. Es wird hier eher der Eindruck erweckt, dass man in brenzligen Situationen eher auf Opportunismus als auf Unbeugsamkeit setzt. Zu guter Letzt heißt es zudem im Leitbild unter dem Schlagwort „Nah“: „Wir sind füreinander ansprechbar und gehen in unserer Fußballgemeinschaft respektvoll, kritikfähig und geradeaus miteinander um.“ Hierunter fällt nach unserer Auffassung nicht das Diktat irgendwelcher schwammig formulierten Verhaltensregeln, auf deren Erstellung diejenigen Personen, die sich an sie zu halten haben, keinerlei Einfluss hatten.
Wir fragen uns, ob nicht eine Einhaltung der propagierten Werte dem Image des Vereins zuträglicher wäre, als sich häufende Verstöße gegen sie.
Wann wurde dem VfL der Verhaltenskodex zur Kenntnisnahme zugesandt und inwiefern wurde er tatsächlich von verschiedenen Vereinsverantwortlichen inhaltlich überprüft?
Der Verein Union Berlin begründet seine Absage unter Anderem damit, dass der zu unterschreibende Verhaltenskodex den Vereinen erst am Vortag der Veranstaltung um 16:45 Uhr zugesandt wurde. War dies tatsächlich der Fall?
Wenn ja, fragen wir uns, ob eine tatsächliche inhaltliche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Punkten beim VfL erfolgt ist und mit wem diese abgesprochen wurde.
Sind dem VfL die Bedeutung und Tragweite der verschiedenen Beschlüsse sowie der Art und Weise der Abhaltung des Sicherheitsgipfels für die Fanbasis klar?
Hier muss vorweg genommen werden, dass insbesondere das Feld der Teilnehmer der Konferenz für großes Unverständnis seitens der Fans gesorgt hat. Wie erklären Sie, dass bei einer Veranstaltung bei der es um Fans geht, kein einziger Fanvertreter vor Ort war? Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei der gesamten Konferenz keineswegs um eine inhaltliche Debatte ging, sondern lediglich um das möglichst öffentlichkeitswirksame Präsentieren verschärfter repressiver Maßnahmen. Es wurde glasklar das Signal gesendet, dass man bei der Fanarbeit seitens der Vereine keinen Wert mehr darauf legt, Fans Mitspracherecht zu gewähren, auch wenn in den offiziellen Verlautbarungen logischerweise das Gegenteil behauptet wird.
In unseren Augen wurde, lediglich um den objektiven Schein zu wahren, verkündet, man erhöhe auch die Zuwendung für Fanprojekte und andere Präventivmaßnahmen. Doch was nützen die Fanprojekte, wenn nicht einmal sie zu einer solchen Veranstaltung geladen werden? Und was nützt das Ganze dem Achtzehnjährigen, der wegen einer Dummheit aufgrund der neuen Stadionverbotsrichtlinien eventuell erst mit knapp 30 Jahren wieder ein deutsches Stadion betreten darf?
Dies ist nur ein Auszug aus den Absurditäten, die sich bei einem genauen Blick unsererseits auf die Beschlüsse der Konferenz ergeben haben. Und das alles hat der VfL für derart gut befunden, dass er den Verhaltenskodex als Ergebnis des so genannten Gipfels unterschrieben hat?
Uns drängt sich der Eindruck auf, dass es der Veranstaltung zu keinem Zeitpunkt um einen konstruktiven Dialog mit den Fans oder zumindest eine ergebnisoffene Debatte unter den Vereinen ging, sondern lediglich um eine öffentlichkeitswirksame Inszenierung einer härteren Gangart gegen Fußballfans. Dass unser VfL sich dieser Art von Symbolpolitik nicht entzogen hat, enttäuscht uns. Man hat hier eine Chance verpasst, sich demonstrativ hinter seine Anhänger zu stellen. Dies wäre insbesondere aufgrund der Treue der VfL-Anhänger trotz der sportlich schwierigen letzten Jahre ein feiner Schachzug gewesen, welcher leider nicht erfolgt ist.
Dennoch möchten wir abermals betonen, dass wir jederzeit zu einem Dialog bereit sind, solange er tatsächlich auf Augenhöhe geführt wird. Zudem sei nochmals gesagt, dass sich der geäußerte Unmut keinesfalls gegen Sie, Herr Todt, als Sportvorstand in Ihrer eigentlichen Funktion richtet, sondern gegen ihr konkretes Handeln in diesem Fall und die oben beschriebenen Umstände.
Mit blau-weißen Grüßen und in der Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison
Ultras Bochum 1999
sUBoles
Fanatics Bochum 2007
Caramba Bochum
Commando-Bochum´93
Fairplay 1848
Blau-Weiße Freunde von Block A
La Onda
1848er
Voll Blau Bochum
Generation Blau
Supreme Corps 1998
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."